Death Stranding – Expressversand am Todesstrand
Lange erwartet und endlich angespült: Der berühmte Produzent Hideo Kojima präsentiert das wohl ungewöhnlichste Spiel des Jahres. Erfahrt in unseren Eindrücken, ob sich die Ausbildung zum postapokalyptischen Postboten lohnt.

Der gestrandete Tod

Seit sich die Welt der Toten mit der diesseitigen Dimension überschneidet, steht die Menschheit kurz vor ihrer Auslöschung. Dieses mysteriöse Ereignis – auch “Death Stranding” genannt – sorgt für eine Reihe von extrem gefährlichen Anomalien: Regen beeinflusst die Zeit, geisterhafte Wesen (GDs) lechzen nach den Lebenden und nicht verbrannte Leichen können ganze Landstriche in kilometerweite Krater verwandeln. Zu allem Überdruss möchte eine Gruppe von Terroristen, die Homo-Demens, der Menschheit ein Ende bereiten.

Der Aufstieg des Postmann

Da die äußeren Begebenheiten nicht gerade für ein lebensfreundliches Klima sorgen, verschanzen sich die Überlebenden in abgeschotteten Bereichen oder Bunker. Die einzige Verbindung zwischen den verbliebenen Ballungszentren stellt das Chiral-Netzwerk dar, welches sich die besonderen Eigenschaften des “Death Stranding” zunutze macht. Zuvor müssen die jeweiligen Standorte jedoch mit dem Hauptknotenpunkt verbunden werden. Für diese gefährlichen Reisen, jedoch auch für sonstige Botengänge, werden postapokalyptische Postboten angeworben – auch MULEs genannt.

Die Aufgabe

Sam Bridges (Norman Reedus) gerät über Umwege in die Mühlen der Weltverbesserungs-Organisation Bridges, die sich selbst als die offizielle Nachfolge der USA sieht. Das Problem: Die symbolträchtige Figur der Präsidentin und einzige Verbindung zur alten Ordnung liegt im Sterben. Die Nachfolgerin – unglücklicherweise die Schwester von Sam – befindet sich am anderen Ende des Landes in der Gewalt der Homo Demens. Es folgt die wohl gefährlichste Paketabholung, die ein Postbote je durchführen musste. Trotz dieser eher mäßigen Prämisse entspinnt sich eine durchweg tiefgründige aber teils auch verwirrende Story.

Ein ungewöhnliches Konzept

Death Stranding nutzt den allseits bekannten Postboten als Symbol für die Vernetzung von Personen. Den Hauptanteil des Gameplay bildet das Annehmen und Ausliefern von diversen Frachtgegenständen. Hierbei fällt der logistischen Planung von Transport, Anordnung sowie Wegplanung eine entscheidende Rolle zu. Das Gewicht und Arrangement der Ladung beeinflusst Gleichgewicht sowie Ausdauer. Unwegsames Gelände kann mit Leitern, Kletterhaken oder Fahrzeugen bewältigt werden. Auch Konstruktionen wie Straßen, Ladestationen und Brücken erleichtern den Express-Versand.

Das ist mein Paket!

Auf den Reisen zur Rettung der Menschheit – oder mindestens der Auslieferung eines wichtigen Füllfederhalters – trifft Sam auf eine Vielzahl von Gefahren. Während möglicher Zeitregen den Zustand der Fracht verschlechtert und Flüsse zu einer Herausforderung werden, trachten auch immer wieder fremde Paketboten nach eurer Ware. Mit schwungvollen Hieben und Tritten können diese in das Land der Briefe befördert werden. Fesselspiele mit der Bola-Gun oder dem Packseil sorgen auch für einen ruhigen Feierabend. Da diese BDSM-Treffen selten wirklich anspruchsvoll ausfallen, verkommen sie schnell zu lästigem Beiwerk.

Strandurlaub am Toten Meer

Weitaus gefährlicher sind die in der Welt arealweise auftretenden Geister-Anomalien, die sich oftmals äußerst unvorteilhaft genau auf dem Weg zur nächsten Station befinden. Mit Hilfe eines sogenannten Bridge-Babies können die schemenhaften Gestalten erspürt und umgangen werden. Sollte ein Ausweichen mal nicht funktionieren, so helfen Blutgranaten oder andere Hilfsmittel. Kommt Sam den Geistern jedoch zu nah, dann ist Kuschelzeit angesagt, die im Verlust der Fracht und des Lebens enden kann. Diese Momente sind äußerst intensiv und tragen zur allgemein dichten Atmosphäre des Spiels bei.

Eine Hand wäscht die andere

Hideo Kojima erwähnte im Vorfeld der Veröffentlichung mehrfach, dass sich die Hauptaussage von Death Stranding um die Verbindung von Menschen dreht. Dieser essentielle Aspekt bildet das Grundgerüst der eigentlichen Story, stellt jedoch auch einen äußerst wichtigen Teil des Gameplay. Neben der Annahme von Lieferaufträgen oder einem Gemeinschaftskasten können auch verschiedene Bauprojekte gemeinsam bewältigt werden. Durch aufgebaute Ladestationen, Brücken oder auch Straßen können die Strapazen deutlich gelindert werden. So entsteht ein Gemeinschaftsgefühl trotz Einsamkeit.

Wunderschön in seiner Trostlosigkeit

Death Stranding beeindruckt mit fotorealistischen Landschaften, die trotz ihrer tristen Aufbereitung für Staunen sorgen. Der Aufbau und die Struktur erscheint wie natürlich und das Wandern in der Post-Apokalypse verkommt schnell zum Sightseeing. Leider gewöhnt sich das Auge recht schnell an diese Natur-Schönheit und wünscht sich gelegentlich mehr Abwechslung im Farbkasten. Abseits davon können die menschlichen Charaktere mit realistischer Mimik und Gestik punkten. Das Wichtigste: Death Stranding ist das wohl schönste Spiel dieser Konsolen-Generation und läuft trotz Grafik-Wucht butterweich.

Atmosphäre zum Schneiden

Die grafische Darstellung der Landschaft sorgt in ihrer Trostlosigkeit für ein wohliges Gefühl der Einsamkeit. Der gelegentlich einsetzende Score oder die passend ausgewählten Songs unterstreichen das gefühlvolle Wandern durch die Endzeit. Mit dem Einsetzen des prasselnden Regens entsteht so eine Atmosphäre, die in ihrer melancholischen Schönheit einzigartig ist. Aufgebrochen durch die fast greifbare Anspannung, wenn geisterverseuchtes Gebiet durchschlichen werden soll oder die Toten bereits gewaltsam an Sam zerren und ziehen, spielt Death Stranding immer wieder gekonnt mit euren Gefühlen.

Ist es ein Meisterwerk?

Death Stranding lebt von seiner Atmosphäre und der etwas verwirrenden aber tiefgründigen Geschichte. Wie kein anderes Spiel weiß es die Einsamkeit als sehnsüchtiges Gefühl zu wecken und trotz allem die zwischenmenschlichen Verbindungen als essentiellen Part herauszustellen. Auch wenn das Item-Management gelegentlich in frustige Wuselei ausarten und die mehrfachen Reisen zwischen den gleichen Orten langweilen können, so bleibt dennoch eines der einzigartigsten und emotional intensivsten Spielerlebnisse der letzten Jahre.

Games / Review / PlayStation / Death Stranding
[game-dna.de] · 14.11.2019 · 12:02 Uhr
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