Expert warnt vor Deichbrüchen durch steigende Flusspegel und Wasserdruck
Die anhaltende Hochwassersituation und steigende Flusspegel stellen nach Aussage eines Experten zunehmend eine Bedrohung für Deiche dar. Torsten Schlurmann, Leiter des Ludwig-Franzius-Instituts für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen an der Leibniz Universität Hannover, betonte, dass der technische Hochwasserschutz und die Katastrophenhilfe bislang gut funktioniert hätten. Dennoch seien viele Deiche aufgrund der langanhaltenden Hochwasserlage mittlerweile geschwächt. Durch den erneuten Dauerregen steige die Belastung für die Deiche noch weiter an.
Schlurmann erklärte, solange sich das Wasser nicht über längere Zeit an den Deichen stauten, würden diese ausreichend vor Hochwasser schützen. Die Stabilität eines Deiches hänge jedoch von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise dem Druckgradienten zwischen dem Wasserstand im Fluss und der Landseite des Deiches, dem Baumaterial und dem Untergrund.
Eine essenzielle Aufgabe der Einsatzkräfte bestehe darin, die Deiche kontinuierlich zu überwachen, sei es durch Deichläufer vor Ort oder mithilfe von Drohnen aus der Luft. Anzeichen für einen möglichen Deichbruch könnten erkannt werden. Je höher der Wasserstand steige und je länger das Wasser eingeschlossen bleibe, desto mehr Druck werde auf den Deich ausgeübt. Dies könne dazu führen, dass Wasser Material aus dem Inneren des Deichs ausschwemme und somit die interne Tragfähigkeit verloren gehe. Wenn Wasser dann durch den Deich sickere und auf der Landseite austrete, sei dies ein sicheres Zeichen für unmittelbare Gefahr.
In solchen Fällen müssten umgehend Maßnahmen ergriffen werden, beispielsweise die Sicherung der betroffenen Stellen mit Sandsäcken in Form von Quellkaden, einer Technik der Deichverteidigung. Der Experte geht davon aus, dass eine Entspannung der Lage erst am Wochenende zu erwarten sei. (eulerpool-AFX)