Fed reduziert geplante Kapitalvorgaben für Banken drastisch
Die US-Notenbank Federal Reserve hat ihre ursprünglich geplanten Kapitalanforderungen für Banken nach massivem Widerstand von Politikern und der Bankenbranche deutlich abgeschwächt. Ursprünglich war vorgesehen, die Kapitalpuffer um 19 Prozent zu erhöhen, nun soll die Anpassung nur noch neun Prozent betragen. Das betrifft insbesondere große Institute wie JPMorgan Chase und Bank of America.
Banken mit einem Vermögen zwischen 100 und 250 Milliarden Dollar sind von den neuen Eigenkapitalanforderungen größtenteils ausgenommen. Eine Ausnahme bildet jedoch die Verpflichtung, nicht realisierte Gewinne und Verluste in ihren Wertpapierportfolios in das regulatorische Kapital einzubeziehen. Dieser Kurswechsel kommt, nachdem Anfang letzten Jahres eine Reihe von Ausfällen bei Regionalbanken, beginnend mit der Silicon Valley Bank, für Aufsehen sorgte.
Michael Barr, Vizevorsitzender der Federal Reserve für Bankenaufsicht, erklärte bei einer Veranstaltung in Washington, dass die neuen Anforderungen die Rückmeldungen der Öffentlichkeit aufgreifen. Kapitalkosten könnten durchaus auf Haushalte und Unternehmen abgewälzt werden, was die Wirtschaft belasten könnte, betonte Barr.
Die überarbeitete Version, "Basel III Endgame" genannt, folgt auf monatelange Spekulationen, nachdem Fed-Chef Jay Powell bereits im März umfassende Änderungen angekündigt hatte. Kritiker innerhalb der Fed, darunter Gouverneurin Michelle Bowman und Gouverneur Chris Waller, hatten eine signifikante Überarbeitung des ursprünglichen Plans gefordert.
Barr betonte, dass es sich bei den neuen Vorschlägen um einen Zwischenschritt handelt und noch keine endgültigen Entscheidungen getroffen wurden. Der Entwurf wird bis Januar 2024 zur Diskussion gestellt, nachdem die Banken in einem intensiven Lobbying-Effort ihre Bedenken artikuliert hatten. Zu den Hauptbedenken zählte, dass die Kapitalanforderungen die Kosten für verschiedene Bankdienstleistungen erhöhen könnten.
Auch JPMorgan-Chef Jamie Dimon äußerte sich kritisch und erklärte, dass die Kapitalvorgaben inflationäre Auswirkungen haben könnten, da die höheren Kosten für Absicherungsgeschäfte auf die Verbraucher abgewälzt würden. Das jüngste Konzept ist Teil der Bemühungen, die US-Version des internationalen Basel III-Abkommens umzusetzen, das nach der Finanzkrise von 2007 bis 2009 entwickelt wurde.
Europa und Großbritannien haben die Kapitalerhöhungen bereits in einstelligen Prozentbeträgen umgesetzt und befinden sich nun in der Implementierungsphase. Die Fed plant zudem, ihre großangelegten Bankenstresstests zu überarbeiten, welche eine wichtige Rolle bei der Bestimmung der Kapitalpuffer spielen.
Obwohl die überarbeiteten Pläne noch nicht final sind, werden sie einen signifikanten Einfluss auf die Gewinne der Banken und die Kapitalrückgaben an die Aktionäre haben. Dies betonte auch Mark Mason, CFO von Citigroup, bei einer Konferenz in New York. Analysten, wie Betsy Graseck von Morgan Stanley, erwarten, dass die Banken im Oktober detailliert dazu Stellung nehmen werden.