Doom Eternal im Test – Eine Hölle zum Verlieben

Die Franchise „Doom“ begeistert die Spieler schon seit 1993. Der erste Titel war ein Meilenstein der Videospielgeschichte und definierte das Genre der Ego-Shooter wie kein zweiter. Während „Doom 2“ (1994) noch wie ein kleines Update des Erstlings wirkte, ging man mit „Doom 3“ (2004) einen völlig neuen Weg. Zum ersten Mal wurden die Horror-Aspekte in den Vordergrund gerückt, ohne dabei die brachiale Gewalt aus den Augen zu verlieren. Doch vor allem grafisch setzte man neue Standards, sodass „Doom 3“ zur damaligen Zeit auch als Benchmark für aktuelle Rechner herangezogen wurde.

Für viele gilt „Doom 3“ auch heute noch- aufgrund seines starken Fokus auf Horror – zum besten Teil der Reihe. Auch ich habe die Horror-Elemente im letzten „Doom“ aus dem Jahr 2016 vermisst, doch die schnelle Bewegungsfreiheit, die brachiale Gewalt und das absolut saubere Gunplay konnten mich wie kein anderer Ego-Shooter auf dem Markt fesseln. Zu dem Zeitpunkt dachte ich, dass es eigentlich nicht besser kommen könnte, doch „Doom Eternal“ hat mich eines Besseren belehrt. Wir durften Bethesdas und id Softwares neustes Höllenbaby testen und verraten euch warum „Doom Eternal“ erneut neue Standards im Shooter Genre setzen könnte.

The Doom-Slayer is back, Baby!

„Doom Eternal“ ist ein direkter Nachfolger zu „Doom“ aus dem Jahr 2016 und baut dementsprechend auf den Ereignissen auf. Nachdem der Mars der Höllenarmee zum Opfer gefallen war und nur der Doom-Slayer die Höllenbrut zurückschlagen konnte, wurde dieser von Dr. Samuel Hayden in die Hölle verbannt. In der Abwesenheit des Doom-Slayers überfielen die Horden der Hölle die Erde und vernichteten bereits im ersten Monat der Invasion über 60% der menschlichen Bevölkerung. Tapfer kämpften die ARC (Armored Response Coaliation) und die alliierten Nationen zusammen gegen die Dämonen und beschlossen überlebende in die Weiten des Weltalls zu retten. Nach acht Monaten kämpfte sich der Doom-Slayer mit einem Raumschiff – der Fortress of Doom – aus der Hölle wieder hinaus. Entschlossen die Dämonen zu vernichten und die Menschheit zu retten, begibt sich der Doom-Slayer auf die Mission die Höllenpriester ausfindig zu machen und ihnen ein für alle Mal den gar auszumachen.

Während man bereits im Vorgänger eine Geschichte serviert bekommen hat, war diese eher schlicht präsentiert, sorgte kaum für Spannung und wurde von den meisten – mich eingeschlossen- völlig ignoriert. Mehr als ein simples „töte alle Dämonen“ ist nicht wirklich hängen geblieben. „Doom Eternal“ hingegen schafft es diese recht simple Prämisse des Tötens spannend zu erzählen und imponiert nicht nur mit zahlreichen gut inszenierten Zwischensequenzen. Selbstverständlich lässt sich die Story auch dieses Mal völlig ignorieren, doch id Software erreicht etwas, was bisher unmöglich schien: die Story zieht einen in seinen Bann. Auch wenn einem zunächst viele Namen und Begriffe um die Ohren gehauen werden, mit denen man nichts anfangen kann, schlüsseln sich diese im Verlauf des Abenteuers auf. Zudem helfen einem Kodex-Einträge noch tiefer in die Lore einzutauchen, die man überall in den Levelabschnitten finden kann.

Schneller, brutaler, lauter

Aus technischer Sicht gehört „Doom Eternal“ zu den besten Produkten auf dem Markt, kaum ein anderes Spiel erreicht dieses Maß an Qualität. In fast allen Belangen packen die Entwickler eine Schippe oben drauf und verbessern nicht nur ihr Gameplay, sondern schaffen es gekonnt die Schwächen des Vorgängers auszumerzen. Doch leider packt man auch neue Schwächen drauf, doch dazu später mehr.

„Doom Eternal“ spielt sich so schnell wie kein anderer First-Person-Shooter. Der Doom-Slayer ist so agil, wie nie zuvor und das spiegelt sich vor allem in der Spielgeschwindigkeit wieder. So bewegen wir uns in einem rasanten Tempo über die Spielwelt, nutzen den Dash, um gegnerischen Angriffen auszuweichen, werden in die Luft katapultiert, schwingen uns an einer Stange weiter in die Höhe und bringen uns gekonnt mit einem Doppelsprung auf eine erhöhte Position. Innerhalb weniger Sekunden müsst ihr eure Umgebung analysiert haben, denn die Dämonen lassen euch keine Zeit zum Nachdenken. Mindestens genauso schnell und zahlenmäßig überlegen geben sie euch keine Zeit für eine Verschnaufpause. Und dieser Aspekt macht sich im Wesentlichen im Schwierigkeitsgrad bemerkbar, selbst auf „Normal“ kann der Titel ziemlich fordernd sein.

Besonders herausragend ist dabei das wuchtige Gefühl der Waffen und die Soundkulisse gelungen. Der Heavy-Metal Soundtrack passt einfach am besten zu dem Splatter Gameplay und wird an den richtigen Stellen im Spiel eingestreut. Doch auch die Geräusche der Waffen, der Bewegungen oder auch der Splatter-Effekte überzeugen auf ganzer Linie. Die Wucht der Waffen ist nicht nur zu hören, sondern auch zu spüren und zu sehen. Jeder Treffer reißt den Dämonen das Fleisch von den Knochen, bis nur noch zerfetzte Überreste übrigbleiben.

Screenshots

Taktikscher denn je

Jeder Kampf wird euch dazu zwingen auf alle erdenklichen Mittel zurück zu greifen, um der Dämonenbrut Herr zu werden. Geht euch die Munition aus, dann müsst ihr eure Kettensäge zücken. Im Level selbst sind Munitionspacks nur spärlich verteilt, doch zersägt ihr einen Feind, dann sprudelt nicht nur Blut aus seinen leblosen Einzelteilen, sondern auch Munition. Erreicht eure Lebensanzeige einen kritischen Wert? Dann ran an den blinkenden Dämon und beendet sein Leben mit einem überspitzt brutalen Glory-Kill. Für jeden Feind wurden vier unterschiedliche Kill-Animationen angefertigt, die je nach euer Position (links, rechts, vorne, hinten) ausgelöst werden. Und schießt man euch die Rüstung vom Leib, dann setzt eure Feinde mit dem Schulter-Flammenwerfer in Brand. Hierdurch lassen sie permanent Rüstungsteile fallen.

Mit all diesen Spielmechaniken zwingen euch die Entwickler ganz nah an eure Feinde ran. Ihr müsst ständig den Überblick behalten und taktisch agieren. Darüber hinaus verfügen die Dämonen nun über Schwachpunkte, die ihr gekonnt ausnutzen könnt. Die Revenants zum Beispiel verfügen über zwei Schulterkanonen, die ihr mit präzisen Schüssen ausschalten könnt, wodurch ihr sie zum Nahkampf zwingt. Doch nicht alle verfügen über derart simple Schwachpunkte. Der Marauder kann zum Beispiel nur auf mittlerer Distanz Schaden nehmen und auch nur dann, sobald seine Augen grün aufleuchten. Seid ihr zu nah dran, dann nutzt er seine Schrotflinte, um sich Platz zu verschaffen, seid ihr zu weit weg, bearbeitet er euch mit Plasmawellen. Hinzu kommt, dass er eine Art Panther auf euch hetzt. Hier müsst ihr schnell und besonnen agieren, einfach draufballern wird nichts bringen, da er alle Schüsse mit seinem Schild zurückprallen lässt. Und das ist nicht einmal der schlimmste Gegner, den euch die Hölle auf die Fersen hetzt. Immerhin könnt ihr eure Chancen durch Extra Leben, die in jedem Level gefunden werden können, erhöhen.

Darüber hinaus haben die Entwickler die Pistole mit unendlich Munition herausgenommen, wodurch ihr irgendwann nur noch mit Kettensäge da steht. Habt ihr nur eine Benzinladung, dann lassen sich auch nur die kleinen Dämonen zersägen, der Rest wird euch ohne Munition schnell zerlegen. Um die ganz dicken Dämonen zu zersägen, braucht ihr drei Benzinladungen im Kettensägentank. Im Notfall könnt ihr auch auf die ultimativen Waffen BFG (Big fucking Gun), die Unmaykr (durch sechs optionale Arenen freischaltbar) und den Schmelztiegel (einem legendären Schwert) zurückgreifen, doch da diese Waffen unglaublich mächtig sind, ist die Munition dafür sehr rar gesät.

Von Arena zu Arena und dazwischen ein paar Upgrades

Die einzelnen Level sind wesentlich größer und abwechslungsreicher gestaltet. So verschlägt es uns im Laufe der knapp 15-stündigen Kampagne nicht nur auf die zerstörte Erde, sondern auch auf den Heimat Planeten des Doom-Slayers, in die Hölle, auf den Mars und zahlreiche andere Ortschaften. Dabei bleibt die Struktur eines Levels relativ gleich. So schlagen wir uns von einem großen Kampfareal zum nächsten durch, wo wir verschiedenste Dämonen besiegen müssen, bevor es weitergeht. Dazwischen sind die Level etwas schlauchig angefertigt und laden zum Erkunden ein.

Wie auch im Vorgänger werden wir auf der Übersichtskarte auf zahlreiche versteckte Items aufmerksam gemacht. Darunter können sich Spielzeug, Songs, Mods für die Waffen, Wächterbatterien, Cheat Codes, Kodex-Einträge, Runen, Münzen oder auch Rüstungskristalle befinden. Ihr merkt schon, eine Menge Zeug. Während Songs, Spielzeug und Kodex-Einträge eher die Sammlernatur in uns ansprechen, erleichtern uns die restlichen Gegenstände das Spielerlebnis ungemein.

Rüstungskristalle werten unsere Rüstung auf und gewähren einen permanenten Bonus auf Gesundheit, Rüstung oder Munition. Zudem können durch Kristalle weitere Boni wie schnellere Aufladung des Flammenwerfers zur Folge haben. Mit Münzen bessern wir unsere Splittergranate auf oder auch die Eisgranate. Runen, von denen insgesamt neun existieren und nur drei aktiv ausgerüstet werden können, erlauben eine bessere Bewegungsfreiheit in der Luft, einen Zeitlupen-Effekt beim Zielen in der Luft oder auch einen kurzen Überlebensaufschub bei eigentlich tödlichen Treffern.

Waffen-Mods schalten sekundär Funktionen bei den Waffen frei, so kann die normale Shotgun plötzlich mehrere Schrott-Salven oder Haftgranaten abfeuern. Fast alle Waffen verfügen über zwei sekundäre Funktionen. Mit Cheat-Codes können Missionen komplett neu in Angriff genommen werden, doch mit Bonis wie unendlich Munition und weiteren Späßen. Darüber hinaus lohnt sich das Sammeln der Disketten, denn wer alle beisammen hat, schaltet das Original „Doom“ aus dem Jahr 1993 auf einem alten PC in der Fortress of Doom frei. Zusätzlich könnt ihr mit dem Codewort „FLYNNTAGGART“ auch noch „Doom II“ von 1994 freischalten und komplett durchspielen. Ein toler Bonus für alle Doom Fans.

Etwas nervig fallen bei der ganzen Erkundung die Sprung- und Kletterpassagen aus, da diese wie aus einem Super Mario Spiel sein könnten. Bevor ihr zum Sprung ansetzt, müsst ihr euch die Umgebung genau anschauen. Ihr müsst herausfinden wo man landen kann oder wo eine Wand ist, an der man sich festhalten kann. Plattformen können plötzlich abstürzen oder in Lava abtauchen und mittendrin sind rotierende Feuerketten, die euch das richtige Timing abverlangen.

Multplayer

Für Multiplayer-Freunde haben die Entwickler den sogenannten „Battlemode“ integriert. Hierbei handelt es sich um einen asymmetrischen Multiplayer-Modus, in welchem sich die Spieler 2Vs.1 begegnen. Zwei Spieler schlüpfen dabei in die Rolle eines Dämons und ein Spieler darf den Doom-Slayer steuern. Laut den Entwicklern ist es ein Kampf zwischen Skill (Slayer) und Taktik (Dämonen). Während der Doom-Slayer auf das volle Arsenal des Hauptspiels zurückgreifen kann, müssen die Dämonen mit individuellen und deutlich eingeschränkteren Mitteln kämpfen. Außerdem greifen beide Parteien auf unterschiedliche Fähigkeiten und Upgrades zurück.

Im Battlemode gibt es kein Zeitlimit, somit endet eine Runde erst, wenn der Doom-Slayer es schafft beide Dämonen zu vernichten oder umgekehrt. Fällt ein Dämon, dann kann er erneut ins Spiel spawnen, wenn der zweite Dämon lange genug am Leben bleibt. Nach jeder absolvierten Runde können die Spieler spezielle Upgrades ausrüsten, wodurch die Gefechte deutlich intensiver und taktischer werden. Weil der Doom-Slayer den Dämonen deutlich überlegen ist, müssen sich die Spieler der Dämonenfraktion einig sein und wesentlich taktischer agieren. Hierzu können die beiden Dämonen auch unterschiedliche Rollen wie Tank oder Supporter einnehmen. Welche Rolle sie übernehmen wollen, entscheiden die Spieler vor einem Match selbst.

Fazit

Shooter Fans sollten sich dieses rasante Action-Feuerwerk nicht entgehen lassen. Mit seinem schnellen Spieltempo, der Bewegungsfreiheit und dem feingeschliffenen Gameplay setzt „Doom Eternal“ neue Standards im Genre. In fast allen Belangen haben es die Entwickler von id Software geschafft die Kritikpunkte des Vorgängers auszumerzen und zu verbessern. Lediglich auf die Sprung- sowie Kletterpassagen hätte ich gut und gerne verzichten können. Mit großer Wahrscheinlichkeit werde ich viele Features des Titels in künftigen Ego-Shootern schmerzlich vermissen, besonders das rasante Tempo und die Soundkulisse haben es mir angetan. Für mich persönlich gehört „Doom Eternal“ zu den besten Shootern dieser Generation.

Gaming
[next-gamer.de] · 24.03.2020 · 08:57 Uhr
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