Chefvolkswirte dämpfen Erwartungen: Herausforderungen für US-Bankenlandschaft
Führende Manager US-amerikanischer Banken haben sich bei einer Barclays-Konferenz in New York kritisch zu den allzu optimistischen Gewinnprognosen geäußert und auf das schleppende Umfeld für Geschäftsabschlüsse hingewiesen. Ihre Kommentare trübten die Stimmung trotz Zugeständnissen der Regulierungsbehörden zu den Vorschlägen des „Basel Endgames“, welches strengere Eigenkapitalanforderungen für Banken vorsieht.
Daniel Pinto, Chief Operating Officer, erklärte: „Die Erwartungen an das Nettozinsergebnis (NII) sind etwas zu hoch. Nächstes Jahr wird es etwas schwieriger.“ Obwohl die US-Wirtschaft eine leichte Verlangsamung erlebe, sei der Konsument weiterhin das wichtigste Wachstumselement. Investitionsbankgebühren könnten im dritten Quartal um 15 % steigen, während das Marktertragswachstum eher flach bis leicht positiv ausfalle. Pinto warnte zudem vor Herausforderungen im kommerziellen Immobiliensektor und merkte an, dass man den Tiefpunkt hier noch nicht erreicht habe.
Mark Mason, Chief Financial Officer von Citigroup, erwartet, dass die Investitionsbankgebühren im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um etwa 20 % steigen. Allerdings werde das jährliche NII „moderat“ unter dem Vorjahresniveau liegen. „Die Ausgaben wachsen vor allem bei unseren wohlhabenderen Kunden. Es gibt eine Dichotomie zwischen Kunden mit höherer und niedrigerer Kreditwürdigkeit“, fügte Mason hinzu. Die Erträge aus dem Markthandel könnten im Quartal um etwa 4 % sinken.
Brian Moynihan, CEO der Bank of America, erwartet im dritten Quartal unveränderte Investitionsbankingerträge. Doch das Investment Banking im mittleren Marktsegment wachse zweistellig. „Die Gesamtausgaben sind auf einem guten Niveau. Die Beschäftigung ist relativ stabil. Ich sorge mich mehr darum, dass, wenn die Fed die Erwartungen nicht erfüllt, die Konsumentenstimmung kippen könnte“, so Moynihan.
Michael Santomassimo, CFO von Wells Fargo, bestätigte die Jahresprognose für das NII der Bank, warnte jedoch vor Belastungen bei einkommensschwächeren Kunden. „In dieser Gruppe sieht man höhere Zahlungsverzüge.“ Santomassimo äußerte, dass Wells Fargo mit der Rückstellung für das Büroimmobilienportfolio zufrieden sei und plante, im zweiten Halbjahr weitere Aktienrückkäufe durchzuführen – wenn auch langsamer.
Dan Simkowitz, Co-Präsident von Morgan Stanley, berichtete, dass der Markt für Fusionen und Übernahmen sowie Initial Public Offerings (IPOs) weiterhin schwächer als erwartet sei und sich dies im dritten Quartal nicht ändern werde. Die Bank rechne weiterhin mit einem „moderaten Rückgang“ im NII für das Quartal, während der Marktbereich stabil bleiben dürfte.
David Solomon, CEO von Goldman Sachs, wies auf das herausfordernde wirtschaftliche Umfeld im August hin, welches zu einem Rückgang von 10 % im Handelsertrag im dritten Quartal führen könnte. Dennoch habe die Aktivität im Investment Banking zugenommen und sei „bedeutend besser“.