Brücken-Katastrophe in Genua: «Es ist die Hölle»

Genua (dpa) - Das Grollen ist gewaltig. Doch es ist nicht der Donner des Gewitters, das sich im selben Moment über Genua entlädt. Im dichten Regen erkennt man schemenhaft, dass die gewaltigen Pfeiler einer Autobahnbrücke wie Streichhölzer einknicken.

«Oh Gott», ruft ein Mann immer wieder, die Stimme voller Panik, wie in dem Video zu hören ist. Es sind Szenen wie aus einem Katastrophenfilm, die sich am Dienstag in der italienischen Hafenstadt abspielen. Und erst langsam wird das Ausmaß der Tragödie klar: Zahlreiche Autos sind in die Tiefe gestürzt, mehr als 20 Menschen sind tot.

Die Brücke ist mehr als 40 Meter hoch. Sie überquert diese Stadt, die eingezwängt ist zwischen Bergen und Meer. Nun ragen die zwei abgebrochene Spannbeton-Stücke in die Landschaft. Dazwischen: Leere. Kurz vor dem Abgrund ist ein grüner Lastwagen stehengeblieben.

Überlebende des Unglücks berichten der Nachrichtenagentur Ansa: «Gegen halb zwölf haben wir einen Blitz in die Brücke einschlagen sehen - und dann stürzte die Brücke in sich zusammen.» Doch der Staatssekretär im Verkehrsministerium, Edoardo Rixi, hält von solchen Hypothesen nichts: «Eine solche Brücke bricht nicht wegen eines Blitzes noch wegen eines Unwetters ein, die Schuldigen dafür werden gefunden.»

«Es ist die Hölle», zitieren Medien Rettungskräfte, die zu Hunderten und mit schwerem Gerät nach Verschütteten suchen. Sie finden Tote, aber auch Überlebende. Die Brückenteile prallten mit großer Wucht auf den Erdboden. Das größte Stück ist in den Polcevera-Fluss gefallen, einige Teile trafen auch Fabrikhallen.

Da ist es ein Glück, dass Ferienzeit ist. Im August steht Italien still. Laut Zivilschutz dürfte in den Hallen so gut wie niemand bei der Arbeit gewesen sein.

«Die Leute liefen mir entgegen, barfuß und erschrocken. Als ich aus dem Tunnel kam, sah ich, wie die Autos langsamer wurden, und hörte ein Donnern. Die Leute flüchteten in meine Richtung, es war schrecklich», sagt der Busfahrer Alberto Lercari dem «Corriere della Sera».

«Ich habe die Brücke einstürzen sehen. Wir standen am Ende eines Staus, dann habe ich hinter mir das Unglück gesehen, dann nichts mehr», sagt ein anderer Augenzeuge. Videos auf Twitter zeigen die Brücke nach dem Einsturz. «Das ist absurd», sagt ein Mann, der von der anderen Seite eines Flusses filmt, immer wieder. Als er heranzoomt, sind die riesigen Trümmerteile zu sehen, die überall verteilt liegen.

Viele Anwohner seien mit angsterfüllten Augen und geschockt in Krankenhäuser gekommen. «Wir haben das Einstürzen der Struktur gesehen und dann einen ersten Lastwagen, der nach unten flog», zitiert «La Repubblica» einen von ihnen.

Ein Reporter der Zeitung, Matteo Pucciarelli, zeichnet von der Unglücksstelle ein apokalyptisches Bild: «Als wäre eine Bombe in diese wichtige Arterie eingeschlagen.» Es seien viele weiße Laken zu sehen, Körper würden aus Autos gezogen. «Momentan ist es noch unmöglich, eine Opferzahl zu schätzen.» Es ist von etwa 50 Autos und Lastwagen die Rede, die im Moment des Einsturzes auf der Straße unterwegs waren.

Die Schrägseilbrücke wird von den Genuesen auch «Ponte di Brooklyn», also «Brooklyn Bridge», genannt. Wie so viele Autobahnen stammt sie aus den 60er Jahren. Medien berichten immer wieder von der Gefahr einstürzender Brücken, von der Infrastruktur in Italien, die fatal veraltet und deren Lebenszeit auf 50 bis 60 Jahre begrenzt sei.

Im März vorigen Jahres war eine Überführung über einer Autobahn eingestürzt. Zwei Menschen starben. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss machte dafür die Untätigkeit der Baufirmen nach Entdecken von Rissen verantwortlich. Bereits im Oktober 2016 war ein Viadukt in der Nähe des Comer Sees zusammengebrochen. Ein Mensch kam ums Leben. Die Überführung hatte unter der Last eines Schwertransporters nachgegeben.

«Es ist unmöglich, 2018 so zu sterben», sagt Innenminister Matteo Salvini. Die Italiener hätten ein Recht auf moderne Infrastruktur, die mit der Sicherheit des alltäglichen Lebens einhergehe, lässt Staatspräsident Sergio Mattarella mitteilen und spricht von einer «Katastrophe».

Die Vorwürfe sind immer wieder die gleichen: Es werde zu wenig Geld in die Instandhaltung gesteckt - aber auch Korruption, Misswirtschaft und Vernachlässigung seien im Spiel. Der neue Verkehrsminister Danilo Toninelli beklagt im Radio, es sei nicht genug für die Instandhaltung getan worden. «Es sind Tragödien, die in einem zivilisierten Land wie Italien nicht passieren dürfen.»

Notfälle / Verkehr / Italien
14.08.2018 · 20:30 Uhr
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