Deutscher Aktienmarkt schwächelt nach Fed-Äußerungen
Der Schwung am deutschen Aktienmarkt ist vor dem Wochenende gänzlich verflogen. Der Dax fiel am Freitagnachmittag spürbar unter die Marke von 24.000 Punkten und schloss mit einem Minus von 1,71 Prozent bei 23.629 Zählern. Auf Wochenbasis verbleibt der Leitindex damit nur noch leicht im Plus. Äußerungen der US-Notenbank Fed haben die Hoffnungen auf Zinssenkungen im Markt erheblich gedämpft und die Risikobereitschaft der Anleger geschwächt. Auch der MDax verlor spürbar, um 1,77 Prozent auf 29.088 Punkte, und der EuroStoxx 50 ließ 1,9 Prozent nach.
Die anfängliche Euphorie am Markt war durch das Ende des längsten Shutdowns in der US-Regierungsgeschichte beflügelt worden, was dem Dax zunächst Auftrieb verlieh. Doch am Donnerstag bremsten Gewinnmitnahmen und eine Börsenkorrektur die Rally, und nun droht das Rekordhoch von 24.771 Punkten in weite Ferne zu rücken. In den USA belasteten dieselben Gewinnmitnahmen die Indizes, insbesondere die technologielastige Nasdaq, die keine Erholung erkennen ließ.
Wirtschaftsakteure sind durch die Signale einiger Fed-Vertreter nun verunsichert, ob eine weitere Leitzinssenkung im Dezember noch wahrscheinlich ist. Die Anleger blicken nun gespannt auf anstehende Konjunkturdaten, die nach dem Ende des US-Shutdowns wieder verfügbar werden. Laut Börsenexperte Andreas Lipkow haben die Äußerungen der US-Notenbank die Märkte abrupt von ihrem Höhenflug geholt. Selbst bemerkenswerte Quartalszahlen konnten die Anlegerskepsis nicht mindern.
In der Berichtssaison rückten bestimmte Unternehmen ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Siemens Energy konnte nach einer Prognoseerhöhung starken Zuwachs verzeichnen und legte an der Dax-Spitze um 5,8 Prozent zu. Im Gegensatz dazu büßten Bayer-Aktien am Ende der Woche 5,4 Prozent ein, und auch Technologiewerte wie Infineon und SAP mussten Verluste hinnehmen. Allianz profitiert von geringen Katastrophenschäden im Sommer und hob die Jahresprognose an, wodurch die Aktie um 1,6 Prozent stieg.
IT-Dienstleister mischten den Markt kräftig auf: Bechtle überraschte mit einem außergewöhnlich starken dritten Quartal und blickt optimistisch in das Schlussquartal, was zu einem Anstieg der Aktien um mehr als 15 Prozent führte. Bei Nagarro freuten sich Aktionäre über Kursgewinne von 25 Prozent aufgrund guter Quartalszahlen und geplanter Aktienrückkäufe. Cancom, ein weiterer IT-Dienstleister, verzeichnete ebenfalls ein Plus von 3,8 Prozent.

