E-Bike-Sektor auf Expansionskurs: Zukunftstrends auf der Eurobike präsentiert
Die Vorzeichen standen gut für die Fahrradsparte zum Start der Eurobike-Messe in Frankfurt, wenngleich Burkhard Stork, Geschäftsführer des Zweiradindustrieverbandes ZIV, euphorischen Jubel vermied. Trotz zweier schwacher Jahre meldete Deutschland für das erste Quartal eine Zunahme bei Fahrradverkäufen um 11 Prozent auf 885.000 Einheiten. Auch im Bereich Produktion sowie Ein- und Ausfuhr waren zweistellige Wachstumsraten zu verzeichnen. Allerdings zeigen sich bereits erste Bremsspuren im April und Mai, geprägt von hohen Lagerbeständen und rapiden Preisnachlässen. Diese Entwicklungen setzen die Händler unter Druck, da sie durch Rabattschlachten sinkende Umsätze und Margen hinnehmen müssen.
Trotzdem sieht Stork Licht am Ende des Tunnels, erwartet er doch für das Frühjahr insgesamt ein Absatzplus von 5 Prozent. Auffällig ist die Vorherrschaft der E-Bikes gegenüber den herkömmlichen Fahrrädern in Deutschland. Nach den pandemiebedingten Höhenflügen musste die Fahrradbranche Verluste verkraften. Die Absatzzahlen gingen von 5 Millionen Bikes im Jahr 2022 auf 3,85 Millionen im letzten Jahr zurück, was zu hohen Lagerbeständen und in der Folge zu Dumpingpreisen führte.
Auch die diesjährige Messe spürt die Nachwirkungen der Marktschwäche. Mit 1.800 Ausstellern sind es 300 weniger als im Vorjahr, jedoch gibt es mit dem Direktverkauf an Besucher neue Möglichkeiten für die teilnehmenden Unternehmen. Deutschland manifestiert sich als E-Bike-Pionier mit einem Umsatz von 5,4 Milliarden Euro, was nahezu die Hälfte des europäischen Marktes darstellt. Der Absatz wird insbesondere durch steuervergünstigte Leasing-Modelle belebt, auch wenn die Anzahl der Verträge 2024 einen leichten Rückgang verzeichnete.
Der E-Bike-Anteil bei Neufahrrädern stieg hingegen auf 54 Prozent, wobei der Branchenumsatz zu 86 Prozent von diesen Rädern getragen wird. Laut Claus Fleischer von Bosch eBike Systems sind E-Bikes längst allgegenwärtig und in nahezu jeder Kategorie vertreten, vom Stadtrad bis zu trendigen Gravel-Bikes. Die Fahrradbranche findet im Dienstradleasing ein wertvolles Wachstumsgebiet.
Immer mehr Arbeitgeber nutzen dieses Modell, um ihren Mitarbeitern hochpreisige Räder zugänglich zu machen, was den Absatz weiter begünstigt. Auch Experten wie Stefan Ludwig von Deloitte sehen weiterhin Potenzial in diesem Sektor, insbesondere bei kleineren und mittelständischen Unternehmen. Mit der technischen Aufrüstung der E-Bikes, von Anti-Blockier-Systemen über automatische Schaltungen bis zu stärkeren Motoren, findet eine Annäherung an Automobilstandards statt.
Hersteller wie Bosch erweitern ihr Technikportfolio kontinuierlich und setzen zudem auf digitale Dienstleistungen, die neuen Servicepotenziale eröffnen.