Der MSCI World als Anlagekanon? Eine kritische Betrachtung
Der MSCI World gilt als eine beliebte Lösung für passive Investitionen in Europa, insbesondere wenn es um den Aufbau von ETFs geht. Trotz seiner beeindruckenden langfristigen Performance, die aus einem hypothetischen Investment von 10.000 Euro im Jahr 1969 bis Ende 2025 nahezu 727.000 Euro gemacht hätte, stellt sich die Frage, ob er wirklich die ideale Lösung für alle Anlegenden darstellt. Menschen investieren in der Realität selten über so lange Zeiträume in denselben Fonds, was die Notwendigkeit einer flexibleren Anlagestrategie verdeutlicht, so Ali Masarwah von dem Finanzdienstleister envestor.
Eine Betrachtung von rollierenden Renditen zeigt, dass kürzere Anlagezeiträume, wie sie Hans Maier bevorzugt, sehr unterschiedliche Ergebnisse liefern können. Sein Fünfjahreszyklus brachte teils herbe Verluste, wie zwischen 1973 und 1978, oder enorme Gewinne, wie zwischen 1995 und 2000. Silke Müller hingegen, die auf Zehnjahreszyklen setzt, bemerkte ebenfalls Schwankungen. Ihre langfristige Perspektive führte zwar zu glatteren Ergebnissen, war jedoch nicht frei von Rückschlägen, wie in den 1970er oder den 2000er Jahren. In ruhigeren Phasen konnten jedoch zwischen 1979 und 1989 jährliche Renditen von bis zu 19 Prozent erzielt werden.
Masarwah schlägt vor, dass ein "echtes" Weltportfolio, bestehend aus je 25 Prozent S&P 500, MSCI Europe, Topix und MSCI Emerging Markets, den US-Anteil senkt und von Beginn an Schwellenländer einbezieht. Erweiterte man dies um Small Caps, könnte das Potenzial noch vergrößert werden. Zwischen 1995 und 2002 hätte dies oftmals zu besseren Ergebnissen als der MSCI World geführt. Die Dominanz US-amerikanischer Standardwerte seit der Finanzkrise sei eher eine Ausnahme.
Zusammengefasst sind realistische und diversifizierte Anlagestrategien gefragt, die über Regionen und Unternehmensgrößen hinweg Chancen verteilen. In volatilen Marktphasen erweist sich Diversifikation als wertvoller Schutz.

