Deutschland auf Wasserstoff-Kurs: Pläne für Kernnetz bis 2032 vorgestellt
Die Pläne für das in Deutschland bis 2032 geplante Wasserstoff-Kernnetz markieren einen entscheidenden Fortschritt. Fernleitungsnetzbetreiber legten der Bundesregierung konkrete Entwürfe vor, die Netzleitungen mit einer Gesamtlänge von 9666 Kilometern umfassen. Nun liegt es an der Bundesnetzagentur, diese Pläne zu genehmigen.
Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck bezeichnete den Antrag als „entscheidenden Schritt zum Aufbau der Wasserstoff-Infrastruktur.“ Er sprach von den „Autobahnen der Wasserstoffnetze“ und versprach damit Planungssicherheit für alle Beteiligten, von Erzeugern über Betreiber bis hin zu den Abnehmern.
Bis 2032 sollen Verbrauchs- und Erzeugungsschwerpunkte von Wasserstoff, Speicher sowie Importpunkte stufenweise miteinander vernetzt werden. Die geplanten Investitionskosten, laut den Fernleitungsnetzbetreibern Gas (FNB Gas), belaufen sich auf 19,7 Milliarden Euro. Rund 60 Prozent dieser Leitungen werden von bestehenden Erdgasleitungen umgerüstet.
Thomas Gößmann, Vorstandschef von FNB Gas, erklärte: „Mit dem Kernnetz schaffen wir eine zentrale Voraussetzung für den erfolgreichen Wasserstoff-Hochlauf in Deutschland und damit für die Dekarbonisierung von Industrie und Energieversorgung.“ Alle Bundesländer sollen an das Netz angebunden werden, wobei der klimafreundliche Umbau der Wirtschaft im Fokus steht, insbesondere in der Stahlindustrie.
Erste Leitungen sollen bereits im nächsten Jahr in Betrieb gehen. Neben der Anbindung zentraler Industriestandorte sollen regionale Ausgewogenheit und die Einbindung in die europäische Wasserstoffinfrastruktur berücksichtigt werden. Dennoch äußerte der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Andreas Jung Bedenken hinsichtlich der Gerechtigkeit der Wasserversorgung zwischen verschiedenen Regionen Deutschlands.
Frühzeitig soll Wasserstoff über Grenzübergangspunkte importiert werden. Deutschland plant, einen Großteil seines Wasserstoffbedarfs durch Pipeline- oder Schiffsimporte zu decken. Am Mittwoch will das Kabinett eine entsprechende Importstrategie beschließen.
Das Kernnetz bildet die Grundlage der Wasserstoff-Transportinfrastruktur und soll sich weiterentwickeln. Ein erster Netzentwicklungsplan für Gas und Wasserstoff soll 2026 von der Bundesnetzagentur genehmigt werden.
Die Finanzierung der Netzleitungen soll hauptsächlich privatwirtschaftlich über Nutzerentgelte erfolgen. Zu Beginn ist eine Zwischenfinanzierung durch ein Amortisationskonto geplant, das zeitlich gestreckte Kosten ermöglicht. Eine finanzielle Absicherung gegen unvorhersehbare Entwicklungen durch den Staat ist ebenfalls vorgesehen. Teile der Leitungen sollen zudem durch Bund und Länder besonders gefördert werden.