Brasiliens Kommunalwahlen prägen zukünftige politische Landschaft
Die bevorstehenden Kommunalwahlen in Brasilien, bei denen mehr als 5.500 Bürgermeister und Stadträte gewählt werden, könnten entscheidend die politischen Weichen für die Präsidentschaftswahl 2026 stellen. Besonders spannend ist das Rennen um das Bürgermeisteramt in Sao Paulo, der größten Stadt des Landes, wo drei Kandidaten nach einem aggressiven Wahlkampf dicht gedrängt in Führung liegen. Der aktuelle Amtsinhaber, der zentristische Ricardo Nunes, führt ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den zweiten Platz mit dem weit rechts stehenden digitalen Influencer Pablo Marçal, was eine bislang nicht dagewesene Spaltung im konservativen Lager zur Folge hat. Marçal hat das Politgeschehen aufgerührt, indem er mit minimalem Budget und ohne Fernsehpräsenz eine aufsehenerregende Social-Media-Kampagne führte. Der linke Kandidat Guilherme Boulos, der sich der Unterstützung von Präsident Luiz Inacio Lula da Silva und seiner Arbeiterpartei erfreut, hat sich an die Spitze gesetzt. Doch während Boulos vorne liegt, zeigt sich, dass Kandidaten, die mit Lula in Verbindung stehen, infolge sinkender Popularität des Präsidenten Probleme haben könnten. Im rechten Lager haben sich hingegen Kandidaten mit Verbindungen zu Ex-Präsident Jair Bolsonaro besser behauptet. Trotz Bolsonaros Ausschluss von politischen Ämtern bleibt seine ideologische Strömung in Schwung. Sowohl Lula als auch Bolsonaro blieben dem Wahlkampf um Sao Paulo eher fern, wobei ersterer vermutlich das Risiko meiden wollte, mit möglichen Verlierern assoziiert zu werden. Beobachter sehen eine Neuordnung der politischen Landkarte Brasiliens, wobei insbesondere die Rolle von Lula und seiner Arbeiterpartei spannend bleibt. Am Wahltag selbst gilt es, über 50% der Stimmen zu erzielen, um eine Stichwahl zu vermeiden, eine Hürde, die insbesondere in den Großstädten entscheidend sein könnte.