Emio – Der lächelnde Mann (Switch) – Game Review
In Emio – Der lächelnde Mann übernehmen wir die Rolle eines jungen Nachwuchsdetektivs. Die Detektei, für die er arbeitet, wird von der Polizei zu einem Fall hinzugezogen. Ein Killer treibt sein Unwesen, der es auf Teenager abgesehen hat und deren Leichen mit einer Papiertüte bedeckt, auf der ein grinsendes Gesicht gemalt wurde. Bereits vor 18 Jahren trieb jemand sein Unwesen, der auf ähnliche Weise Jagd auf Kinder machte. Damals wurden drei Mädchen getötet, und der Täter konnte nie gefasst werden. Nun gibt es ein neues Opfer, einen Jungen von einer Mittelschule. Ist der Killer zurück, oder haben wir es mit einem Trittbrettfahrer zu tun?
Eine simple und lineare Visual Novel
Für ein Detektivspiel ist Emio – Der lächelnde Mann tatsächlich sehr simpel gehalten. Zwar gibt es einige Detektiv-Visual Novels, aber wir folgen einer doch recht linearen Story. Zwischen den Sequenzen bekommen wir zwar die Möglichkeit, aktiv zu ermitteln, doch das System wird schnell mühsam und folgt hin und wieder auch eher dem System „Trial-and-Error“. Den größten Teil der Detektivarbeit verbringt man damit, die Gegend zu erkunden und mit den Gesprächspartnern zu interagieren. Dabei rotiert man überwiegend zwischen „Befragen/Zuhören“, „Ansehen/Untersuchen“ und „Nachdenken“.
Beim Befragen/Zuhören können wir die Menschen nach dem Fall oder anderen vorgegebenen Themen befragen. Hier erhalten wir dann immer wieder neue Informationen und klicken uns so jedes Mal durch. Teilweise werden im Verlauf des Gesprächs die Auswahlmöglichkeiten ergänzt und neue Themen hinzugefügt.
Ansehen/Untersuchen sorgt dafür, dass wir unsere Umgebung erkunden können. Hier können wir auch Menschen auswählen und unseren Protagonisten dazu anregen, auf das Verhalten und die Körpersprache zu achten. Auch nutzt man diese Funktion, um nach anderen Hinweisen zu suchen. Welche Objekte man auf dem Screen anklicken muss, wird deutlich gezeigt, da neben der Lupe die Bezeichnung des Objekts angezeigt wird. Gibt es nichts zu untersuchen, steht gar nichts neben der Lupe. Das beschleunigt das Erkunden, nimmt ihm aber auch den Reiz, was ja Detektivspiele ausmacht.
Sollten wir alles ausgeschöpft haben oder nicht mehr weiterwissen, dann kommt Nachdenken zum Zuge. Hier grübelt unser Ermittler über das Besprochene nach und schaltet so neue Themen frei oder ermöglicht es, noch einmal zu bereits besprochenen Themen weitere Informationen zu erfragen. Sollte man mal nicht weiterwissen, gibt Nachdenken auch den nötigen Hinweis, was wir noch tun müssen, um weiterzukommen.
Leider gibt es auch Kritik
Ehrlich gesagt fand ich das System nach einer Weile recht anstrengend. Man drückt mehrere Male auf Befragen, dann auf z.B. das Thema „Opfer“, nur um ein paar Sätze hingeworfen zu bekommen, und fragt dann erneut nach, um wieder ein paar Sätze präsentiert zu bekommen. Das hat mir leider viel Motivation geraubt, auch wenn mir klar ist, dass Nintendo so vermeiden wollte, eine reine Visual Novel zu präsentieren, in der der Spieler so gut wie nichts tun kann. Dabei ist die Story und der Fall wirklich extrem spannend, gut gemacht und kitzelt die Neugier.
Zudem ist der lineare Aspekt auch etwas, womit ich mich für ein Spiel des Detektiv-Genres schwer tue. Wir können uns in Emio – Der lächelnde Mann nicht frei bewegen bei unseren Untersuchungen. Wir können einen Ort und ein Gespräch erst verlassen, wenn wir alles Nötige herausgefunden haben. Man wird also wirklich an die Hand genommen und durch das Spiel geführt. Soweit ich gesehen habe, gibt es auch keine verschiedenen Enden. Man kann also nichts falsch machen.
Tolles Live2D
Was sich in Sachen Live2D in VNs getan hat, habe ich dieses Jahr schon bei B-Project Ryusei*Fantasia bemerkt. Da ich bevorzugt Otome Games spiele und sonst eher weniger andere VNs, war mir das bis dahin nicht wirklich bewusst, denn Otome Games sind zwar oft von Story und Art toll, aber nutzen nur bedingt die Möglichkeiten von Live2D.
Emio – Der lächelnde Mann hingegen hat alles herausgeholt, was ging. Es war toll. Obwohl es eine VN ist, hatten die Charaktere nicht nur typische Idle-Animationen, sondern sie haben sich teilweise im Raum bewegt. Charaktere tauchten aus dem Nichts im Hintergrund auf, und auch die Emotionen wurden deutlich im Gesicht gezeigt. Das hat viel zur Stimmung des Spiels beigetragen, und ich kann hier nichts anderes tun, als das Team von Nintendo zu loben. Hut ab.
Ebenfalls Abwechslung bringt die Vielfalt an Ermittlern mit. Zwar haben wir unseren Protagonisten, doch insgesamt arbeiten mehrere Kommissare und Detektive an dem Fall. Neben dem Detektiv, dem die Detektei gehört, gibt es noch eine weitere Nachwuchsdetektivin, die ebenfalls mithilft. Hier wechselt das Spiel, wenn nötig, zwischen den Personen hin und her, damit wir Spieler auch alle wichtigen Informationen zeitnah erhalten können, um später beim Kombinieren die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen.
Das Spiel wartet auch mit einem kompletten japanischen Voice-Over auf, das sehr gut gelungen ist. Ebenfalls haben wir eine deutsche Lokalisierung, was wir bei den beiden Vorgängern nicht hatten, auch nicht, als sie als Remaster auf der Nintendo Switch erschienen. Das macht das Spielen natürlich angenehmer, vor allem bei derart storylastigen Games.
Fazit zu Emio – Der lächelnde Mann
Insgesamt haben wir einen guten Detektiv-Thriller mit packender Story und toller visueller Begleitung. Mit insgesamt 12-15 Spielstunden begleiten wir die Ermittler eine gute Weile bei ihren Untersuchungen. Das Gameplay hingegen wurde recht schnell mühselig, was dem insgesamt guten Titel leider einen Dämpfer verpasste. Aber wer gute Krimi-Geschichten mag und auf VNs steht, der wird viel Freude an Emio – Der lächelnde Mann haben.