Der schwierige Weg der Reformen: Donald Tusk im Ringen mit der polnischen Opposition
Donald Tusk, der polnische Premierminister, trat im vergangenen Jahr mit dem Versprechen an, die von der vorherigen euroskeptischen Regierung eingesetzten politischen Günstlinge aus ihren Ämtern zu entfernen. Doch bislang konnte er diesen ambitionierten Plan nur bedingt umsetzen. Tusk begann mit der Wiederherstellung der Beziehungen zu Brüssel, indem er die eingefrorenen EU-Mittel für Polen freisetzte und das internationale Ansehen des Landes wiederherstellte. Auf nationaler Ebene jedoch zeigt sich die polnische Gesellschaft nach wie vor tief gespalten. Tusks Pläne stoßen auf erheblichen Widerstand von hochrangigen Beamten, die der oppositionellen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) treu ergeben sind. Die Konflikte mit Präsident Andrzej Duda, dessen Vetorecht Tusks Initiativen ausbremst, sowie mit der Verfassungsgerichtsbarkeit und der Zentralbank, erschweren die Umsetzung von Tusks Reformagenda. PiS, angeführt von Jarosław Kaczyński, wirft Tusk vor, eine Hexenjagd gegen die Partei zu führen. Trotz mehrerer Skandale in den Reihen der PiS bleibt deren Wählerbasis stabil. Jüngste Umfragen zeigen, dass die Bürgerkoalition von Tusk bei den Wählern mit 32,9 % vorne liegt, dicht gefolgt von der PiS mit 32,1 %. Mit zahlreichen europäischen Partnern im Rücken, formt Tusks politische Rückkehr nach Brüssel ein kraftvolles Gegenstück zu den rechtsextremen Parteien, die jüngst in Europa an Boden gewannen. Die Beziehungen zwischen Brüssel und Warschau wurden nach Tusks Amtsantritt verbessert, was zur Beendigung eines gegen Polen gerichteten Verfahrens und zur Freigabe von EU-Mitteln führte. Gleichwohl muss sich Tusk innerhalb einer umständlichen Koalition behaupten, die ihn von mutigen Schritten etwa in der Frauenrechtsfrage abhält. Ländliche Koalitionspartner blockierten Gesetze zur Legalisierung von Abtreibungshilfen. Trotz dieser Hindernisse gelingt es Tusk immer wieder, den Druck auf seine Koalitionspartner zu erhöhen, während er die außenpolitischen Beziehungen scharfsinnig manövriert. Dies zeigt sich auch, als Polen die rotierende EU-Ratspräsidentschaft übernehmen wird, was Tusks Präsenz in der europäischen Entscheidungsfindung weiter festigen wird.