Bundesbank hofft auf rasche Sarrazin-Entscheidung
Frankfurt/Main (dpa) - In der Bundesbank ist der Wunsch nach einer baldigen endgültigen Entscheidung im Fall Sarrazin groß.
«Unsere Hoffnung ist, dass der Bundespräsident rasch entscheidet, damit es keine lange Hängepartie gibt», sagte eine mit den Vorgängen in der Notenbank vertraute Person der Nachrichtenagentur dpa. «Jeder ist sich der Dramatik bewusst. Noch ist nicht absehbar, ob die Rufschädigung für die Bank groß ist.»
Die fünf übrigen Bundesbankvorstände hatten am Donnerstag in Abwesenheit von Thilo Sarrazin einstimmig den Antrag zu dessen Abberufung beschlossen. Die Entscheidung liegt nun bei Bundespräsident Christian Wulff. Der Antrag sollte dem Präsidialamt nach Angaben der Bundesbank an diesem Freitagmittag zugestellt werden.
Ein Bundesbanksprecher in Frankfurt betonte: «Sarrazin ist nach wie vor Vorstandsmitglied der Bundesbank mit allen Rechten und Pflichten.» Somit darf der 65-Jährige bis auf weiteres auch an Vorstandssitzungen teilnehmen, obwohl er seit Donnerstag keinen Geschäftsbereich mehr hat.
Aus der Notenbank ist zu hören, Sarrazin sei nach der Welle der Empörung über seine jüngsten Äußerungen zu «muslimischen Migranten» eine Frist zum Rücktritt bis Donnerstagmittag gesetzt worden. Diese ließ der SPD-Politiker ungenutzt verstreichen. «Der politische Druck war für den Entlassungsantrag nicht entscheidend», hieß es aus informierten Kreisen. «Von seinen Thesen hat er nichts zurückgenommen, das einzige was er bedauert hat, war sein Kardinalfehler mit dem Juden-Gen.» Allerdings bleibe «ein Restrisiko», ob die Gründe für eine Entlassung ausreichten.