Eli Lilly macht unbegründete Präventionsansprüche für Alzheimer-Medikament vor Studienabschluss
Eli Lilly hat trotz laufender Studien zur präventiven Wirkung seines Alzheimer-Medikaments donanemab unbegründete Versprechen abgegeben. Laut internen Anfragen haben Vertreter des Unternehmens der damaligen britischen Gesundheitsministerin Victoria Atkins im Dezember 2023 versichert, dass donanemab das Potenzial habe, Alzheimer durch eine frühzeitige Behandlung vor dem Auftreten von Symptomen zu verhindern. Diese Aussagen basieren jedoch auf vorläufigen Daten, da die umfassende Untersuchung der präventiven Effekte erst 2027 abgeschlossen sein wird.
In dem Treffen erklärte der CEO von Eli Lilly, David Ricks, dass donanemab durch die Reduktion von Amyloid-Plaque-Ablagerungen im Gehirn die Krankheit verhindern könne. Diese Behauptungen wurden in den aus der Sitzung entnommenen Protokollen paraphrasiert, obwohl die tatsächliche Studiendauer noch aussteht. Die britische Gesundheitsministerin Atkins äußerte sich positiv und bezeichnete das Medikament als „game-changing“. Dennoch bleibt die tatsächliche Wirksamkeit von donanemab in der Prävention von Alzheimer unbewiesen.
Eli Lilly verteidigte seine Aussagen gegenüber der Financial Times und betonte, dass das Unternehmen an die potenziellen Vorteile von donanemab glaube, die durch laufende Studien validiert werden. „Wir sehen das Potenzial, Alzheimer frühzeitig zu behandeln und dadurch die Lebensqualität der Patienten erheblich zu verbessern“, sagte ein Sprecher von Eli Lilly.
Die Aussagen des Unternehmens stoßen jedoch auf Skepsis, insbesondere in Europa. Während US- und japanische Regulierungsbehörden bereits ähnliche Medikamente wie lecanemab genehmigt haben, hat die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) lecanemab aufgrund von Nebenwirkungen wie Amyloid-bezogenen Bildgebungsanomalien (ARIA) abgelehnt. Diese Besorgnis über Sicherheit und Kosten hat auch die Prüfung von donanemab in Europa verzögert.
Experten kritisieren, dass Eli Lilly vorzeitig zu optimistisch auf die Ergebnisse der noch laufenden Studien setzt. „Ohne die endgültigen Ergebnisse der Studie bis 2027 können solche Präventionsansprüche irreführend sein und das Vertrauen der Öffentlichkeit sowie der Investoren untergraben“, bemerkt Dennis Simmons, Exekutivdirektor des Committee on Investment of Employee Benefit Assets.
Zusätzlich zu den regulatorischen Herausforderungen steht Eli Lilly vor infrastrukturellen Problemen, wie der begrenzten Verfügbarkeit von PET-Scans zur frühzeitigen Diagnose von Alzheimer. Diese technischen Hürden erschweren die effektive Nutzung von donanemab als präventive Maßnahme.
Anne White, Leiterin der Neurologie bei Eli Lilly, zeigte sich enttäuscht über die ablehnende Haltung der EMA: „Es ist fast unvorstellbar, dass ein Medikament wie donanemab in den USA, China, Japan und den VAE verfügbar ist, aber nicht in Europa. Dies behindert den Fortschritt in der Alzheimer-Forschung erheblich.“
Trotz der Kritik bleibt Eli Lilly zuversichtlich, dass donanemab einen bedeutenden Beitrag zur Prävention von Alzheimer leisten wird, sobald die Studien abgeschlossen sind. Das Unternehmen setzt weiterhin auf eine enge Zusammenarbeit mit den Regulierungsbehörden, um die notwendigen Zulassungen zu erhalten und die Anwendung des Medikaments zu optimieren.