Nahost

Explosionen im Libanon: Was wir wissen und was nicht

18. September 2024, 19:15 Uhr · Quelle: dpa
Nahostkonflikt - Hunderte Verletzte nach Explosion im Libanon
Foto: Marwan Naamani/dpa
Tausende Verletzte mussten im Libanon ärztlich versorgt werden.
Im Libanon explodieren gleichzeitig Hunderte kleine Funkempfänger. Die Hisbollah macht Israel für den Angriff verantwortlich. Dann folgt eine zweite Explosionswelle. Was bislang bekannt ist.

Beirut (dpa) - Als Folge der gleichzeitigen Explosion Hunderter sogenannter Pager sind am Dienstag im Libanon bisher rund 2.800 Menschen verletzt worden, mindestens zwölf Menschen starben. Unter den Verletzten sollen viele Hisbollah-Kämpfer sein, unter ihnen Mitglieder der Elitetruppe Radwan. Die proiranische Schiitenmiliz machte Israel verantwortlich und kündigte Vergeltung an. Am Tag danach folgte eine zweite Explosionswelle mit bisher 300 Verletzten und neun Toten. Viele Fragen sind noch offen.

Was wir wissen:

Die Geräte: Bei dem ersten Vorfall detonierten Pager, die das Logo der Firma Gold Apollo trugen. Die in Taiwan ansässige Marke wies eine Verbindung zu dem Vorfall von sich. Laut dem Vorstand Hsu Ching-Kuang trugen die Geräte lediglich das Logo der Firma und wurden nicht von seinem Unternehmen in Taiwan gefertigt. Auf Nachfrage erklärte Gold Apollo, dass eine in Ungarn ansässige Firma die Funkgeräte entworfen und gefertigt habe. Auch das in Medienberichten genannte Modell AR-924 werde von BAC produziert und verkauft. Die ungarische Firma BAC Consulting bestreitet dies aber. Welche Geräte am zweiten Tag genau betroffen waren, blieb zunächst unklar, bei der Hisbollah war die Rede von «Walkie-Talkies», also klassischen Funkgeräten.

Der Einsatz der Pager: Experten gehen davon aus, dass es sich bei den Pagern um ein für die Hisbollah wichtiges Kommunikationssystem handelte. Die Miliz ist demnach aus Sicherheitsgründen von Mobiltelefonen auf sie umgestiegen - unter anderem, weil bei Pagern der Aufenthaltsort nicht ermittelt werden kann. Damit - so die Logik - wären sie auch weniger anfällig für Überwachung oder Angriffe der elektronischen Kriegsführung. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hatte seine Anhänger mehrmals vor dem Gebrauch von Smartphones gewarnt. Im Februar rief er seine Kämpfer dazu auf, ihre Smartphones wegzuwerfen. 

Das Ziel des Angriffs: Im Raum steht die Vermutung, dass Israel die Geräte als Angriff auf Hisbollah-Kämpfer gezielt zur Explosion gebracht haben könnte. Auch hochrangige Hisbollah-Vertreter wurden verletzt, wie eine der Miliz nahestehende Quelle bestätigte. Explosionen wurden im gesamten Land gemeldet, vor allem in den von der Hisbollah kontrollierten Gebieten. Zugleich waren auch Zivilisten von den Folgen betroffen - unter den Toten der ersten Welle sind laut Regierung zwei Kinder.

Der Zeitpunkt des Angriffs: Lokalen Medienberichten detonierten Hunderte Funkempfänger gleichzeitig um 15.30 Uhr Ortszeit. In sozialen Medien kursieren auch Videos von Überwachungskameras mit diesen Zeitstempeln. Am zweiten Tag waren die Informationen zunächst noch spärlich.

Die Zahl der Toten und Verletzten: Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurden am Dienstag mindestens 12 Menschen getötet und etwa 2.800 weitere verletzt. Rund 300 der Verletzten schwebten in Lebensgefahr. Unter den Todesopfern seien ein acht Jahre altes Mädchen und ein elf Jahre alter Junge. 460 der Verletzten seien an Augen oder Gesicht operiert worden. Teils hätten Ärzte auch Arme oder Finger entfernen müssen. Mit etwa 1.850 Verletzten kämen die meisten Opfer aus Beirut und Umgebung. Es blieb unklar, wie viele der Opfer Zivilisten beziehungsweise Mitglieder der Hisbollah-Miliz sind. Der Iran hat erste Hilfsteams entsandt. Am zweiten Tag waren nach Behördenangaben rund 300 Verletzte und neun Tote zu beklagen.

Reaktion Israels: Israels Armee hat die Alarmbereitschaft erhöht. In Erwartung einer möglichen Reaktion der Hisbollah seien Luftabwehr, Luftwaffe und Militärgeheimdienst in Israel in erhöhte Einsatzbereitschaft versetzt worden, berichtete der israelische Armeesender. Eine Elite-Division solle außerdem im Rahmen der erhöhten Spannungen vom Gazastreifen an die Grenze zum Libanon verlegt werden. Bei der UN in New York hieß es hingegen, man rechne nun mit einem größeren israelischen Angriff, die Explosionen seien möglicherweise nur der Auftakt dazu gewesen. 

Was wir nicht wissen:

Die Hintergründe und Drahtzieher: Bislang hat niemand die Angriffe für sich reklamiert. Die Hisbollah und sein enger Verbündeter, der Iran, machen Israel und seinen Geheimdienst Mossad für die Explosionen verantwortlich. Wie in anderen Fällen zuvor hat sich Israel bislang nicht öffentlich geäußert. 

Das Vorgehen: Wie und wo die Pager manipuliert wurden, ist weitgehend noch Gegenstand von Spekulationen. In manchen Medienberichten wird davon ausgegangen, dass die Funkempfänger vermutlich von israelischen Agenten vor ihrer Lieferung in den Libanon abgefangen und mit Sprengstoff präpariert wurden. Noch weniger ist über die explodierten Geräte am Mittwoch bekannt.

Die Opfer in der Hisbollah-Führungsriege: Genaue Angaben dazu, ob zu den Opfern auch Mitglieder in der Hisbollah-Führungsriege zählen, gibt es noch nicht. Hisbollah-Chef Nasrallah hat eine Rede für Donnerstag angekündigt. Daher gehen Beobachter davon aus, dass es ihm höchstwahrscheinlich gut geht. Er lebt im Verborgenen. Es wird davon ausgegangen, dass er keine technischen Geräte bei sich führt. Libanesischen Sicherheitskreisen zufolge sollen allerdings zwei seiner Leibwächter verletzt worden sein.

Konflikte / Krieg / Nahost / Israel / Libanon / Hintergrund
18.09.2024 · 19:15 Uhr
[17 Kommentare]
Hurrikan «Milton» - Biden
Washington (dpa) - US-Präsident Joe Biden wird am Sonntag die von Hurrikan «Milton» verwüstete Region in Florida besuchen. Das teilte das Weiße Haus mit, zunächst ohne weitere Details zu nennen. Der Hurrikan hatte den Bundesstaat nur wenige Tage nach Sturm «Helene» getroffen und erneut schwere Zerstörungen angerichtet. Die Zahl der Toten im Zusammenhang mit «Milton» lag nach Zählungen mehrerer US-Medien am Freitag bei mehr als […] (01)
vor 1 Stunde
Lauren LaVera
(BANG) - 'Terrifier 3'-Star Lauren LaVera erzählte, dass der Tod ihrer Großmutter sie dazu inspirierte, ihren Traum, Schauspielerin zu werden, zu verwirklichen. Die 30-jährige Schauspielerin erhielt begeisterte Kritiken für ihre Darstellung der „Final Girl“-Figur Sienna Shaw in Damien Leones gruseliger Fortsetzung, in der ihr heldenhafter Charakter erneut gegen den mörderischen Clown Art, gespielt […] (00)
vor 3 Stunden
Apple plant keinen Smart Ring
Nach Ansicht des Bloomberg-Autors Mark Gurman hat Apple keine Pläne für einen Smart Ring, auch wenn der Konzern die Idee untersuchte. Aktuell befindet sich bei Apple kein Ring in der aktiven Entwicklung. Kein Apple Smart Ring Wie der Bloomberg-Autor Mark Gurman schrieb, hat Apple keine Pläne einen Smart Ring zu entwickeln und anzubieten, […] (00)
vor 3 Stunden
Auf ins Abenteuer: Video zeigt den neuen Dungeon „Vesper’s Host“ in Destiny 2
Mit der Veröffentlichung von Destiny 2 Episode 2: Revenant können Spieler jetzt in die neueste Dungeon „Vesper’s Host“ eintauchen. Diese spannende Erweiterung führt die Hüter in die Vesper-Station, eine verlassene Braytech-Anlage über Europa, die mehr Geheimnisse birgt, als es auf den ersten Blick scheint. Im neuesten Trailer werden nicht nur die gefallenen Feinde vorgestellt, sondern auch die […] (01)
vor 3 Stunden
Football-Spiele laufen auch bei ABC
«Dancing with the Stars» läuft derzeit noch am Montagabend, wird aber ab nächster Woche auf den Dienstag verlegt. Die Firma Disney hat entschieden, dass die Footballübertragungen von ESPN, Monday Night Football, wie im letzten Jahr zusätzlich auf ABC ausgestrahlt werden. Die Spiele am 14. und 21. Oktober sowie am 4., 18. und 25. November und am 23. Dezember 2024 werden zeitgleich ausgestrahlt. Das hatten die Verantwortlichen der Gruppe im […] (00)
vor 3 Stunden
Vor Bosnien-Herzegowina - Deutschland - Training
Zenica (dpa) - Mit den Länderspiel-Debütanten Alexander Nübel im Tor und Tim Kleindienst im Sturm bestreitet die deutsche Fußball-Nationalmannschaft das Nations-League-Spiel in Zenica gegen Bosnien-Herzegowina. Bundestrainer Julian Nagelsmann bietet am Abend in der Startelf außerdem Bayern-Profi Serge Gnabry auf, der nach einigen Verletzungen erstmals in diesem Jahr für Deutschland aufläuft. […] (01)
vor 23 Minuten
Palantir-Aktie im Höhenflug – Warum das Datenunternehmen von Krisen profitiert
Palantir Technologies polarisiert. Das Datenanalyse-Unternehmen mit Wurzeln in der Geheimdienstbranche sorgt seit Jahren für Kontroversen – und glänzt zugleich mit rasant steigenden Aktienkursen. Allein in den letzten drei Monaten kletterte der Kurs um 57,42 Prozent, seit Jahresbeginn verzeichnet Palantir ein Plus von über 153 Prozent. Diese Performance lässt die Analysten aufhorchen und die […] (00)
vor 55 Minuten
Friedhelm Loh Group beruft neues Vorstandsmitglied
Herborn, 11.10.2024 (PresseBox) - Die Friedhelm Loh Group richtet den Verbund ihrer Unternehmen auf die Zukunft aus. Der Global Player mit Sitz in Haiger, Hessen, erweitert dafür seinen Vorstand. Prof. Dr. Niko Mohr ergänzt den Vorstand um Inhaber und Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Friedhelm Loh und CFO Ralph Lindackers. Er übernimmt zusätzlich zum 1. November 2024 die Funktion des CEO von Rittal […] (00)
vor 2 Stunden
 
Autoproduktion (Archiv)
Berlin - Bernd Westphal, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, lehnt […] (20)
Davis Cup - Finale
Malaga (dpa) - Zum Abschluss seiner fantastischen Karriere strebt Tennisstar Rafael Nadal einen […] (01)
Ab 2025: Heike Hempel wird arte-Präsidentin
Bislang war Heike Hempel als Vizepräsidentin Teil des Vorstands des deutsch-französischen Kultursenders […] (00)
Mit speziellen Techniken wie der Kamerainspektion können Schäden präzise lokalisiert und […] (00)
The Precinct: Verbrechen, Verfolgungsjagden und die 80er – Demo bald verfügbar
Wer schon immer davon geträumt hat, in einem neon-getränkten 80er-Jahre-Setting als Cop durch […] (00)
Daimler Truck unter Druck: Absatzrückgänge in Europa und Asien lassen Aktie fallen
Daimler Truck steht vor einer herausfordernden Phase: Der Nutzfahrzeugriese musste im dritten […] (00)
 
 
Suchbegriff