Erde in neuer Rolle: Geothermie könnte Wind- und Solarenergie Konkurrenz machen
Die Internationale Energieagentur (IEA) hat bekanntgegeben, dass durch den Einsatz von Fracking-Techniken, die ursprünglich für Öl und Gas entwickelt wurden, ein enormes Potenzial für erneuerbare Energien erschlossen werden könnte. Diese neuen Methoden könnten die Erzeugungskosten von Geothermie innerhalb eines Jahrzehnts auf ein Niveau mit Wind- und Solarenergie bringen.
Durch das Bohren bis zu einer Tiefe von mehr als drei Kilometern, sowie das horizontale Bohren, könnte Geothermie, die derzeit lediglich in wenigen Regionen rentabel ist, bald weltweit verfügbar sein. Derzeitig deckt die Geothermie weniger als ein Prozent des globalen Energiebedarfs ab. Der Bericht der IEA hebt hervor, dass mit Investitionen von 2,8 Billionen US-Dollar bis 2050 bis zu acht Prozent der weltweiten Stromversorgung durch Geothermie gedeckt werden könnten.
Fatih Birol, Leiter der IEA, betonte die Chance, die Expertise der Öl- und Gasindustrie für eine sichere und saubere Elektrizitätsgewinnung zu nutzen. Länder wie die USA, Indonesien, Türkei und Neuseeland nutzen bereits solche Technologien zur Wärmegewinnung aus unterirdischen Reservoirs.
Zwei neue Technologien könnten die Geothermie auf das nächste Level heben: Das künstliche Fracken von Gestein sowie geschlossene Systeme, in denen Wasser durch tief im Boden verlegte Rohre zirkuliert. Die IEA prognostiziert, dass mit entsprechender Unterstützung die Kosten der nächsten Generation von Geothermie bis 2035 um 80 Prozent sinken könnten.
Der Preis für die Erzeugung von Elektrizität aus Geothermie könnte dadurch auf rund 50 US-Dollar pro Megawattstunde fallen, was sie zu einer der günstigsten emissionsarmen Stromquellen machen würde – vergleichbar oder sogar günstiger als Wasserkraft, Kernenergie und Bioenergie. Verglichen mit Solar- und Windkraft, die auf Batteriespeicher angewiesen sind, könnte die Geothermie ebenfalls wettbewerbsfähig sein.
In den letzten zwölf Monaten haben sich große Technologieunternehmen, auf der Suche nach sauberen Energiequellen für ihre Rechenzentren, vermehrt in Geothermieprojekte engagiert. Microsoft plant in Zusammenarbeit mit G42 ein rein geothermiebetriebenes Rechenzentrum in Kenia. Google erwarb im Juni eine Kapazität von 115 Megawatt von einem in Nevada ansässigen Werk der Firma Fervo Energy. Im August kündigte Meta eine Partnerschaft mit Sage Geosystems zur Erkundung geothermischer Energiemöglichkeiten an.