Bund und Niedersachsen kaufen Steuerbetrüger-CD

Berlin/Hannover (dpa) - Der Bund hat nach monatelangem Hin und Her gemeinsam mit Niedersachsen die CD mit Daten deutscher Steuerbetrüger in der Schweiz gekauft. Die Finanzbehörden rechnen mit Mehreinnahmen in zweistelliger Millionenhöhe, bezahlt wurden für die illegal beschaffte CD letztlich 185 000 Euro.

Die umstrittene Datensammlung war zunächst Baden-Württemberg angeboten worden. Die dortige schwarz- gelbe Landesregierung hatte auf Druck der FDP den Kauf abgelehnt - will die Daten nun aber mitnutzen. Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums vom Mittwoch sind auf der CD mehr als 20 000 Datensätze. Sie enthielten neben Namen und Anschriften auch Kontostände und bankinterne Angaben.

Die Deutsche Steuergewerkschaft rechnet damit, dass 500 Millionen Euro plus Verzugszinsen an den deutschen Fiskus zurückfließen könnten. Allein aus den bisher ausgewerteten 54 Probedaten hätten sich fällige Steuernachzahlungen in Höhe von 2 Millionen Euro ergeben, sagte der Vorsitzende Dieter Ondracek den «Nürnberger Nachrichten» (Donnerstag).

Steuerbehörden versprechen sich außer Zusatzeinnahmen auch eine mögliche weitere Welle von Selbstanzeigen. Auf der CD erfasste Steuersünder könnten aber auch bei einer Selbstanzeige nicht mehr mit Straffreiheit rechnen, stellte Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) klar. Seit Dienstag, 15.47 Uhr befänden sich die Daten auf den Rechnern der Steuerfahndung. «Wir haben also Kenntnis.»

Oftmals handele es sich um seit Jahrzehnten in der Schweiz angelegtes Vermögen, sagte Möllring. «Die Leute sind in der Regel ganz normale Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen Geld in die Schweiz gebracht haben», erläuterte der Minister. «Manche haben das Geld geerbt, und ihre Eltern hatten die Steuern bereits hinterzogen.» Andere hätten aus Angst vor einer Inflation in den siebziger und achtziger Jahren Geld auf Schweizer Konten angelegt.

Über den Kaufpreis sei zwei Monate lang verhandelt worden, sagte Möllring. «Wir haben 185 000 Euro gezahlt, das schien uns angemessen.» Der Bund hatte sich nach der Ablehnung in Stuttgart bereiterklärt, an einem Erwerb des brisanten Materials durch ein anderes Bundesland mitzuwirken. Bund und Länder teilten sich die Kosten, sagte der Sprecher des niedersächsischen Finanzministeriums.

Steuerfahndung und Strafverfolgung sind Ländersache. Baden- Württemberg will die CD auch nutzen. «Ich habe keine Bedenken, auf die Daten zurückzugreifen, wenn es jetzt um deren Verwertung geht», sagte Finanzminister Willi Stächele (CDU) den «Stuttgarter Nachrichten» (Donnerstag).

Auf einer zuvor von Nordrhein-Westfalen gekauften Steuer-CD waren viele relevante Fälle. Die möglichen Steuereinnahmen würden die Kosten für den Kauf der NRW angebotenen CD, an denen sich der Bund mit 1,25 Millionen Euro beteiligte, bei weitem übersteigen, hieß es.

Steuern / Kriminalität / Schweiz
09.06.2010 · 18:21 Uhr
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