Energiepolitik im Wandel: Die USA und ihr Dilemma mit LNG-Exporten nach Europa
Dank revolutionärer Technologien wie dem 'Fracking' haben sich die USA an die Spitze der globalen Energieproduktion gesetzt. Der Einsatz von horizontalen Bohrungen und hydraulischem Brechen hat es möglich gemacht, die in Schiefergestein eingeschlossenen Öl- und Gasvorkommen nutzbar zu machen. Seit 2011 führt die USA, vor Russland, die Riege der Erdgasproduzenten an.
Vor der Covid-19-Pandemie verzeichnete die USA 2019 absolute Rekorde in der Erdgasproduktion, die das Interesse an Exporten weiter anheizte. Die USA, die sich 2016 als Nettoexporteur von Flüssigerdgas (LNG) etablierten, beliefern mittlerweile über 30 Länder weltweit. Doch in der Heimat sinkt die Nachfrage nach Erdgas, da erneuerbare Energien im Strommix an Bedeutung gewinnen. Laut US Energy Information Administration (EIA) wird der Anteil von Erdgas an der Stromerzeugung von 39 % im Jahr 2020 auf 34 % im Jahr 2022 sinken.
Die Lagerung und Verschiffung von US-LNG nach Europa erfordert spezielle Hafeneinrichtungen für den Import, eine Herausforderung, die jedoch an Bedeutung gewinnt, angesichts der politischen Spannungen mit Russland über den Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2. US-Giganten und Politiker setzen verstärkt auf den Ausbau europäischer Empfangskapazitäten, um die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren.
Der globale Diskurs über die Rolle von Erdgas in der Energiewende, insbesondere in der EU, verschärft sich. Befürworter argumentieren, dass Gas ein notwendiger "Übergangsbrennstoff" ist, während Kritiker Risiko von stranded assets durch ungenutzte Infrastruktur befürchten. Diese Debatte definiert die Zukunft der EU-US-LNG-Handelsbeziehungen maßgeblich.
Mit der Auktionierung neuer Methanstandards und Unterstützung für alternative Gastechnologien wie Wasserstoff, ist die Biden-Regierung bestrebt, die Umweltbelastungen zu mindern und die von der Energiewende geforderten ökologischen Anforderungen zu erfüllen. Dennoch bleibt offen, wie die US-Politik zwischen wirtschaftlichen Interessen der Energieindustrie und den Forderungen nach Klimaschutzzielen navigieren wird.