Franziskus empfängt Erdogan im Vatikan

05. Februar 2018, 17:50 Uhr · Quelle: dpa

Rom (dpa) - Ungewöhnlich viel Zeit hat Papst Franziskus dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan bei dessen historischer Visite im Vatikan eingeräumt. 50 Minuten dauerte die Audienz am Montag. Im Mittelpunkt stand die Jerusalem-Krise.

Gesprochen wurde aber auch über den Kampf gegen Fremdenhass und Islamophobie sowie die Lage in Syrien, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu mitteilte. Laut Vatikan ging es auch um die Aufnahme zahlreicher Flüchtlinge in der Türkei und die damit verbundenen Herausforderungen.

Seit 59 Jahren war kein türkischer Präsident mehr im Vatikan empfangen worden. Mit Spannung wurde jetzt erwartet, ob das katholische Kirchenoberhaupt die Menschenrechtslage in der Türkei ansprechen würde, die sich seit dem Putschversuch 2016 und dem in der Folge verhängten und mehrmals verlängerten Ausnahmezustand verschlechtert hat. Es sei «über die Situation des Landes» gesprochen worden, teilte der Vatikan mit - nannte aber keine Details. Bei seinem Besuch 2014 in Ankara hatte der Pontifex Glaubens- und Meinungsfreiheit angemahnt.

Offen blieb auch, ob über das Vorgehen des türkischen Militärs mit verbündeten Kämpfern der Freien Syrischen Armee (FSA) gegen die kurdische Miliz YPG, die die Türkei als Terrororganisation einstuft, in Nordwestsyrien gesprochen wurde. Papst Franziskus dürfte diese neue Entwicklung des Krieges mit Sorge sehen - er beklagt immer wieder «Kriegsstürme» und richtet Appelle an die Konfliktparteien in aller Welt.

Wie so vielen seiner Besuchern - darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Palästinenserpräsident Mahmud Abbas - überreichte Franziskus Erdogan eine Medaille mit einem Friedensengel. «Das ist der Engel des Friedens, der die Teufel des Krieges erwürgt», sagte der 81-Jährige zu Erdogan. «Das Zeichen für eine Welt, die auf Frieden und Gerechtigkeit basiert.» Erdogan bedankte sich auf Italienisch. Anwesende Journalisten bezeichneten die Atmosphäre zwischen den beiden als höflich. Erdogan wurde von einer Minister-Delegation und seiner Frau Emine begleitet.

Erdogan und Franziskus hatten nach Spannungen in der Vergangenheit in der Jerusalem-Krise eine gemeinsame Linie gezeigt. Nachdem US-Präsident Donald Trump angekündigt hatte, dass die USA die für Christen, Muslime und Juden heilige Stadt Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennen, telefonierten die beiden auf Initiative des türkischen Staatschefs.

Laut Anadolu wurde bei dem Treffen im Vatikan betont, dass der Status von Jerusalem nicht geändert werden dürfe. Zudem wolle man den USA weiterhin die Bedenken über ihre Entscheidung übermitteln. Man sei sich einig gewesen, dass in der Region durch Dialog und Verhandlungen sowie unter der Einhaltung der Menschenrechte und internationalen Gesetze an Frieden und Stabilität gearbeitet werden müsse, hieß es vom Vatikan.

Der Erdogan-Besuch wurde von hohen Sicherheitsvorkehrungen begleitet. Anders als beim Besuch von US-Präsident Trump im Mai letzten Jahres war für Touristen zum Zeitpunkt der Audienz kein Durchkommen in Petersplatz-Nähe. Die Angst vor Terror und gewalttätigen Demonstrationen war in der italienischen Hauptstadt groß. 3500 Sicherheitskräfte waren Medienberichten zufolge im Einsatz.

Nach der Audienz kam es unweit des Petersdoms an der Engelsburg zu Ausschreitungen bei einer Mahnwache, zu der das kurdische Netzwerk «Rete Kurdistan» aufgerufen hatte. Die Polizei meldete zwei Festnahmen nach Handgreiflichkeiten, auf einem Bild war ein Demonstrant mit einer blutenden Wunde am Kopf zu sehen. Auf Transparenten wurde Freiheit für den inhaftierten PKK-Anführer Abdullah Öcalan gefordert. Laut Polizei hatten sich rund 150 Menschen an dem Protest beteiligt, der im Vorfeld genehmigt worden war, obwohl in großen Teilen Roms am Montag ein Demonstrationsverbot galt.

Vor seinem Rückflug in die Türkei standen für Erdogan Treffen mit Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella und Regierungschef Paolo Gentiloni an. «Wir müssen unsere bilateralen Beziehungen zu Italien verbessern», hatte Erdogan vor dem Besuch «La Stampa» gesagt. «Ex-Ministerpräsident (Silvio) Berlusconi ist ein lieber Freund und mit ihm war die Zusammenarbeit ausgezeichnet.» Zu diesem Klima müsse zurückgefunden werden.

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05.02.2018 · 17:50 Uhr
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