Brisanter Prozess um Trafigura: Ehemaliger COO Wainwright im Kreuzverhör
Im Rahmen eines aufsehenerregenden Strafprozesses gegen den Rohstoffhändler Trafigura in der Schweiz sorgte der frühere Chief Operating Officer Mike Wainwright mit seinen Aussagen für Aufsehen. Wainwright, der das Unternehmen von 2008 bis April dieses Jahres leitete, steht im Zentrum der Ermittlungen wegen mutmaßlicher Korruption in Angola in den Jahren 2009 bis 2011. Ihm und dem Unternehmen wird vorgeworfen, Bestechungsgelder in Höhe von über 5 Millionen Euro an einen hochrangigen angolanischen Regierungsbeamten gezahlt zu haben, um profitreiche Öl-Handelsverträge zu sichern.
Dieser Prozess markiert das erste Mal, dass ein Rohstoffhändler in der Schweiz wegen Korruptionsvorwürfen angeklagt ist, und weltweit, dass ein hochrangiger Manager in diesem Sektor direkt beschuldigt wird.
Vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona bestritt Wainwright jegliche Kenntnis von Korruption während seiner Amtszeit bei Trafigura. Er äußerte, dass er nie mit derartigen Praktiken konfrontiert gewesen sei und dass er die Geschäfte in Angola nicht automatisch mit Korruption in Verbindung bringe.
Zudem verteidigte er den verstorbenen Unternehmensgründer und ehemaligen CEO Claude Dauphin, der von den schweizerischen Ermittlern als zentraler Akteur eines mutmaßlichen Bestechungsskandals dargestellt wird. Die Familie Dauphins hat auf die Anschuldigungen gereizt reagiert und sieht in ihnen einen Versuch, Dauphin zu einem Sündenbock zu machen.
Interessant gestalteten sich die Aussagen Wainwrights zu den Compliance-Praktiken innerhalb von Trafigura. Er räumte ein, die Rolle des Compliance-Ausschusses, dem er angehörte, während der kritischen Jahre 2008 bis 2011 aus den Augen verloren zu haben. Zudem habe sich der Ausschuss kaum in die tägliche Compliance-Arbeit eingemischt, die in erster Linie vom Compliance-Officer Ronnie Ballak erledigt wurde.
Neben der Bestätigung, dass die Freigabe von Geschäften mit externen Intermediären formell von Mitgliedern des Ausschusses abgesegnet sein musste, unterstrich Wainwright, dass die tatsächlichen Genehmigungen immer vom "kommerziellen" Team vorgenommen wurden.
Dieser Prozess veranschaulicht die komplexe Dynamik innerhalb eines Unternehmens, das seine Spitzenleute laut Wainwright ermutigt, sich gelegentlich über ihre papierene Rollenbeschreibung hinaus zu bewegen. Somit entsteht ein Bild einer Firmenkultur, in der Führungspositionen manchmal nicht durch feste organisatorische Grenzen definiert werden.