Menschenrechte

EU beschließt neue Sanktionen gegen den Iran

14. November 2022, 16:51 Uhr · Quelle: dpa
Die Gewalt gegen friedliche Demonstranten im Iran sorgt in der EU für Entsetzen. Die Mitgliedstaaten reagieren nun mit neuen Strafmaßnahmen. Aus Teheran kommt scharfe Kritik an Deutschland.

Brüssel/Teheran (dpa) - Wegen der schweren Menschenrechtsverletzungen im Iran haben die EU-Staaten Sanktionen gegen den inneren Machtzirkel der Revolutionsgarden beschlossen.

Die bei einem Außenministertreffen in Brüssel beschlossenen Strafmaßnahmen sind eine weitere Reaktion auf die brutale Unterdrückung von Protesten nach dem Tod der 22-Jährigen Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte die junge Frau am 13. September festgenommen, weil sie gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstoßen haben soll. Amini starb dann am 16. September in Polizeigewahrsam.

«Wir senden ein erneutes und zwar unmissverständliches Signal an das iranische Regime», sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in Brüssel zu der Entscheidung. Die Verantwortlichen glaubten, Menschen ohne Konsequenzen unterdrücken, einschüchtern und töten zu können. Dies könnten sie allerdings nicht. Ihren Angaben zufolge sollen die Sanktionen auch die Finanzierung der Revolutionsgarden treffen. Diese sind im Iran die Eliteeinheit der Streitkräfte.

Teheran: Deutsche sollten sich Geschichte des eigenen Landes ansehen

Aus Teheran kam eine scharfe Erwiderung. «Die deutschen Behörden sollten sich die Geschichte ihres eigenen Landes ansehen, die Geschichte der Menschenrechte im Zusammenhang mit der Bewaffnung eines Aggressorregimes gegen den Iran. Deutschland ist nicht in einer Position, den Iran zu tadeln», sagte Außenamtssprecher Nasser Kanaani nach Angaben von Staatsmedien. Er sagte nicht, welches «Aggressorregime» er meinte. Teheran betrachtet Israel und die USA als Erzfeinde, auch Saudi-Arabien ist ein regionaler Rivale. Sanktionen würden den Iran nicht beeinflussen, sagte der Sprecher weiter.

Von dem neuen Paket mit Strafmaßnahmen sind nun insgesamt 32 Personen und Einrichtungen betroffen, wie aus einem nun veröffentlichten Amtsblatt der Europäischen Union hevorgeht. Sie sehen Einreiseverbote und das Einfrieren von Vermögenswerten in der EU vor. Mit Sanktionen belegt wurde etwa Press TV, der englischsprachige staatliche Auslandssender Irans, sowie das IT-Unternehmen Arvan Cloud, das bei der Einschränkung des Internets im Iran eine wichtige Rolle gespielt haben soll. Auch Großbritannien verhängte neue Sanktionen gegen führende Beamte.

Innenminister und Sittenpolizei-Mitarbeiter auf Strafliste

Neben Irans Innenminister Ahmad Wahidi wurden auch vier Mitarbeiter der iranischen Sittenpolizei, die an der Festnahme von Amini beteiligt gewesen sein sollen, auf die Strafliste gesetzt. Außerdem wurden mehrere regional tätige Offiziere der Revolutionsgarden sowie Sicherheitsbehörden mit Sanktionen belegt.

Die nun besonders ins Visier genommenen Revolutionsgarden (IRGC) sind weitaus wichtiger als die klassische Armee. Sie unterstehen direkt dem obersten Führer des Landes, Ajatollah Ali Chamenei. Dieser hat in allen strategischen Belangen das letzte Wort. Die Einheit hat auch großen politischen und wirtschaftlichen Einfluss im Land. Jüngst verlangte der Kommandeur der Revolutionsgarden, Hussein Salami, in einer Rede ein Ende der Demonstrationen. «Die Demonstranten sollten die Geduld des Systems nicht überstrapazieren», warnte er.

Mindestens 340 Menschen bei Protesten getötet

Nach Angaben von Menschenrechtlern wurden bisher fast 15.000 Teilnehmer von Demonstrationen gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamischen Herrschaftssystem festgenommen. Die Regierung in Teheran hat diese Zahlen nicht bestätigt, aber auch keine anderen angegeben. Laut der Organisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) in den USA sind bei den Protesten mindestens 340 Menschen getötet worden.

Bereits Mitte Oktober hatte die EU ein erstes Sanktionspaket wegen der Geschehnisse im Iran beschlossen. Es richtete sich gegen die iranische Sittenpolizei und mehr als ein Dutzend weitere Personen und Organisationen. Auch damals wurden schon Mitglieder der Basidsch-Milizen sanktioniert, die von der EU für den Tod mehrerer Demonstranten verantwortlich gemacht werden. Die Basidsch-Milizen sind eine aus Freiwilligen rekrutierte paramilitärische Organisation unter Leitung der Revolutionsgarden.

Unabhängig von den Sanktionen wegen Menschenrechtsverletzungen verhängte die EU jüngst auch neue Sanktionen gegen den Iran wegen der Unterstützung des russischen Kriegs gegen die Ukraine. Von ihnen sind bislang das Unternehmen Shahed Aviation Industries sowie drei ranghohe Militärs betroffen. Sie sind nach Auffassung der EU an der Entwicklung und Lieferung von Kampfdrohnen an Russland beteiligt, die von den russischen Streitkräften im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt werden.

Politik / EU / Konflikte / Menschenrechte / Proteste / Sanktionen / Teheran / Annalena Baerbock / Europa / Iran
14.11.2022 · 16:51 Uhr
[0 Kommentare]
Fridays for Future
Berlin (dpa) - Mit Protesten und Kundgebungen an rund 110 Orten in Deutschland will die Klimaschutzbewegung Fridays for Future an diesem Freitag eine ihrer Ansicht nach wachsende «Anti-Klima-Stimmung» hierzulande anprangern. «Und diese Stimmung kommt von rechts», sagte die Sprecherin Carla Reemtsma der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Das reiche von gezielten «Desinformations- und […] (00)
vor 1 Stunde
Florence Pugh
(BANG) - Florence Pugh bestätigte, dass sie in einer neuen Beziehung ist. Die 'We Live In Time'-Schauspielerin, die bis zu ihrer Trennung im Jahr 2022 drei Jahre lang mit dem 'Scrubs'-Star Zac Braff liiert war, beschrieb „das Verlieben“ als magisch, als sie von ihrer aufblühenden neuen Romanze schwärmte. Pugh verriet in einem Gespräch gegenüber dem britischen 'Vogue'-Magazin: „Ich bin [in einer […] (00)
vor 13 Stunden
Screenshot vom Spiel «Nobody Wants to Die»
Berlin (dpa/tmn) - Wir schreiben das Jahr 2329: Inmitten einer dystopischen Zukunft ertränkt James Karra, ein vom Schicksal geschlagener Detective, seine Sorgen im Alkohol. Er ist 120 Jahre alt, was man ihm jedoch gar nicht ansieht, denn in dieser Zukunft ist der Tod erst der Anfang. Dank einer modernen Technologie lässt sich das Bewusstsein eines Menschen in Gedächtnisdatenbanken lagern und kann […] (00)
vor 6 Stunden
Red Dead Redemption: Kommt 2024 endlich der PC-Port?
Noch vor GTA 6 wird Rockstar Games ein Spiel für den PC veröffentlichen. Und das ziemlich bald. Zumindest stand es so im „PlayStation Store“ geschrieben. Ja, richtig gelesen: im PlayStation Store! Laut einer (mittlerweile gelöschten) Auflistung können Spieler bald „die epischen Westernabenteuer erleben, die eine ganze Generation geprägt haben – jetzt zum allerersten Mal auf dem PC.“ Laut unserem […] (00)
vor 9 Stunden
David Schwimmer
(BANG) - David Schwimmer ist der Meinung, dass er ein „Filmstar“ geworden wäre, wenn er 'Men in Black' nicht abgelehnt hätte. Der ehemalige 'Friends'-Schauspieler weiß immer noch nicht, ob er „die richtige Entscheidung getroffen“ hat, als er das Angebot, in dem Blockbuster von 1997 mitzuspielen, ablehnte. David erzählte, dass er damals vor der „brutalen“ Entscheidung gestanden habe, entweder für […] (01)
vor 15 Stunden
Sommerwetter an der Ostsee
Hannover/Bad Nenndorf (dpa) - Sommer, Sonne, Ferien - und dann die Vorsicht vergessen: Bei Badeunfällen in deutschen Gewässern sind bis zum Ende des Sommers so viele Menschen gestorben wie seit Jahren nicht. Im laufenden Jahr ertranken bis zum Stichtag 10. September laut einer Statistik 353 Menschen - im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 278 tödliche Badeunfälle, 2019 waren es bis zu diesem […] (00)
vor 27 Minuten
Drei Fonds, die Ihr Depot stabil und zukunftssicher machen
Wer erfolgreich investieren will, muss nicht ständig die heißesten Aktien tippen oder auf das nächste große Ding warten. Stattdessen zählt, wie gut ein Depot strukturiert ist. Das Erfolgsgeheimnis heißt Asset-Allocation – die richtige Mischung von Anlageklassen. Und genau hier kommen drei Fonds ins Spiel, die jedes Portfolio nicht nur stabil, sondern auch zukunftssicher machen. 1. Vanguard FTSE All-World ETF: Das […] (00)
vor 9 Stunden
Novitas BKK und OB Sören Link präsentieren das Duisburger Beispiel
Duisburg, 18.09.2024 (lifePR) - „Wenn ein Kind schwer erkrankt, kann das für eine Familie die Hölle sein“, sagt Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link, „und wenn dann jemand kommt, der Ihnen da hindurchhilft, dann ist das ein Gottesgeschenk.“ Für genau diese Art Arbeit haben die Novitas BKK und OB Sören Link heute im Mercatorzimmer des Rathauses den Bunten Kreis Duisburg e. V. – Niederrhein und westliches Ruhrgebiet als das „Duisburger Beispiel […] (00)
vor 12 Stunden
 
Nahostkonflikt - Explosionen im Libanon
Tel Aviv/Beirut (dpa) - Nach den Explosionen elektronischer Kommunikationsgeräte im Libanon mit […] (01)
Slipknot
(BANG) - Shawn „Clown“ Crahan hat zugegeben, dass die Beziehung zwischen den Bandmitgliedern […] (01)
McKinsey lockt mit Top-Gehältern: Doch was steckt hinter dem Traumjob in der Beratung?
Wenn es um Traumjobs für BWL-Absolventen geht, steht McKinsey ganz oben auf der Liste. Die […] (00)
«Rebel Ridge» holt sich 38 Millionen Abrufe
Jeremy Saulniers Hochgeschwindigkeits-Thriller Rebel Ridge hielt sich mit 38,6 Millionen Aufrufen auf […] (00)
Toto Schillaci
Rom (dpa) - Italien trauert um einen seiner populärsten Fußball-Helden. Salvatore «Toto» […] (04)
iWork für iOS 18 und iPadOS 18 bringt neue Funktionen
Nach dem Start der Betriebssysteme iOS 18 und iPadOS 18 hat Apple mit der Einführung eines […] (00)
 
 
Suchbegriff