Commerzbank trotzt Übernahmephantasien – Widerstand gegen Unicredit-Pläne wächst
In einem Spannungsfeld zwischen Unabhängigkeitsbestrebungen und wachsendem Druck aus Italien ergreift die Commerzbank ihre Stimme, um Übernahmegerüchte seitens der italienischen Großbank Unicredit zurückzuweisen. Während der Hauptversammlung in Wiesbaden versammelten sich Mitarbeiter, Management und Aktionärsvertreter, um klar Stellung gegen die als feindlich wahrgenommene Annäherung von Unicredit-Chef Andrea Orcel zu beziehen.
Vor der Versammlungshalle machten Commerzbank-Angestellte mit Plakaten und lautstarken Parolen wie „Nein zu Unicredit“ und „Allein sind wir besser dran“ ihrem Widerstand Luft. Kevin Voß von der Gewerkschaft Verdi unterstrich, es sei entscheidend, dass Aktionäre ihre Anteile behalten und nicht an externe Investoren verkaufen. Verdi warnt eindringlich vor einem Arbeitsplatzabbau bei der Commerzbank sowie der Unicredit-Tochter Hypovereinsbank, sollte es zu einer Übernahme kommen.
Bettina Orlopp, Vorstandsvorsitzende der Commerzbank, vermittelte in ihrer Rede ein entschiedenes Bekenntnis zur Eigenständigkeit. Die Strategie der Bank sei darauf ausgerichtet, als gestandene Größe im europäischen Bankwesen zu bestehen. Sie betonte, mögliche Alternativen jederzeit ergebnisoffen zu prüfen. Im Vordergrund stehe jedoch die Umsetzung der eigenen Strategie, die durch Einsparungen und Gewinnsteigerungen die Unabhängigkeit sichern soll.
Zusätzlich erhielt die Commerzbank Rückendeckung aus der Politik: Bundesfinanzminister Lars Klingbeil unterstrich die Wichtigkeit der Eigenständigkeit der systemrelevanten Bank im Interesse des Landes. Der Staat hält nach wie vor über zwölf Prozent der Anteile.
Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz forderte ebenfalls Standhaftigkeit vom Bund. Eine Übernahme sei weder im Sinne der Commerzbank, noch ihrer Belegschaft oder des deutschen Kapitalmarktes. Obwohl Unicredit bereits eine signifikante Beteiligung erworben hat, bleibt ein offizielles Übernahmeangebot bislang aus. Orcel signalisierte jedoch Geduld, um eine Einschätzung hinsichtlich des Meinungswechsels der neuen deutschen Regierung und der zukünftigen Ergebnisse der Commerzbank vorzunehmen.