Britische Bürde: Neue Importkontrollen treffen EU-Exporteure
Während sich die Regale in britischen Supermärkten bald anders füllen könnten, stellen sich Exporteure aus der EU auf neue Herausforderungen beim Handel mit dem Vereinigten Königreich ein. Laut Marc Lehnfeld von Germany Trade and Invest (GTAI) sind seit dem vollständigen Brexit-Übergang am 31. Januar 2023 nun konkrete Dokumente und Formulare für die Einfuhr von Tier- und Pflanzenprodukten aus der EU erforderlich. Dies betrifft insbesondere seine hoheitlichen Lieferanten von lebenden Tieren, Fleisch und zugehörigen Produkten, frischer Milch, Milcherzeugnissen und Eiern, Bereiche in denen die EU und insbesondere Deutschland wichtige Handelspartner für Großbritannien sind.
Inmitten politischer Turbulenzen und dem steigenden Druck auf die Konservative Partei, welche in Umfragen hinter der Labour-Partei rangiert, könnten die Zeitverzögerungen bei Lieferungen die Inflation im Vorfeld der Wahlen 2024 nach oben treiben, warnt Jill Rutter vom Institute for Government. Dies sei möglicherweise nicht der Brexit-Erfolg, den die Regierung im Wahljahr propagieren wollte.
Zudem könnten sich steigende Kosten und zunehmender Aufwand negativ auswirken, sollten EU-Unternehmen ihr Geschäft mit Großbritannien einschränken oder beenden. Dies würde Engpässe bei Produkten wie Schweinefleisch, Tulpen und Erdbeeren mit sich bringen und sowohl die britische Wirtschaft als auch die Verbraucher betreffen.
In den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 importierte Großbritannien fast drei Viertel seiner Lebensmittel aus der EU. Vertreter aus Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen äußerten Bedenken über den Mehraufwand für Veterinärbehörden. Die Fleischindustrie im Vereinigten Königreich befindet sich ob des Mangels an amtlichen Tierärzten in Schlüsselmärkten wie Deutschland und Italien in Sorge.
Als möglicher Ausweg wird ein sogenanntes SPS-Abkommen ins Spiel gebracht, welches die bürokratischen Prozesse vereinfachen könnte. Ein ähnliches Abkommen besteht bereits mit der Schweiz und könnte als Modell dienen. Allerdings sieht Lehnfeld aufgrund des anstehenden Wahljahres in Großbritannien kaum Chancen für eine baldige Einigung. (eulerpool-AFX)

