Drohendes Wasserchaos: Soll Thames Water verstaatlicht werden?
Die Zukunft von Thames Water, dem größten privatisierten Wasserversorger Großbritanniens, steht auf der Kippe, da sich finanzielle Schwierigkeiten und eine immense Schuldenlast auf die Funktionsfähigkeit des Unternehmens auswirken. Dieter Helm, ein renommierter Professor und ehemaliger Regierungsberater, hat gefordert, dass die Regierung und der Regulierer Ofwat die Kontrolle über den Wasserversorger übernehmen, um einen "langsame[n] Todeskampf" zu verhindern.
Helm betont die Notwendigkeit einer umfassenden Umstrukturierung, damit sich das Management auf dringend erforderliche infrastrukturelle Verbesserungen konzentrieren kann. Eine staatliche Kontrolle, so Helm, sei notwendig, um das fortwährende Problemflicken zu beenden, das weder Thames' noch der gesamten Branche zugutekomme. Die Eigentümer von Thames hätten es wiederholt versäumt, notwendige Investitionen in die Kapitalerhaltung zu tätigen, was das Unternehmen weiter schwäche.
Die Verschleppung notwendiger Maßnahmen könnte schwerwiegende Folgen für die gesamte Wasserindustrie haben, warnt Helm. Besonders kritisch wird der kommende Gerichtstermin erwartet, bei dem Thames Water eine rechtliche Zustimmung für ein geplantes Darlehen über drei Milliarden Pfund von Kreditoren, darunter der Hedgefonds Apollo, sucht.
Nach Helm sollte die öffentliche Hand nicht mit den kurzfristigen Interessen der gegenwärtigen Eigentümer verwechselt werden. Eine spezielle Verwaltung könnte dem Unternehmen einen Neuanfang ermöglichen. Dennoch plant Thames eine kostspielige Kreditaufnahme mit einem effektiven Zins von über 9,75 Prozent und erwarteten Beratungsgebühren in Millionenhöhe, die die Liquidität des Unternehmens weiter strapazieren werden.
Die britische Regierung betont zwar die Stabilität von Thames Water und überwacht die Lage, jedoch bleibt die Forderung nach einem staatlichen Eingriff im Raum. Offen bleibt, wie sich die Regierung im Interesse der Wasserkunden entscheiden wird, während sich Kreditgeber und Berater bereits positionieren.

