Erster Jahrestag des Terrorangriffs: Gedenken an Opfer und Herausforderungen für jüdische Gemeinden in Deutschland
Am Jahrestag des Terrorangriffs der Hamas auf Israel wird nicht nur in Deutschland, sondern weltweit der Opfer gedacht. In Berlin, am Brandenburger Tor, sowie an vielen anderen Orten verlasen Aktivisten die Namen von 1.170 Ermordeten und 255 Entführten. Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz beteiligen sich an den Gedenkveranstaltungen in Berlin und Hamburg. Der Zentralrat der Juden in Deutschland beschreibt in einem aktuellen Lagebericht die kritische Sicherheitslage für jüdische Gemeinden seit dem Angriff. Antisemitische Vorfälle wie Schmierereien und Drohanrufe sind weit verbreitet, fast die Hälfte der Gemeinden hat solche Vorfälle registriert. Eine überwältigende Mehrheit, 82 Prozent der jüdischen Gemeinschaftsführer, berichtet von einem unsichereren Klima, einem Anstieg im Vergleich zur Umfrage Ende 2023. Kulturstaatsministerin Claudia Roth betonte die dringliche Notwendigkeit, Antisemitismus zu bekämpfen. Die jüngsten Ereignisse seien ein beschämendes Echo der dunkelsten Seiten der deutschen Geschichte. Seit dem Angriff und dem darauffolgenden Krieg in Gaza sind antisemitische Vorfälle weltweit gestiegen, in Deutschland fast täglich propalästinensische Demonstrationen. Bundesweit sind über 2.000 Polizisten im Einsatz, um die Sicherheit bei Gedenkveranstaltungen und Demonstrationen zu gewährleisten. In Hamburg wird in der Synagoge Hohe Weide eine Zeremonie mit Kanzler Scholz abgehalten, in München erwartet man unter anderem Charlotte Knobloch und Ministerpräsident Markus Söder. Der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein warnt vor einer Verharmlosung von Islamisten in Deutschland und einer Verhärtung des Diskurses. Thorsten Frei von der Unionsfraktion im Bundestag fordert einen stärkeren Schutz der jüdischen Bevölkerung und kritisiert propalästinensische Demonstrationen scharf. Die stille Solidarität mit Israel scheint nachzulassen, eine Entwicklung, die in der Gesellschaft allgemein eine abstumpfende Wirkung in Bezug auf Antisemitismus vermuten lässt.