Explosionen in der Heimatstadt des getöteten Generals Ghassem Soleimani fordern zahlreiche Todesopfer
Am Todestag des ehemaligen iranischen Generals Ghassem Soleimani ereigneten sich in dessen Heimatstadt Kerman zwei Explosionen, bei denen etwa 100 Menschen ums Leben kamen. Weitere 211 Menschen wurden verletzt, berichten iranische Staatsmedien. Die Regierung bezeichnete den Vorfall als Terrorattacke. Es handelt sich um den verheerendsten Anschlag in der 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik. Die Regierung hat für Donnerstag eine Staatstrauer angeordnet.
Der Hintergrund für die Explosionen ist bislang unklar. Bisher hat sich keine Gruppe zu dem mutmaßlichen Anschlag bekannt. Die Bundesregierung und der Auswärtige Dienst der EU verurteilten den Vorfall als terroristischen Akt.
Matthew Miller, Sprecher des US-Außenministeriums, erklärte, dass die US-Regierung bisher keine unabhängigen Informationen über die Hintergründe der Explosionen habe. Es sei noch zu früh, um die Ursache festzustellen.
Terrorangriffe dieser Größenordnung sind im Iran äußerst selten. Der Gesundheitszustand vieler Verletzter ist kritisch, und es besteht die Sorge, dass die Zahl der Opfer weiter steigen könnte. Irans Gesundheitsminister Bahram Eynollahi hat sich persönlich auf den Weg gemacht, um die Versorgung der Verletzten zu überwachen.
Der iranische Innenminister Ahmad Wahidi kündigte eine entschiedene Reaktion an und versprach, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Nach seinen Angaben sind die meisten Menschen bei der zweiten Explosion ums Leben gekommen. Die genauen Hintergründe werden derzeit untersucht. UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte den Angriff auf das Schärfste und forderte, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.
Kerman ist die Heimatstadt des ehemaligen Kommandeurs der Auslandseinheiten der iranischen Revolutionswächter (IRGC), Ghassem Soleimani. Die USA hatten ihn am 3. Januar 2020 bei einem Drohnenangriff im Irak getötet. Unter den regierungstreuen Anhängern gilt Soleimani als Märtyrer. Bei seiner Beerdigung kam es zur Massenpanik mit über 50 Toten. Propagandabilder des Generals zieren auch die Wände in der Hauptstadt Teheran.
Kerman liegt in der gleichnamigen iranischen Provinz und ist von weiten Wüstengebieten umgeben. Auch am Mittwoch pilgerten Menschenmassen zu Soleimanis Grabstätte. Nur wenige Hundert Meter entfernt ereigneten sich die Explosionen. In einem live im Staatsfernsehen übertragenen Ausschnitt waren ein lauter Knall und Schreie zu hören. Auf den Videos war zu sehen, wie Panik ausbrach und Menschen vom Ort der Explosionen flüchteten.
Berichten zufolge war das Geräusch der Explosion "entsetzlich". In einer Live-Schalte des Staatsfernsehens waren Rettungskräfte zu sehen, die mit Verletzten im Hintergrund in ein Krankenhaus eilten. Auf Bildern von den Anschlagsstellen waren blutüberströmte Gehwege, beschädigte Fahrzeuge und zerfetzte Kleidungsstücke zu sehen. Die Sicherheitskräfte haben den Pilgerort abgesperrt, und Krankenhäuser wurden in Alarmbereitschaft versetzt.
Vor über einem Jahr hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einen Anschlag auf ein schiitisches Heiligtum in der Kulturmetropole Schiras für sich reklamiert. Bei dem Angriff im Oktober 2022 kamen über ein Dutzend Menschen ums Leben. (eulerpool-AFX)