Ex-VW-Chef Diess verteidigt Hybridstrategie gegen Kritik des Betriebsrats
Herbert Diess, ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Volkswagen, hat Vorwürfe zurückgewiesen, er habe Europas größten Autobauer in Bezug auf Hybridfahrzeuge „leergefegt“ zurückgelassen. Daniela Cavallo, Vorsitzende des VW-Betriebsrats, hatte am Montag kritisiert, dass Volkswagen unter Diess’ Führung Hybridtechnologien vernachlässigt habe, während deren Popularität stieg und das Interesse an Elektrofahrzeugen abflaue.
Diess, der den Konzern 2022 verließ, widersprach dieser Darstellung entschieden. Gegenüber der Financial Times erklärte er, VW habe ein „exzellentes Portfolio“ an Plug-in-Hybriden, darunter Modelle wie Tiguan, Passat und Golf. Im ersten Halbjahr 2023 waren 3 Prozent der über vier Millionen weltweit verkauften VW-Fahrzeuge Plug-in-Hybride – ein Anstieg von fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Plug-in-Hybride, die sowohl mit Strom als auch mit fossilen Brennstoffen betrieben werden können, gewinnen bei Automobilherstellern zunehmend an Bedeutung. Allerdings bleiben sie teuer, da sie auf große Batterien angewiesen sind. Im Vergleich dazu bevorzugen Verbraucher oft Vollhybride, die kostengünstiger sind und auf kleinere Batterien setzen. Toyota, Pionier der Hybridtechnologie, verkaufte im gleichen Zeitraum 5 Millionen Fahrzeuge, wovon 41 Prozent Hybride waren.
Diess erklärte, dass in seiner Amtszeit keine zusätzlichen Investitionen in Hybridfahrzeuge möglich gewesen seien, da die Technologie in Deutschland aufgrund öffentlicher Diskussionen und politischer Entscheidungen in Verruf geraten sei. Er bezeichnete dies als eine „verpasste Chance“ und argumentierte, dass Hybride sowohl ökonomisch als auch ökologisch eine bessere Alternative zu Elektrofahrzeugen seien. Längere Reichweiten bei E-Autos erforderten größere Batterien, die sowohl kostspieliger als auch umweltbelastender seien.
Diess kritisierte zudem die uneinheitliche Unterstützung der deutschen Regierung für Elektrofahrzeuge, einschließlich des abrupten Stopps von Subventionen Ende 2022 und des langsamen Ausbaus der Ladeinfrastruktur. Dies habe die Nachfrage nach Elektroautos gedämpft.
Die Kritik Cavallos kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Diess' Nachfolger Oliver Blume Entlassungen und mögliche Werksschließungen in Deutschland in Erwägung zieht, ein Bruch mit einer drei Jahrzehnte alten Beschäftigungsgarantie. Ähnliche Vorschläge kosteten Diess vor drei Jahren seinen Posten, nachdem er mit dem mächtigen VW-Betriebsrat aneinandergeraten war. Der Betriebsrat, der die Hälfte der Sitze im Aufsichtsrat kontrolliert, genießt oft die Unterstützung des Landes Niedersachsen, das 20 Prozent der Stimmrechte bei Volkswagen hält und ein starker Befürworter des Erhalts von Arbeitsplätzen in der Region ist.