Die Nato und Russland: Was bringt das neue Jahr?

01. Januar 2015, 11:27 Uhr · Quelle: dpa

Brüssel (dpa) - Russische Langstreckenbomber üben ungewohnt intensiv über der Nord- und Ostsee. Die Nato verlegt zusätzliche Kampfjets ins Baltikum und erwägt erstmals Großmanöver in östlichen Mitgliedstaaten.

Seit Monaten lassen Russland und die Nato wie in alten Zeiten ihre Muskeln spielen. Geht 2014 als das Jahr in die Geschichte ein, in der ein längst überwunden geglaubter Kalter Krieg neu entflammte? Nach den jüngsten Ereignissen rund um den Ukraine-Konflikt steht dies zu befürchtet.

Auf eine schnelle Wende der Lage im neuen Jahr deutet derzeit zumindest nichts hin. Im Gegenteil. Angesichts der Spannungen mit dem Westen ließ Kreml-Chef Wladimir Putin erst vor wenigen Tagen die russische Militärdoktrin über außenpolitische Gefahren und den Einsatz von Streitkräften neu fassen. Damit stuft das Riesenreich jetzt den Konflikt in der Ukraine und die Nato-Osterweiterung als Gefahr für seine eigene Sicherheit ein.

Schon Anfang September hatten die Staats- und Regierungschefs der 28 Nato-Staaten bei einem Gipfeltreffen vorgelegt. In Reaktion auf die als völkerrechtswidrig erachtete Annexion der Schwarzmeerhalbinsel Krim und Moskaus Unterstützung für Separatisten im Osten der Ukraine wurde beschlossen, erstmals seit Ende des Kalten Krieges wieder gegen Russland aufzurüsten.

In den kommenden Monaten baut die Nato eine superschnelle Eingreiftruppe auf. Die neue «Speerspitze» soll mehrere tausend Soldaten umfassen und innerhalb weniger Tage beispielsweise nach Polen oder Litauen verlegt werden können.

«Es ist die größte Stärkung unserer gemeinsamen Verteidigung seit Ende des Kalten Kriegs», kommentierte der neue Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (55) vor wenigen Wochen in Brüssel. Für die Übungen der Truppe werden Stützpunkte mit je rund 100 Posten in den sechs östlichen Nato-Ländern Estland, Lettland, Litauen sowie Polen, Rumänien und Bulgarien eingerichtet.

Stoltenberg muss sich deswegen auch kritische Fragen gefallen lassen - beispielsweise die, ob die Planungen der Nato nicht gegen die Abmachungen aus den Jahren 1997 und 2002 verstoßen. Diese sehen unter anderem vor, dass das Bündnis auf die ständige Stationierung «substanzieller Streitkräfte» in den einstigen Mitgliedstaaten des Warschauer Pakts oder der Sowjetunion verzichtet.

«Was wir jetzt machen, dabei geht es nicht um die permanente Stationierung substanzieller Kampfgruppen», entgegnet Stoltenberg. Man baue lediglich die «militärische Präsenz» aus. Bislang folgt der Norweger zumindest nach außen hin der Linie seines Ende September aus dem Amt geschiedenen Vorgängers Anders Fogh Rasmussen (61). Bereits unter dem Dänen waren eine verstärkte Luftraumkontrolle über den baltischen Staaten und auf eine russische Bedrohung zugeschnittene Manöver organisiert worden.

Für die Nato als Organisation gilt die Ukraine-Krise als Glücksfall. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Maueröffnung in Deutschland steckte das Militärbündnis zuletzt in einer Art Sinnkrise. Gefährliche Einsätze wie der in Afghanistan waren wenig populär, in Europa wollten Staaten wie Deutschland oder Frankreich lieber die Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU stärken als viel in eine Weiterentwicklung der Nato zu investieren. Diese Stimmen sind nun leiser geworden.

Sogar die Zeiten der sinkenden Verteidigungsausgaben sollen vorbei sein. Kaum wahrgenommen werden bislang Kritiker, die darauf verweisen, dass die Nato-Staaten nach Vergleichszahlen des Friedensforschungsinstituts Sipri im Jahr 2013 rund 928 Milliarden Dollar für Verteidigung ausgaben, Russland aber nur rund 85 Milliarden Dollar.

Bereits Kalter Krieg 2.0 oder nicht - der Kampf um die Informationshoheit läuft auf jeden Fall schon auf Hochtouren. Die Nato prangert in auf ihrer Website veröffentlichten Videos Propaganda und Fehlinformationen der russischen Medien an.

Dabei geben allerdings auch ihre eigenen Führungsfiguren nicht immer das beste Bild ab. Beim jüngsten Nato-Außenministertreffen behauptete beispielsweise Generalsekretär Stoltenberg, die prowestliche Führung der Ukraine würde alles in ihrer Macht stehende tun, um den Minsker Friedensplan umzusetzen - während Russland und die Separatisten sich nicht an Absprachen hielt. Aus internen Lageberichten ging damals allerdings ganz klar hervor, dass auch die Regierung in Kiew Abmachungen nicht einhielt, beispielsweise die, vom Flughafen Donezk die Regierungstruppen zurückzuziehen.

So etwas fördere nicht unbedingt die Glaubwürdigkeit, monierten westliche Regierungsvertreter hinter vorgehaltener Hand. Diplomaten hatten kurz zuvor noch die Zurückhaltung Stoltenbergs gelobt. «Von dem hören sie nicht diese sehr scharfen Russland-kritischen Töne. Das ist eine sehr schlaue Position», lautete ein Kommentar zum Nachfolger Rasmussens. Letzterem hatten Kritiker wiederholt einen zu sehr auf Konfrontation ausgerichteten Nato-Kurs vorgeworfen.

Jahreswechsel / Nato / Konflikte / Russland / Ukraine
01.01.2015 · 11:27 Uhr
[1 Kommentar]
Weißes Haus (Archiv)
Washinton - US-Präsident Donald Trump will innerhalb der nächsten beiden Wochen über einen möglichen Angriff auf den Iran entscheiden. Das teilte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, am Donnerstag mit. "Angesichts der Tatsache, dass es eine erhebliche Wahrscheinlichkeit gibt, dass in naher Zukunft Verhandlungen mit dem Iran stattfinden könnten oder auch nicht, werde ich […] (00)
vor 13 Minuten
'Elio'
(BANG) - Pixars neuer Animationfilm 'Elio' trifft mitten ins Herz. Der neue Film erzählt die Geschichte eines stillen Jungen, der plötzlich mit den großen Fragen des Universums konfrontiert wird – und dabei vor allem sich selbst findet. Animations-Supervisorin Jude Brownbill verriet in einem Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau: "Wir alle kennen dieses Gefühl, irgendwie anders zu sein. […] (00)
vor 5 Stunden
Spannungen zwischen USA und China rund um TikTok
Washington (dpa) - Präsident Donald Trump gibt Tiktok noch eine Fristverlängerung in den USA. Die Kurzvideo-App soll trotz eines US-Gesetzes zu ihrem Aus zunächst für weitere 90 Tage im Land verfügbar bleiben, ordnete Trump an. Zuvor verstrichen bereits zwei von ihm gewährte Gnadenfristen ohne die versprochene Lösung. Tiktok hätte nach dem Gesetz eigentlich bis zum 19. Januar vom in China […] (02)
vor 2 Stunden
Konsolen und Smartphone werden als Spieleplattform wichtiger
Die Spielekonsole nähert sich dem Spitzenplatz der beliebtesten Gaming-Plattformen in Deutschland an: Rund 20,5 Millionen Deutsche spielten 2024 auf der Konsole und damit so viele wie nie zuvor. Noch im Jahr davor waren es 18,7 Millionen. Insgesamt hat die Spielekonsole in den vergangenen Jahren eine starke Entwicklung genommen – seit 2019 ist die Anzahl der Konsolen-Spielenden in Deutschland um […] (00)
vor 3 Stunden
'Jurassic World: Rebirth'
(BANG) - 'Jurassic World: Rebirth' ist von Sir Ridley Scotts Film 'Königreich der Himmel' inspiriert worden, dies verriet Regisseur Gareth Edwards. Der 50-jährige Filmemacher inszeniert die nächste Ära der 'Jurassic World'-Filmreihe und verriet jetzt, dass Scotts 'Königreich der Himmel' von 2005 einen großen Einfluss auf 'Jurassic World: Rebirth' gehabt habe. In der Juli-Ausgabe 2025 des 'SFX […] (00)
vor 5 Stunden
Tennis: ATP-Tour - Halle/Westfalen
Halle/Westfalen (dpa) - Eineinhalb Wochen vor Wimbledon-Beginn befindet sich Alexander Zverev weiter in guter Rasenform. Der Weltranglisten-Dritte gewann beim Tennis-Turnier im westfälischen Halle sein Achtelfinale gegen den Italiener Lorenzo Sonego mit 3: 6, 6: 4, 7: 6 (7: 2) und schaffte damit den Einzug ins Viertelfinale. Dort bekommt es Zverev an diesem Freitag mit Sonegos Landsmann Flavio […] (01)
vor 1 Stunde
Wie der A350F das letzte Boeing-Monopol zerschlägt
Als der dreifarbige Rauch der französischen Kunstflugstaffel noch über dem Rollfeld der Paris Air Show schwebte, begann Airbus bereits mit dem, was dem Rivalen Boeing künftig schlaflose Nächte bereiten dürfte: Angriff auf das letzte verbliebene Monopol im Flugzeugbau — den Markt für Großraum-Frachtflugzeuge. A350F The A350F, the freighter variant of the A350 platform, carries up to 111 tonnes […] (00)
vor 45 Minuten
Countdown zum Stapellauf: Die MSC World Asia debütiert ab Dezember 2026 im Mittelmeer
München, 19.06.2025 (lifePR) - Die MSC World Asia präsentiert neue Highlights auf der World Promenade, darunter die längste Trockenrutsche auf See, ein neues pan-asiatisches Spezialitätenrestaurant sowie die Rückkehr beliebter Klassiker Das neue Flaggschiff wird ab 11. Dezember 2026 im Mittelmeer eingesetzt – für den Winter 2026/27 und die Sommersaison 2027 MSC Cruises hat heute neue […] (00)
vor 3 Stunden
 
Vulkan Ätna
Catania (dpa) - Auf der Mittelmeerinsel Sizilien ist der Ätna erneut ausgebrochen. Nach Angaben […] (00)
Sonderflug aus Jordanien nach Frankfurt
Berlin/Tel Aviv (dpa) - Das Auswärtige Amt hat eine zweite Gruppe von Deutschen und engen […] (00)
Sommer auf Mallorca
Palma (dpa) - Ein Österreicher ist auf Mallorca festgenommen worden, weil er einer Frau gegen […] (03)
Das neue Kabinett Merz auf der Regierungsbank (Archiv)
Berlin - Der Haushaltsausschuss des Bundestags soll der neuen Bundesregierung mehr als 200 […] (03)
World of Tanks gibt euch Informationen zum TANKFEST 2025
Nach einem Jahr der Vorfreude und der internationalen Koordination zwischen World of Tanks, The […] (00)
TCL Z100 – Beispielloses Klangerlebnis, unabhängig von der Konfiguration
TCL, ein weltweit führender Anbieter von Unterhaltungselektronik und die weltweit zweitgrößte […] (00)
 Kylian Mbappé
Miami (dpa) - Real Madrid mit seinem neuen Trainer Xabi Alonso muss bei der Club-WM in den USA […] (00)
Runde Silber  Und Goldmünzen
Das in Hongkong ansässige Unternehmen DDC Enterprise hat bekannt gegeben, dass es drei […] (00)
 
 
Suchbegriff