Experteneinschätzung: Zinssenkung der Fed birgt Risiken für die US-Wirtschaft
JPMorgan Asset Managements Chefstratege David Kelly betonte beim Future Proof Festival gegenüber Julie Hyman und Akiko Fujita die robuste Gesundheit der US-Wirtschaft. Kelly lobte die aktuelle wirtschaftliche Situation mit einer Arbeitslosenquote von 4,2 % und einer Inflationsrate gemäß dem Verbraucherpreisindex (CPI) von 2,5 %. Diese Kennzahlen seien historisch betrachtet herausragend, da sie kumuliert niedriger als 84 % der Werte der letzten 50 Jahre seien. Kelly kritisierte die Federal Reserve jedoch dafür, die Zinsen übermäßig stark erhöht zu haben. Er argumentierte, dass frühzeitigere Zinssenkungen schonender für die Wirtschaft gewesen wären. Er warnte jedoch davor, dass ein zu aggressives Vorgehen bei Zinssenkungen die Investoren verunsichern könnte, was ein Zeichen für eine schlechter als erwartete Wirtschaftslage bedeuten würde. Kelly verwendete ein anschauliches Bild, um seine Warnung zu verdeutlichen: "Es ist wie ein Klavier aus dem vierten Stock eines Gebäudes herunterzulassen. Man muss es langsam und vorsichtig machen, weil das größte Risiko darin besteht, die Leute zu verängstigen." Eine zu schnelle Zinssenkung könnte eine Kettenreaktion auslösen, die sowohl den Arbeitsmarkt als auch den Immobilienmarkt negativ beeinflusst. Während niedrigere Zinsen die Wirtschaft stimulieren sollen, könnten die ersten Schritte paradoxerweise kontraproduktiv sein. Neben der Zinspolitik äußerte sich Kelly zu weiteren potentiellen Risiken. Obwohl kommende Präsidentschaftswahlen und die hohe Verschuldung der USA nicht als unmittelbare Bedrohungen erscheinen, stellte er fest, dass die Eindämmung dieser Schulden langfristig notwendig sei. Die bisherige Fähigkeit, erhebliche Schulden zu bekannten Konditionen aufzunehmen, spreche jedoch für die Stabilität der US-Wirtschaft. Größere Sorgen bereiten Kelly mögliche Handelskriege. Durch die parteiübergreifende Zustimmung zu Zöllen könnten diese die USA in eine Stagflation treiben. Kelly bezeichnete Zölle als "magischen Stagflationselixier," da sie gleichzeitig zu einer Wirtschaftsflaute und steigender Inflation führen könnten. Als abschließende Anmerkung merkte Kelly an, dass durch Handelskonflikte wie den der Trump-Administration mit China, die USA sich von der Globalisierung entfernt hätten. Die Implikationen dieser Politik könnten unvermeidbare Konsequenzen für die Wirtschaft mit sich bringen.