Erneutes Großverfahren im VW-Dieselskandal: Die juristische Aufarbeitung geht weiter
Die juristische Aufklärung des VW-Dieselskandals erfährt mit einem weiteren groß angelegten Verfahren am Landgericht Braunschweig eine neue Dimension. In diesem spektakulären Fall werden die mutmaßlichen Verstrickungen von fünf Angeklagten aus dem Kreis ehemaliger Volkswagen-Führungskräfte untersucht.
Die Verhandlung könnte sich bis Ende 2026 hinziehen und beleuchtet einen der markantesten Wirtschaftsskandale Deutschlands. Die Anklage lastet den vier Männern und einer Frau an, ihre Positionen in entscheidenden Abteilungen des Unternehmens ausgenutzt zu haben, um Abgaswerte mithilfe manipulierter Software-Codes zu fälschen.
Diese Programme führten dazu, dass bei Tests eine weit geringere Emissionsbelastung festgestellt wurde als im realen Straßenverkehr. Die damaligen Manager sollen nicht nur Kenntnis von den Täuschungen gehabt, sondern aktiv daran mitgewirkt haben.
Die Vorwürfe, die bis ins Jahr 2006 zurückreichen, drehen sich um gewerbsmäßigen Betrug in Verbindung mit Steuerhinterziehung und strafbarer Werbung. Der finanzielle Schaden durch den Verkauf von etwa neun Millionen Fahrzeugen in Europa und den USA beläuft sich auf mehrere Milliarden Euro.
Die möglichen strafrechtlichen Konsequenzen sind beträchtlich, wobei Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren im Raum stehen. Bereits frühere Prozesse, darunter die Verurteilung des Ex-Audi-Chefs Rupert Stadler zu Bewährung und die Verhaftung internationaler Manager, zeigen die Ernsthaftigkeit der Anklagen.
Die jüngsten Verurteilungen vor dem Braunschweiger Gericht endeten mit Gefängnisstrafen für einige Führungskräfte und führten zu Schadensersatzforderungen in Höhe von rund 2,1 Milliarden Euro. Ein wiederkehrender Kritikpunkt bleibt die Abwesenheit von Martin Winterkorn auf der Anklagebank, obwohl er einst an der Spitze des Konzerns stand.
Das separate Verfahren gegen Winterkorn wurde 2024 wegen gesundheitlicher Probleme vorläufig eingestellt. Der ehemalige VW-Chef hat die gegen ihn gerichteten Vorwürfe bestritten und sieht seine Karriere durch die Affäre beschädigt. Trotz der laufenden Verfahren gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung.

