Commerzbank fordert entschlossene Reformen: Warten auf Bewegung im Herbst der Entscheidungen
Die Vorstandsvorsitzende der Commerzbank, Bettina Orlopp, hat die Bundesregierung aufgefordert, den angekündigten Reformkurs zügig voranzutreiben. Bei den 'Frankfurter Finanzplatzgesprächen' bemängelte Orlopp, dass Bundeskanzler Friedrich Merz zwar umfangreiche Reformen für den Herbst avisiert habe, deren Umsetzung jedoch auf sich warten lasse. Sie betonte, dass die Wirtschaft Reformen erwarte, die dringend angegangen und durchgeführt werden müssten.
Internationale Investoren, insbesondere aus den USA, würden bei der Beobachtung der europäischen Märkte vermehrt ihren Blick auf Deutschland richten, so Orlopp. Während einer Roadshow in den USA sei die wirtschaftliche Lage Deutschlands die wichtigste Fragestellung gewesen, noch vor der Positionierung der Unicredit in der Commerzbank. Amerikanische Investoren suchten aktiv nach Investitionsmöglichkeiten außerhalb von Nordamerika. Orlopp betonte, dass Reformen die Bereitschaft deutscher und internationaler Unternehmen, in Deutschland zu investieren, erheblich fördern würden.
In Bezug auf die Unicredit, die einen Anteil von 26 Prozent an der Commerzbank hält, äußerte Orlopp die Erwartung, dass ein Vorschlag von den Italienern unterbreitet werde, den man unvoreingenommen prüfen wolle. Seit September 2024 wehrt sich die Commerzbank gegen eine mögliche Übernahme durch die Unicredit, die durch Finanzinstrumente Zugriff auf mehr als 29 Prozent der Anteile hat. Unicredit-Chef Andrea Orcel hat mehrfach hervorgehoben, dass Europa größere Banken brauche, jedoch bislang kein offizielles Angebot für die Commerzbank vorgelegt.
Auf einem EZB-Forum zur Bankenaufsicht in Frankfurt bekräftigte Orcel die Notwendigkeit einer stärkeren Integration der europäischen Kapitalmärkte. Ohne direkten Bezug zur Commerzbank erklärte er, dass die Fragmentierung Europas die Stärke der Banken beeinträchtige. Ein wirtschaftlich stärkerer europäischer Block würde auch die Banken stärken.

