Daimler-Aktie schließt schwächer: Renditeziel für Mercedes-Benz und Mobility erhöht - deutlicher Gewinnsprung - Kaeser in Truck-Aufsichtsrat

Der Auto- und Lkw-Bauer Daimler ist nach dem außerordentlich starken Jahresstart noch einmal deutlich selbstbewusster für 2021. Der Vorstand um Chef Ola Källenius geht davon aus, dass mit Pkw und Vans noch einmal deutlich mehr Gewinn aus dem Tagesgeschäft herausspringt als bisher schon veranschlagt. Auch für die Gewinne der Finanzdienstleistungs- und Mobildienstsparte sind die Stuttgarter zuversichtlicher. Die in den vergangenen Monaten bereits gut gelaufene Daimler-Aktie legte zu.

Für den Bereich mit Autos und kleinen Nutzfahrzeugen geht Daimler nun von 10 bis 12 Prozent Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern aus, wenn Sondereffekte herausgerechnet werden. Zuvor hatte das Management 8 bis 10 Prozent Marge in Aussicht gestellt. Die Eigenkapitalrendite von Daimler Mobility - wo die Stuttgarter Finanzdienste und das Mobilitäts-Joint-Venture mit BMW bündeln - soll 14 bis 15 Prozent erreichen statt wie bisher anvisiert 12 bis 13 Prozent.

Vereinzelt hatten Analysten damit gerechnet, dass eine Diskussion um eine Erhöhung der Spartenziele nach dem guten ersten Quartal aufkommen könnte - dass Källenius und sein Finanzchef Harald Wilhelm jetzt schon Ernst machen, ist aber dennoch eine Überraschung. Vor allem angesichts der Risiken, die mit der Corona-Pandemie und auch der Chipknappheit für die Autobauer in diesem Jahr noch drohen.

Mit den erhöhten Zielen dürften die Schätzungen von Experten am Markt noch um bis zu ein Zehntel zunehmen, schrieb Philippe Houchois von Jefferies. Der Gewinn-Superzyklus bei Daimler gehe weiter, schrieb Jose Asumendi von JPMorgan. Mit den angehobenen Zielen für Mercedes zeige sich erneut, dass die Firma ihr Programm durchziehe und sie auch viel Schwung dank neuer Produkte bekomme. Unter Börsianern ging auch die These um, die neuen Ziele könnten noch konservativ sein, weil sie bereits die erwarteten weiteren Probleme mit Chiplieferungen beinhalteten. Auch beim freien Mittelzufluss ist Wilhelm schließlich etwas optimistischer als bislang.

Bei den Halbleiter-Engpässen rechnet Daimler mit einer Erholung in der zweiten Jahreshälfte. Vorher wird es aber noch weiter ruckeln. In den nächsten Wochen könne es wegen anhaltender Lieferengpässe wichtiger elektronischer Bauteile "hier und dort" zu Produktionsstopps und Kurzarbeit kommen, sagte Wilhelm.

Der Manager sagte, er befürchte, dass die Krise die Produktion und damit auch den Absatz neuer Fahrzeuge im zweiten Quartal noch stärker als zu Jahresbeginn beeinflusse. Die Produktionsunterbrechungen könnten mehrere Produktklassen betreffen - womöglich auch hochpreisige Pkw-Modelle wie die S-Klasse. Zwar versuche man, die Auswirkungen der Krise weitgehend von den teureren und damit gewinnträchtigeren Autos fernzuhalten - garantieren könne man das aber nicht. Auch die VW-Tochter Audi meldete vor dem Wochenende weitere Probleme mit den Chips und will die Produktion im Werk Neckarsulm drosseln.

Alles in allem blickte Daimler aber nach den bereits vorliegenden vorläufigen Zahlen auf starke erste drei Monate zurück. "Nach diesem vielversprechenden Start sind wir sehr zuversichtlich, dass wir bei der nachhaltigen Verbesserung unserer Renditen weiterhin schnell vorankommen, während wir gleichzeitig unser Elektro-Fahrzeugportfolio weiter ausbauen", sagte Wilhelm.

Der Konzern profitiert insbesondere vom starken Lauf mit seinen Premiummodellen in China, dem mit Abstand wichtigsten Einzelmarkt. Derzeit herrscht ohnehin auch in Europa ein gutes Preisumfeld für Autos, zudem wirken die starken Kostensenkungen noch nach, die Daimler in der Corona-Krise angestrengt hat. Die Stuttgarter sind bei den Investitionen, bei Kosten für Vorratshaltung und bei den Fixkosten deutlich auf die Bremse getreten.

Auch unter dem Strich machte sich die Erholung deutlich bemerkbar. Der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn lag bei 4,29 Milliarden Euro. Vor einem Jahr waren nur 94 Millionen Euro übrig geblieben, weil die Corona-Krise die Geschäfte vor allem in China und teils auch schon in Europa empfindlich unter Druck gesetzt hatte. Diesmal half auch ein milliardenschwerer Bewertungsertrag durch die Gründung eines Brennstoffzellen-Gemeinschaftsunternehmens mit dem schwedischen Lkw-Rivalen Volvo.

Der Gesamtumsatz erreichte zwischen Januar und Ende März dieses Jahres 41 Milliarden Euro, im Jahresvergleich ein Plus von zehn Prozent. Daimler hatte im ersten Quartal 15 Prozent mehr Autos und Vans an die Händler abgesetzt als ein Jahr zuvor. An die Kunden ausgeliefert wurden gar 22 Prozent mehr Fahrzeuge.

Auch bei der abzuspaltenden Lkw-Sparte Daimler Truck laufen die Geschäfte wieder deutlich besser, nachdem der Markt für schwere Nutzfahrzeuge vergangenes Jahr zusammengebrochen war. Zwar lag der Umsatz mit 8,7 Milliarden Euro noch ein Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Bestellungen für Lkw und Busse zogen im ersten Quartal aber um 63 Prozent auf 151 127 Fahrzeuge an. Das bereinigte operative Ergebnis kletterte auf mehr als das Doppelte. Die Margenerwartung an das schwere Nutzfahrzeuggeschäft für das laufende Jahr behielt Truck-Chef Martin Daum jedoch bei - allerdings erwartet Finanzchef Wilhelm die Rendite auch am oberen Ende des Prognosekorridors von 6 bis 7 Prozent.

Daum und Wilhelm erhielten zudem das Vertrauen vom Daimler-Aufsichtsrat mit einer Verlängerung ihrer Bestellungen zum Vorstand. Daum soll demnach bis 2025 Chef der abzuspaltenden Daimler Truck AG sein, Wilhelm bis 2027 Vorstand der jetzigen Daimler AG. Dem Kontrollrat der Daimler Truck AG soll zudem Joe Kaeser vorstehen, der Ex-Siemens-Chef wurde am Vortag in das Aufsehergremium gewählt.

S&P hebt Ratingausblick von Daimler auf positiv an

Nach den jüngsten Quartalszahlen von Daimler hebt die Ratingagentur S&P den Ausblick für die mit BBB+ bewertete Bonität des Autoherstellers an und stellt auch eine Erhöhung in Aussicht. Daimler habe die Prognose für seine Sparte Cars & Vans angehoben, was auf bessere Aussichten für Profitabilität und Cashflow in diesem Jahr hindeute, erklärte S&P zur Begründung. Auch die zunehmende Bedeutung von elektrifizierten Fahrzeugen stimmt die Agentur positiv.

Sollte es Daimler gelingen, seine Marktposition bei Elektrofahrzeugen auszubauen, zusätzlich eine bereinigte EBITDA-Marge von deutlich über 10 Prozent einzufahren, mehr als 4 Prozent des Umsatzes in bereinigten Free Operating Cashflow zu verwandeln und die bereinigte Verschuldung zum EBITDA deutlich unter 0,5 zu halten, dann könnte das Rating in zwölf bis 24 Monaten auch erhöht werden.

Ex-Siemens-Chef Kaeser soll Aufsichtsrat bei Daimler Truck anführen

Nach der geplanten Abspaltung der Truck-Sparte Daimler Trucks vom bestehenden Konzern soll Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser Aufsichtsratschef des dann eigenständigen Unternehmens werden. Kaeser sei am Donnerstag in den Aufsichtsrat der Daimler Truck AG gewählt worden, teilte die Noch-Muttergesellschaft Daimler AG am Freitag mit. Perspektivisch solle er für den Aufsichtsratsvorsitz von Daimler Truck vorgeschlagen werden, hieß es weiter. Vor Bekanntgabe der Pläne über eine Abspaltung der Truck-Sparte war Kaeser schon als neuer Aufsichtsratschef beim Mutterkonzern gehandelt worden, letztlich bekam diesen Job aber Ex-BMW- und VW-Chef Bernd Pischetsrieder.

Geplant ist, dass Daimler Truck im Herbst vom bisherigen Gesamtkonzern abgetrennt und an die Börse gebracht wird. Konzernchef Ola Källenius hatte im Februar den radikalen Umbau des Traditionsunternehmens angekündigt. Demnach soll die Daimler AG als Dachgesellschaft auf lange Sicht sogar ganz verschwinden und zwei eigenständigen, dafür jeweils börsennotierten Unternehmen Platz machen: Mercedes-Benz für die Autos und Vans sowie Daimler Truck für Lastwagen und Busse. Aktueller Aufsichtsratschef der Konzerntochter Daimler Truck ist Källenius selbst.

Vorstandschef bei Daimler Truck soll Martin Daum bleiben, dessen Vertrag bis 2025 verlängert wurde, wie das Unternehmen mitteilte. Daum sitzt zudem erstmal auch weiter im Vorstand des noch bestehenden Mutterkonzerns, soll aus diesem nach der Abspaltung im Herbst aber ausscheiden. Auch der Kontrakt von Konzern-Finanzvorstand Harald Wilhelm wurde ausgedehnt - bis ins Jahr 2027.

Die Daimler-Aktie fiel zum XETRA-Schluss um 0,11 Prozent auf 73,70 Euro. Seit Anfang November hat das Papier nun rund zwei Drittel zugelegt, unter anderem getrieben durch die Impfstoffhoffnung an den Börsen generell, aber vor allem auch durch die Aufspaltungspläne in einen Pkw- und Lkw-Konzern sowie die in einigen Erdteilen wieder brummenden Geschäfte.

STUTTGART / FRANKFURT (dpa-AFX / Dow Jones)

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[finanzen.net] · 23.04.2021 · 17:48 Uhr
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