Geduld der Investoren: KI-Erkenntnisse bleiben hinter den Erwartungen zurück
Investoren zeigen zunehmende Ungeduld, wenn es um die KI-Einnahmeversprechen großer Technologieunternehmen wie Alphabet, Microsoft und Amazon geht. Während der letzten Berichtssaison bewiesen zahlreiche Unternehmen ihren kontinuierlichen Drang, in ambitionierte KI-Projekte zu investieren, ohne jedoch konkreten Einblick in den zu erwartenden finanziellen Nutzen zu gewähren.
Die Muttergesellschaft von Google, Alphabet, investierte im letzten Quartal 13 Milliarden US-Dollar in den Ausbau ihrer KI-Infrastruktur, eine Steigerung gegenüber den 12 Milliarden US-Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Microsoft erhöhte seine Ausgaben von 10,7 Milliarden auf 19 Milliarden US-Dollar, während Amazon verkündete, dass sie im ersten Halbjahr 30 Milliarden US-Dollar für ihre Amazon Web Services Plattform aufgewendet hätten.
Trotz dieser massiven Ausgaben bleibt die Kommunikation über konkrete KI-Einnahmen vage. Unternehmen neigen dazu, lediglich Wachstumsprozentsätze zu bieten, die auf KI zurückzuführen sind, oder sie verweisen schlicht auf ihre allgemeinen Cloud-Service-Einnahmen.
„[Generative KI] bringt momentan noch nicht die erwarteten Vorteile, egal ob in Bezug auf den Markt-Hype oder basierend auf den Erwartungen der Kunden“, erläutert Gartner-Analyst Arun Chandrasekaran. Diese Vorteile werden zweifellos zum Vorschein kommen, sobald generative KI-Technologien ausgereifter sind. Doch dieser Prozess geschieht nicht über Nacht.
Zwei zentrale Probleme stehen derzeit im Raum. Erstens, die rasche Einführung neuer KI-Modelle und Plattformen überfordert die Kunden, und zweitens ist die Technologie noch relativ neu. CIOs empfinden den Innovationsschub als zu hektisch und wünschen sich eine langsamere Entwicklung, bei der die Funktionalität neuer Modelle vor der Einführung gewährleistet wird.
Ari Lightman, Professor für digitale Medien und Marketing an der Heinz College of Information Systems and Public Policy der Carnegie Mellon University, meint dazu: „Es wird einige Zeit dauern, bis klar wird, wie Unternehmen KI effektiv einsetzen können.“
Der Wunsch der Investoren, ähnlich spektakuläre Kursgewinne und Umsatzsprünge wie bei Nvidia zu sehen, wird nur schwer erfüllt werden können. Während Nvidia durch den Verkauf von KI-Chips massive Einnahmen erzielt, benötigen die großen Technikfirmen noch Zeit, um ihre KI-Software zu entwickeln und ihren Kunden anzubieten.
Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2025 meldete Nvidia Einnahmen von 26 Milliarden US-Dollar, fast so viel wie der gesamte Umsatz des Unternehmens im Jahr 2023. Der Erfolg des Unternehmens beruht auf dem Verkauf seiner KI-Chips, welche eine essentielle Grundlage für die KI-Bemühungen anderer Tech-Giganten darstellen.
Größere Cloud-Anbieter benötigen weitere Jahre, um ihre KI-Software zu entwickeln und basierend auf Kundenfeedback zu optimieren. Daher sehen Softwarehersteller nicht dieselben enormen Renditen aus ihren Investitionen wie Nvidia.
Christopher Gilchrist, Principal Analyst bei Forrester, betont, dass die hohen Erwartungen des Marktes hinsichtlich des künftigen Wachstums des KI-Marktes nicht unrealistisch sind. Jedoch seien die zeitlichen Vorstellungen der Aktionäre und Marktteilnehmer nicht realistisch.
In ihrem jüngsten Quartalsbericht gab Microsoft an, dass die KI-Bemühungen zu einem Wachstum von 8 Punkten im Azure-Geschäft geführt haben. Ohne klare Angaben zu den Einnahmen des Azure-Segments bleibt diese Zahl jedoch wenig aussagekräftig. Ähnlich verfahren auch Google und Amazon.
Experten wie Gilchrist prognostizieren, dass Unternehmen wie Microsoft, Google und Amazon innerhalb der nächsten drei Jahre mit bedeutenden Einnahmen aus dem Verkauf von KI-Software rechnen können; in manchen Fällen könnte dieser Zeitraum jedoch fünf bis sieben Jahre betragen.
Bleiben Sie also gespannt, denn es wird einige Zeit dauern, bis generative KI-Software den auf sie gesetzten Hype erfüllt.