Bundesländer melden deutlichen Anstieg häuslicher Gewalt

10. Mai 2025, 07:00 Uhr · Quelle: dts Nachrichtenagentur
Demonstrantin gegen Gewalt an Frauen (Archiv)
via dts Nachrichtenagentur
Demonstrantin gegen Gewalt an Frauen (Archiv)
Die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt in Deutschland stieg im letzten Jahr auf über 266.000, ein Anstieg von vier Prozent. Minister fordern gesetzliche Maßnahmen, um Gewalttätern durch elektronische Fußfesseln zu begegnen und betonen die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Wandels.

Berlin - Die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt in Deutschland hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Wie die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf eine eigene Abfrage bei den Innenministerien und Landeskriminalämtern der 16 Bundesländer berichtet, wurden bundesweit mehr als 266.000 Opfer von der Polizei registriert. Das entspricht einem Anstieg von etwa vier Prozent gegenüber dem Jahr 2023.

Als Täter werden Partner, Ex-Partner und Familienangehörige erfasst. Zwei Drittel der Opfer sind Frauen. Die Dunkelziffer ist hoch, weil sich viele Betroffene nicht trauen, Anzeige zu erstatten. Da die Minister Alexander Dobrindt (Inneres, CSU) und Karin Prien (Familie, CDU) gerade ihr Amt angetreten haben, werden die Zahlen voraussichtlich erst im Sommer vorgestellt. Diese fließen in das Lagebild "Häusliche Gewalt 2024" ein, das vom Bundeskriminalamt (BKA) erstellt wird.

Beim Vergleich der Länder verzeichnet Niedersachsen mit 12,3 Prozent (30.209 Opfer) den stärksten Zuwachs. Dahinter kommen Schleswig-Holstein (plus 8,8 Prozent, 9.342 Opfer) und Baden-Württemberg (plus 8,7 Prozent, 27.841 Opfer). Es folgen Thüringen (plus 7,5 Prozent, 7.040 Opfer), Brandenburg (plus 7,4 Prozent, 6.790 Opfer), und Sachsen-Anhalt (plus 6,0 Prozent, 8.735 Opfer) mit überdurchschnittlich hohen Werten.

Den geringsten Anstieg bei der häuslichen Gewalt haben Bayern (plus 1,0 Prozent, 28.358 Opfer) und Hessen (1,4 Prozent, 15.902 Opfer). Rückgänge gibt es nur in drei Ländern: in Bremen/Bremerhaven (minus 3,7 Prozent, 3.514 Opfer), im Saarland (minus 2,7 Prozent, 3.890 Opfer) und in Mecklenburg-Vorpommern (minus 1,6 Prozent, 5.249 Opfer).

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) sagte der "Welt am Sonntag": "Die steigende Zahl der Fälle häuslicher Gewalt treibt mich massiv um. Gewalt in den eigenen vier Wänden ist keine Privatsache - es sind Straftaten, gegen die der Staat entschieden vorgehen muss."

Auch Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) sieht die Entwicklung bei der häuslichen Gewalt mit großer Sorge. "Wir müssen als Gesellschaft hinschauen und handeln. Denn nur gemeinsam können wir dem Tabu-Thema begegnen und die Stigmatisierung von Opfern beenden", sagte Poseck der Zeitung.

Hessen und Sachsen setzen bereits eine elektronische Fußfessel für Täter ein. Niedersachsen gehört zu den Bundesländern, die dies bald gesetzlich verankern wollen. Vorbild ist Spanien: Dort müssen Gewalttäter eine Fußfessel tragen. Mithilfe von GPS-Empfängern, die der Täter und auch die bedrohte Person mit sich führen. So wird die geografische Distanz überwacht. Kommt der Täter zu nahe, wird ein Alarm ausgelöst, der die Polizei informiert.

Für ganz Deutschland fehlt bisher eine solche Regelung auf Bundesebene. Das will die neue schwarz-rote Regierungskoalition von Kanzler Friedrich Merz (CDU) nun ändern. "Das Bundesjustizministerium muss kurzfristig einen praktikablen Entwurf vorlegen", forderte Günter Krings, der rechtspolitische Sprecher der Unionsfraktion. Nötig sei eine "bundeseinheitliche Regelung, damit Familiengerichte das Tragen einer Fußfessel für Täter anordnen können." Das Gewaltschutzgesetz, dass diese Möglichkeit bisher nicht enthalte, müsse entsprechend geändert werden.

Elke Ronneberger, Vorständin Sozialpolitik bei der Diakonie, bezeichnet den erneuten Anstieg von häuslicher Gewalt als "erschreckend". "Dies macht deutlich, wie wenig tragfähige Präventionsmaßnahmen von der Bundespolitik in den vergangenen Jahrzehnten umgesetzt wurden", sagte Ronneberger der "Welt am Sonntag". Die Diakonie sehe den Einsatz einer Fußfessel kritisch. Im Einzelfall könne diese zwar "als ergänzende Maßnahme" sinnvoll sein, aber sie wirke erst zu einem "sehr späten Zeitpunkt". Erforderlich sei vor allem ein besser ausgebautes Hilfesystem mit Frauenhäusern und Fachberatungsstellen.

Auch die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, bedrückt die erneut gestiegene Zahl bei den Opfern. "Es braucht neben Frauenhäusern und Beratungsstellen vor allem einen gesellschaftlichen Konsens, dass Gewalt in Paarbeziehungen kein Kavaliersdelikt ist", sagte Welskop-Deffaa der Zeitung.

Vermischtes / Deutschland / Kriminalität / Sexualstraftaten / Gewalt
10.05.2025 · 07:00 Uhr
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