FDP will in Ampel-Koalition ihre Handschrift deutlicher zeigen
Die FDP hat angekündigt, ihre Position in der Ampel-Koalition mit SPD und Grünen stärker durchsetzen zu wollen. Nachdem sich die Mitglieder knapp für einen Verbleib in der Regierungskoalition ausgesprochen haben, soll die Handschrift der Liberalen in Zukunft sichtbarer werden. Wolfgang Kubicki, stellvertretender Parteivorsitzender, betonte die Notwendigkeit, dass die FDP in der Koalition besser und durchsetzungsstärker werden müsse. Konstantin Kuhle, Vizefraktionschef, betonte die Bedeutung der Beharrlichkeit bei der Vertretung der eigenen Positionen, die aus ihrer Sicht richtig seien. Dazu gehöre neben einer soliden Haushalts- und Finanzpolitik auch die Reform der sozialen Sicherungssysteme, wie beispielsweise die im Koalitionsvertrag vorgesehene Aktienrente.
Beim FDP-Mitgliedervotum sprachen sich 52,2 Prozent der Teilnehmer für einen Verbleib in der Ampel-Koalition aus, während 47,8 Prozent das Bündnis beenden wollten. Die Wahlbeteiligung lag bei 35,9 Prozent, was 26.058 stimmberechtigten Mitgliedern entspricht. Die Befragung war Teil eines digitalen Votums, bei dem nur Mitglieder mit einer gelisteten E-Mail-Adresse teilnehmen konnten. Trotz des Ergebnisses hat die Befragung keine direkten Auswirkungen auf die Parteiführung, da sie gemäß der Satzung nicht an das Ergebnis gebunden ist. Es handelt sich lediglich um ein Stimmungsbild.
FDP-Parteichef Christian Lindner sieht das Ergebnis als klaren Auftrag, die liberale Profilierung in der Regierungsarbeit weiter voranzutreiben. Beim Dreikönigstreffen der Liberalen in Stuttgart am kommenden Samstag wird sich zeigen, wie diese Profilierung aussehen könnte.
Wolfgang Kubicki appelliert an die Koalitionspartner, das Land reformfähig zu machen. Insbesondere richtet er seinen Appell an die Grünen, die in den letzten Wochen eine Reihe gemeinsamer Vorhaben blockiert und torpediert haben. Kubicki mahnt zudem an, Landwirte bei der Aufstellung des noch nicht verabschiedeten Bundeshaushaltes 2024 nicht unnötig zu belasten und Veränderungen bei der Agrardieselregelung und der Kfz-Steuer für landwirtschaftliche Fahrzeuge vorzunehmen.
Konstantin Kuhle betont, dass eine Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer weiterhin liberale Inhalte in der Koalition durchsetzen will. Das Ergebnis zwingt die Partei zu konzentrierter Sacharbeit und gleichzeitig zeigt es, dass viele Mitglieder sich mit der Politik der Bundesregierung unwohl fühlen. Kuhle fordert Respekt für dieses Stimmungsbild ein.
Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Vorstandsmitglied der FDP, betrachtet das Ergebnis der Mitgliederbefragung als Ansporn. Sie sieht darin eine Bestätigung dafür, dass die Mitglieder der Ansicht sind, dass die FDP noch mehr freidemokratische Politik umsetzen sollte. Laut Strack-Zimmermann ist die Mehrheit der Meinung, dass die FDP weiterhin ihrer Verantwortung in der Regierung nachkommen soll.
Matthias Nölke, einer der Initiatoren der Mitgliederbefragung, sieht die anstehenden Haushaltsberatungen als ersten Lackmustest dafür, ob die Parteiführung das Ergebnis der Mitgliederbefragung verstanden hat. Er bezeichnete das Votum als deutlichen Warnschuss und erwartet von der Partei, dass sie sich energischer positioniert. Nölke kritisiert, dass das Land in die falsche Richtung gehe und die FDP einer Politik zur Mehrheit verhelfe, für die sie nicht gewählt wurde, insbesondere in Bezug auf Energie- und Migrationspolitik. (eulerpool-AFX)