Daimler-Aktie verliert deutlich: Prognose bestätigt - Aktionäre stimmen 'Projekt Zukunft' zu

Daimler hat anlässlich der Hauptversammlung außerdem die Prognose für das laufende Jahr bekräftigt. Ziel sei es, wie geplant im Geschäft mit Premiumautos den Margenkorridor von 8 bis 10 Prozent bis 2021 wieder zu erreichen.

Im laufenden Geschäftsjahr sollen Verkäufe und Umsatz leicht zulegen. Auch beim operativen Ergebnis (EBIT) rechnet der Konzern mit einem leichten Zuwachs. Nach dem Gewinneinbruch im ersten Quartal setzen die Stuttgarter wie viele Wettbewerber auf eine Erholung der Nachfrage und ein starkes zweites Halbjahr.

"Unser Start in 2019 ist verhalten ausgefallen. Das hatten wir erwartet, aber das macht es nicht besser", sagte Zetsche. "Insbesondere mit dem aktuellen Profitabilitätsniveau können und wollen wir nicht zufrieden sein." Im ersten Quartal sank die Marge im Geschäft mit Premiumfahrzeugen auf 6,1 Prozent von 9,0 Prozent im Vorjahr.

Zusätzlich zu dem schwierigen Umfeld spüre Daimler finanziell den kostspieligen Umbau des Konzerns. In den vergangenen fünf Jahren seien die Investitionen um mehr als 50 Prozent gestiegen, bei Mercedes-Benz Cars hätten sich die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sogar nahezu verdoppelt. Die Kosten für neue Technologien im Auto müssten begrenzt werden.

Zudem übernimmt bei der Hauptversammlung am Mittwoch in Berlin ein neuer Mann die Führung des Konzerns: Ola Källenius, bisher Entwicklungschef, löst den langjährigen Vorstandsvorsitzenden Dieter Zetsche ab. Zetsches Amtszeit läuft mit dem Ende der Versammlung ab.

Erst einmal aber hatten die Aktionäre das Wort, bevor das "Projekt Zukunft" endgültig seinen Lauf nehmen kann. Sie haben der von Vorstand und Aufsichtsrat bereits beschlossenen Aufteilung des Konzerns in drei rechtlich eigenständige Einheiten unter dem Dach der Daimler AG am Abend zugestimmt.

In der Mercedes-Benz AG will Daimler künftig das Geschäft mit Autos und Vans zusammenfassen, für Lastwagen und Busse wird die Daimler Truck AG zuständig sein. Die Sparte der Mobilitäts- und Finanzdienstleistungen war auch bisher schon eigenständig, sie bekommt aber einen neuen Namen und heißt künftig Daimler Mobility AG. Der Konzern beschäftigt sich seit Herbst 2017 intensiv mit der Umstrukturierung, die den einzelnen Sparten mehr Freiräume schaffen soll, zum Beispiel bei der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen.

Källenius wird, wie sein Vorgänger Zetsche, zugleich den gesamten Konzern und die Autosparte führen. Außerdem soll er Chef des Aufsichtsrats der Truck AG werden. Die will so mancher Investor lieber heute als morgen an der Börse sehen - doch das sei nicht geplant, versichert Daimler.

Neben dem Konzernumbau übernimmt Källenius noch eine ganze Reihe weiterer Baustellen von seinem Vorgänger. Schwächelnder Absatz, Diesel-Rückrufe, der Handelsstreit zwischen China und den USA sowie Probleme bei der Umstellung auf den neuen Abgasteststandard WLTP hatten Daimler zuletzt mächtig belastet. Für 2018 hatte Zetsche im Februar einen deutlichen Gewinneinbruch verkünden müssen, und auch 2019 läuft bisher nicht gut. Dazu kommen die immer noch laufenden Verfahren im Dieselskandal und die Kartellermittlungen der EU - Ausgang jeweils unklar.

Zetsche steht seit mehr als 13 Jahren an der Daimler-Spitze. Seinen Abschied hatte er vergangenen Herbst angekündigt. Nach einer zweijährigen sogenannten Abkühlungsphase soll er 2021 in den Aufsichtsrat einziehen und dort dann auch den Vorsitz übernehmen.

Daimler-Aktionäre kritisieren teuren Umbau und geringe Marge

Daimler-Chef Dieter Zetsche erhält während der Hauptversammlung viel Lob für seine insgesamt erfolgreiche Bilanz, Investoren kritisieren aber auch die zuletzt schwache Entwicklung der Rendite und Aktie. "Sie haben das ramponierte Image des Sterns wieder auf Hochglanz poliert und mit der Kernmarke Mercedes-Benz die Krone im Premiumsegment zurückerobert", sagte Analyst Janne Werning von Union Investment. "Aus Aktionärssicht können wir heute dennoch nur eine gemischte Bilanz der Ära Zetsche ziehen."

Der Stuttgarter Konzern habe es nie wirklich geschafft, aus Premiumpreisen auch Premiummargen zu generieren. "So schnell das Geld reinkam, so schnell wurde es wieder ausgegeben", so Werning laut Redetext. "Daimler hat ein chronisches Effizienzproblem, das Herr Zetsche nie wirklich angepackt hat", kritisierte der Analyst. Zum Ende seiner Amtszeit müsse zudem die Dividende gekürzt und ein milliardenschweres Effizienzprogramm aufgelegt werden. "Sie hinterlassen Ihrem Nachfolger kein wohlbestelltes Haus, sondern eine Großbaustelle", bemängelt Werning.

Der Umbau zur Holdingsstruktur, der bis zu 700 Millionen Euro koste, sei zwar richtig. Allerdings werde das Lkw-Geschäft auch dieses Jahr nicht an die Börse gebracht, so der Analyst. Hendrik Schmidt von der Investmentgesellschaft DWS fragte hier, wie Daimler konkret mit einem Truck-Börsengang Wert für die Aktionäre schaffen wolle.

Daimler hat sich bisher nicht konkret dazu geäußert, wann der Gang aufs Parkett kommen könnte. Zetsche bekräftigte während der Aktionärsversammlung grundsätzlich, dass man sich von keinem Geschäftsfeld trennen werde.

Analyst Schmidt ist unterdessen der massive Gewinnrückgang des vergangenen Jahres ein Dorn im Auge. Die Gründe dafür seien zwar vielfältig und teils durch externe Faktoren bedingt, "teils aber auch hausgemacht", so Schmidt laut Redetext.

Zetsche gestand vor den Anlegern ein, dass er mit den jüngsten Quartalsergebnissen und dem Aktienkurs nicht zufrieden sei. Auch der Start in das neue Jahr sei verhalten gewesen. "Insbesondere mit dem aktuellen Profitabilitätsniveau können und wollen wir nicht zufrieden sein", sagte Zetsche den Aktionären. Daimler will nun wie viele Konkurrenten die Kosten senken, um das Margenniveau zu steigern. Ola Källenius, der mit der Hauptversammlung den CEO-Posten übernimmt, muss das Sparprogramm in den nächsten Monaten auf den Weg bringen.

Noch-Daimler-Chef Zetsche bekräftigt Sparanstrengungen - Keine Details

Der scheidende Daimler-Chef Dieter Zetsche hat dem Autobauer zum Abschied noch einmal einen klaren Sparkurs vorgegeben. "Alles steht auf dem Prüfstand: fixe und variable Kosten, Sach- und Personalkosten, Investitionsvorhaben, die Wertschöpfungstiefe und die Produktpalette", sagte Zetsche am Mittwoch bei der Hauptversammlung des Konzerns in Berlin. Die neuen Technologien in den Autos kosteten viel Geld. "Das heißt auch, dass Mobilität in Zukunft teurer wird", erklärte Zetsche. "Unsere Aufgabe als Unternehmen ist, den Anstieg für die Kunden zu begrenzen."

Im gesamten Unternehmen müssten dazu Kosten gesenkt und die Effizienz gesteigert werden, sagte Zetsche, nannte aber erneut keine Details zu dem Sparprogramm, das er schon bei der Bilanzvorlage im Februar angekündigt hatte.

Als Folge von weltweiten Handelskonflikten, Diesel-Rückrufen und Problemen bei der Umstellung auf den neuen Abgasteststandard WLTP hatte Daimler 2018 mehr als ein Viertel seines Gewinns eingebüßt. Und auch der Start ins Jahr 2019 verlief eher schleppend. "Das hatten wir erwartet, aber das macht es nicht besser", räumte Zetsche ein.

Der 66-Jährige übergibt seinen Posten als Vorstandschef mit dem Ende der Hauptversammlung an seinen Nachfolger Ola Källenius. Der Schwede wird den Konzern, sofern die Aktionäre zustimmen, grundlegend umbauen. Eine neue Struktur mit drei rechtlich eigenständigen Sparten unter dem Dach der Daimler AG soll den Autobauer flexibler machen - eine für Autos und Vans, eine für Trucks und Busse und eine für Finanz- und Mobilitätsdienstleistungen. Das soll Freiräume schaffen, zum Beispiel für die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen.

Zetsche stand mehr als 13 Jahre an der Spitze des Autobauers. Er löste in seiner Amtszeit die Ehe mit dem US-Autobauer Chrysler auf, die erst euphorisch gefeiert worden war, sich dann aber schnell zur Belastung entwickelt hatte. Nach der Finanzkrise führte er den Konzern aus einer schweren Flaute, er modernisierte die Designsprache der Stammmarke Mercedes-Benz und eroberte damit jüngere Käuferschichten. Nach vielen Jahren hinter dem Erzrivalen BMW konnte Mercedes 2016 die Weltspitze bei Premium-Autos zurückerobern.

Zetsches Erfolge sind auch unter den Aktionären unbestritten, dennoch musste sich der langjährige Vorstandschef an seinem letzten Tag auch viel Kritik anhören. Ein Vorwurf: Unterm Strich bleibe bei Daimler zu wenig übrig - nicht nur im Moment. Daimler habe ein chronisches Effizienzproblem, das Zetsche nie richtig angepackt habe, kritisierte Janne Werning von Union Investment, der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken. Daimler kämpfe an allen Fronten, und die Renditeziele seien in weite Ferne gerückt, stellte auch Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Deka Investment fest.

Die Rendite gibt an, wie viel vom Umsatz nach Abzug aller Kosten letztlich als Gewinn übrigbleibt. In der Autosparte peilt Daimler hier eigentlich generell acht bis zehn Prozent an - aber das hält Zetsche erst 2021 wieder für realistisch.

Zum Handelsschluss verlor die Aktie 2,5 Prozent auf 50,83 Euro.

BERLIN (dpa-AFX) / FRANKFURT (Dow Jones)

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[finanzen.net] · 22.05.2019 · 20:24 Uhr
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