Ende der Hafenstreiks in den USA zeigt Auswirkungen auf globale Schiffsmärkte
An der Ost- und Golfküste der USA wurde der Betrieb in den Häfen nach einem umfangreichen Lohnabkommen zwischen Dockarbeitern und Hafenbetreibern am Donnerstagabend wieder aufgenommen. Diese Einigung beendet die umfangreichste Arbeitsniederlegung der Branche seit fast 50 Jahren, doch der Abbau des entstandenen Rückstaus an Containerschiffen wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Beilegung des Streiks, die schneller als von Anlegern erwartet erfolgte, sorgte am Freitag für schwächere Aktienkurse im asiatischen Schiffssektor, da Frachtkostenanstiege nun ausblieben. Schätzungen zufolge warteten mindestens 54 Containerschiffe auf die Entladung, nachdem der Streik den Betrieb lahmgelegt hatte und Engpässe von Bananen bis hin zu Autoteilen drohten. Everstream Analytics ermittelte diese Zahl am Donnerstag um 16:00 Uhr ET. Weitere Schiffe werden folgen. Laut der Preisplattform Xeneta wird es voraussichtlich zwei bis drei Wochen dauern, bis der normale Warenfluss wiederhergestellt ist. Peter Sand, Chefanalyst bei Xeneta, betonte gegenüber Reuters: „Schiffe laufen weiterhin ein, daher geht es nicht nur darum, die bereits wartenden Schiffe abzufertigen, sondern es ist zusätzliche Anstrengung gefragt, um die Überlastung abzubauen, bevor die Lieferketten wieder regulär verlaufen können.“ Die Verhandlungen zwischen der International Longshoremen's Association (ILA) und den Betreibern der United States Maritime Alliance (USMX) führten zu einer Vereinbarung über eine Lohnerhöhung von etwa 62 Prozent über sechs Jahre. Dies erhöht die durchschnittlichen Stundenlöhne auf etwa 63 Dollar von zuvor 39 Dollar. In Europa führten die Neuigkeiten zu einem deutlichen Kursrückgang bei Schifffahrtsunternehmen. So sank die Aktie von A.P. Moeller-Maersk um 7,7 %, Hapag-Lloyd verzeichnete einen Rückgang von 12,4 %, und das Unternehmen Kuehne und Nagel verlor 1,8 %. In Japan fielen die Aktien von Nippon Yusen um 9 % und Kawasaki Kisen um 9,5 %. Mitsui O.S.K. Lines musste an einem der umsatzstärksten Handelstage der letzten 18 Monate einen Abschlag von 7 % hinnehmen. Auch in Südkorea und Taiwan gingen die Kurse zurück: HMM fiel um 6,6 %, Pan Ocean um 5,7 %, und die taiwanesischen Unternehmen Evergreen Marine, Wan Hai Lines und Yang Ming Marine verloren jeweils zwischen 8,8 % und 10 %. In Hongkong gab es mit Orient Overseas (International) einen Rückgang von 8 % auf dem Hang Seng Index. Diese Arbeitsniederlegung, die seit Dienstag 36 Häfen von Maine bis Texas betraf, wurde von 45.000 Hafenarbeitern der ILA initiiert und kostete die US-Wirtschaft Schätzungen zufolge etwa 5 Milliarden Dollar pro Tag. Einzelhändler wie Walmart, IKEA und Home Depot, die auf die betroffenen Häfen angewiesen sind, repräsentieren etwa die Hälfte des gesamten Containerumschlagsvolumens. Obwohl das vorläufige Lohnabkommen den Streik beendet hat, werden Verhandlungen zu weiteren Themen wie der Automatisierung der Hafenbetriebe, die Arbeitsplätze gefährden könnte, fortgesetzt. Die National Retail Federation bezeichnete die Entscheidung, den Streik zu beenden und die Häfen wieder zu öffnen, als gute Nachricht für die US-Wirtschaft.