"Familie fliegt nicht mit" - Ex-Boeing-Qualitätsmanager warnt vor gefährlichen Dreamlinern

• Whistleblower warnt vor gefährlichen Mängeln an 787-Maschinen
• Boeing hat Warnungen ignoriert
• Mangelhafte Dreamliner noch im Flugbetrieb

28 Jahre lang arbeitete John Barnett als Qualitätsmanager im Boeing-Werk in Everett (Bundesstaat Washington). Dann wurde er 2010 nach Charleston (South Carolina) versetzt, wo der neue Langstreckenjet 787 Dreamliner produziert wird. Und dort ticken die Uhren scheinbar anders.

"Die neue Führung verstand nichts von Prozeduren", erklärte Barnett in einem Interview mit "Corporate Crime Reporter". Vielmehr schien das neue Führungsteam nach dem Motto zu verfahren, dass sie die Dinge so angehen, wie es ihnen beliebt. Dies hinge wohl auch damit zusammen, dass dessen Mitglieder von der Militärsparte kamen und sich alle als Kumpels verstanden.

Schwere Sicherheitsmängel

Wie Barnett ausführte, seien die Mitarbeiter gedrängt worden, das Prozedere nicht einzuhalten, etwa indem Defekte nicht dokumentiert und Kontrollen nicht ausgeführt werden. Es sei darum gegangen, Aufgaben einfach abzuhaken, damit die Flugzeuge die Fabrik rasch verlassen und damit die Kasse klingeln lassen konnten.

Dabei habe es klein angefangen, nämlich mit dem Papierkram. So wurden in den Jahren 2011 und 2012 zunächst nur Schreibarbeiten nicht korrekt beendet. Doch in den folgenden Jahren sei es immer schlimmer geworden, kritisiert John Barnett. Es sei schließlich so weit gegangen, dass sicherheitsrelevante Probleme ignoriert wurden.

Insbesondere drei schwere Sicherheitsmängel seien nicht angegangen worden. So seien bei der Montage Titan-Splitter entstanden, die dann in Bereiche fielen, in denen sich Kabel zur Flugkontrolle und weitere elektronische Ausstattung befindet. Zum zweiten habe sein Team entdeckt, dass 25 Prozent der im Notfall für die Passagiere bestimmten Sauerstoffmasken nicht funktionieren. Und schließlich wurde nicht richtig dokumentiert, was mit beschädigten Teilen geschehe, sodass diese verloren gingen. Barnett ist jedoch überzeugt, dass viele davon - auch für die Struktur wichtige Komponenten - wieder eingebaut worden, ohne korrigiert worden zu sein.

Warnungen ignoriert

Doch obwohl John Barnett seine Bedenken laut äußerte und dabei alle im Konzern verfügbaren Wege einschlug, wurde letztlich nichts gegen diese Missstände unternommen. So habe er sich zunächst an seine direkten Vorgesetzten gewandt und, als dies nicht fruchtete, an den Konzernbereich Human Resources und schließlich sogar an den Bereich Ethik. Seine erste Beschwerde habe er in 2014 eingereicht.

Barnetts Vorgesetzte versuchten daraufhin, ihn kaltzustellen. Sie versetzten ihn in eine Abteilung, in der er auf sich allein gestellt und von anderen Qualitätsmanagern isoliert war. Doch damit nicht genug: "Sie haben mich ständig verunglimpft. Ich befand mich in einem feindlichen Arbeitsumfeld. Ich konnte nichts mehr richtig machen. Wann immer ich auf das Prozedere verwies, wurde ich angewiesen, in deren Grauzonen zu arbeiten und Möglichkeiten zu finden, die Produktion am Laufen zu halten".

Behörden informiert

Nachdem John Barnett einsah, dass er intern nichts erreichen konnte, habe er sich an die Behörden gewandt - an die Bundesluftfahrtbehörde FAA (Federal Aviation Administration) sowie an die OSHA (Occupational Safety and Health Administration), die für die Durchsetzung des Bundesarbeitssicherheitsgesetzes zuständig ist.

Während die Untersuchungen der OSHA laut Barnett noch laufen, wurde die FAA sofort aktiv und fand die Vorwürfe des Whistleblowers in Zusammenhang mit den Titan-Splittern und den verlorenen Teilen bestätigt. Was das Sauerstoffsystem anging, hatte Boeing inzwischen wohl selbst eine Untersuchung eingeleitet.

Zwar habe die FAA daraufhin Boeing verboten, weiterhin Flugzeuge mit besagten Metallsplittern auszuliefern, doch weil der Konzern der Ansicht ist, dass sie die Flugsicherheit nicht gefährdeten, hat Boeing die Käufer und Betreiber bereits ausgelieferter Maschinen nicht über diese Splitter informiert. Dies bedeute, dass rund 800 gefährdete Dreamliner im Flugbetrieb seien, kritisiert Barnett, der inzwischen nicht mehr für Boeing arbeitet.

Familie gewarnt

Der Ex-Boeing-Manager betonte, dass dies in einer Katastrophe enden könnte, und mit dieser Meinung sei er nicht allein. Aus diesem Grund würde er selbst eher seinen Flug ändern, bevor er an Bord einer 787 mitfliegen würde. Auch die Mitglieder seiner Familie habe er diesbezüglich gewarnt und gebeten, sich gegebenenfalls um ein anderes Ticket zu bemühen, um mit einem anderen Flugzeugtyp zu fliegen.

Aktie im Fokus
[finanzen.net] · 10.12.2019 · 08:15 Uhr
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