Bundesbank fordert gemeinsame Anstrengungen zum Erhalt von Bargeld
Die Bundesbank warnt vor einer potentiellen Gefährdung der Wahlfreiheit und Stabilisierungsfunktion von Bargeld in Krisenzeiten. In einer aktuellen Studie über das Bezahlen im Jahr 2037 kommt die deutsche Notenbank zu dem Ergebnis, dass in zwei von drei Szenarien der Zugang zu Bargeld sowie dessen Akzeptanz nicht vollständig gewährleistet wäre. Dies könnte dazu führen, dass die Entscheidungsfreiheit der Verbraucher eingeschränkt und die Funktion von Bargeld als Kriseninstrument gefährdet ist. Aus diesem Grund ruft die Bundesbank zu gemeinsamen Anstrengungen auf, um den Erhalt und die breite Verwendung von Bargeld sicherzustellen.
Die Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Dienstleistungsunternehmen VDI/VDE Innovation + Technik und dem Meinungsforschungsinstitut Sinus durchgeführt wurde, zeigt, dass der Erhalt und die Verwendung von Bargeld keine Selbstverständlichkeit sind. In einer Umfrage gaben 93 Prozent der Teilnehmer an, dass sie auch in Zukunft selbst entscheiden möchten, ob sie bar oder unbar bezahlen. Diese Präferenz der Verbraucher sollte von allen Akteuren im Bargeldkreislauf und von der Politik berücksichtigt werden.
Um die Debatte über das Bezahlen der Zukunft zu begleiten, schlug Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz im vergangenen Jahr die Einrichtung eines 'Nationalen Bargeldforums' vor. Das Ziel des Forums besteht darin, Bargeld als kostengünstiges und effizientes Zahlungsmittel in einer sich wandelnden Umgebung so weit wie möglich verfügbar zu halten. Die erste Veranstaltung des Forums ist für den 16. Februar in Berlin geplant.
Die Analyse der Bundesbank basierte auf Interviews mit Branchenexperten sowie einer repräsentativen Online-Befragung, die von Februar 2022 bis November 2023 durchgeführt wurde. Dabei wurden verschiedene Szenarien für das Bezahlen mit Bargeld im Jahr 2037 entworfen. Im ersten Szenario, der 'hyperdigitalen Bezahlwelt', würde Bargeld beinahe aus dem Alltag der meisten Menschen verschwinden. Im zweiten Szenario, der 'Bargeld-Renaissance', würde die Nutzung von Bargeld zunächst abnehmen und sich dann in den 2030er-Jahren wieder stabilisieren, da die Menschen die Vorteile von Bargeld wie Anonymität beim Bezahlen wiederentdecken. Im dritten Szenario, der 'verschwindenden hybriden Bezahlwelt', würde die Nutzung von Bargeld stark von den Lebensumständen der Menschen abhängen.
Laut einer Analyse der Europäischen Zentralbank (EZB) ist Bargeld zwar immer noch das am häufigsten verwendete Zahlungsmittel an der Ladenkasse im Euroraum. Allerdings überholten elektronische Zahlungen gemessen am Wert erstmals Scheine und Münzen. Dieser Trend wurde durch die Corona-Pandemie zusätzlich beschleunigt. Die EZB arbeitet bereits seit einiger Zeit an einem digitalen Euro als Ergänzung zum Bargeld, jedoch steht noch keine endgültige Entscheidung über die Einführung einer digitalen Variante der Gemeinschaftswährung fest. Die EU-Kommission plant zudem, per Gesetz sicherzustellen, dass Bargeld in der Europäischen Union weiterhin breit akzeptiert wird und Verbraucher flächendeckend Zugang dazu haben. (eulerpool-AFX)