Erdbeben in Tibet: Risiken der Wasserkraft in unruhigen Gebieten
Das kürzlich aufgetretene Erdbeben der Stärke 6,8 in Tibet, das tragische 126 Todesopfer forderte und vier Wasserspeicher beschädigte, wirft ein grelles Licht auf die potenziellen Gefahren der ehrgeizigen Wasserkraftprojekte von China und Indien in einer der erdbebengefährdetsten Regionen der Welt. In der Himalaya-Region nutzen zurzeit 68 große Staudämme die erheblichen Wasserkraftreserven aus Hochgebirgsseen und Flüssen.
Doch diese liegen in erdbebengefährdeten Gebieten, und weitere 101 Projekte sind in Planung oder bereits im Bau. China plant in dieser Region den Bau des größten Wasserkraftwerks der Welt, weitaus größer als der berühmte Drei-Schluchten-Damm, um 34 Gigawatt saubere Energie zu erzeugen. Experten warnen allerdings eindringlich vor den Risiken, die mit der extremen seismischen Aktivität in solchen Gebieten verbunden sind.
Frühere Erdbeben haben gezeigt, dass sie Staudämme schwer beschädigen können, insbesondere durch ausgelöste Erdrutsche. Das zeigt sich am Beispiel des massiven Erdbebens in Nepal 2015, das fast ein Fünftel der Wasserkraft des Landes für über ein Jahr lahmlegte. Die Bauvorhaben stehen im Spannungsfeld zwischen der Nachfrage nach sauberer Energie und den ökologischen und sicherheitstechnischen Bedenken in dieser fragilen Region.
Während China betont, dass beispielsweise das Motuo-Projekt umfassend auf Katastrophenprävention getestet wurde, fordern Wissenschaftler wie Wolfgang Schwanghart eine genaue Analyse der spezifischen Risiken am Standort. Die Landschaft der Energiewende und wirtschaftlichen Impulse bietet jedoch auch politischen Anreize: Wirtschaftswachstum, Investitionen und Steuererhöhungen sind verlockende Perspektiven für die Regierung und verwandte Interessengruppen.
Dennoch bleibt die Herausforderung bestehen, eine Balance zwischen den ökologischen Risiken und den wirtschaftlichen und energiepolitischen Zielen zu finden.