Bosch-Tochter kürzt Arbeitszeiten und Gehälter – Ein Signal für die gesamte Branche?
Die Mobilitätsbranche steht unter immensem Druck – und die ersten Konsequenzen werden sichtbar. Bosch Engineering, eine Tochter des weltweit agierenden Technologiekonzerns Bosch, hat angekündigt, die Arbeitszeiten von 2300 ihrer Beschäftigten an den deutschen Standorten zu kürzen.
Diese Maßnahme, die zugleich eine Reduzierung der Gehälter mit sich bringt, ist ein klares Signal: Die Mobilitätsbranche kämpft mit strukturellen Herausforderungen, und selbst etablierte Unternehmen wie Bosch sind gezwungen, harte Entscheidungen zu treffen.
Arbeitszeitkürzung und Gehaltsanpassung als notwendiges Übel
Bereits Anfang Oktober werden die Arbeitszeiten der betroffenen Mitarbeiter von 40 auf 37 Stunden pro Woche reduziert. Eine weitere Stunde soll zum Jahresbeginn wegfallen, sodass die Mitarbeiter ab Januar nur noch 36 Stunden pro Woche arbeiten.
Die Lohnanpassungen erfolgen entsprechend. Für viele der betroffenen Arbeitnehmer, von denen die Mehrheit am Hauptsitz in Abstatt bei Heilbronn beschäftigt ist, bedeutet dies nicht nur einen spürbaren Einkommensverlust, sondern auch eine deutliche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen.
Der Schritt, so das Unternehmen, sei notwendig, um auf die bestehenden Überkapazitäten und den zunehmenden Kostendruck zu reagieren. In der derzeit angespannten Marktlage sei dies der einzige Weg, die Wettbewerbsfähigkeit der Bosch-Tochter langfristig zu sichern.
Keine Gültigkeit des Tarifvertrags der IG Metall
Besonders brisant ist, dass die betroffenen Mitarbeiter nicht unter den Schutz des Tarifvertrags der IG Metall fallen.
Dadurch hat Bosch Engineering mehr Spielraum, um Maßnahmen wie die aktuelle Arbeitszeitkürzung durchzusetzen. Dies wirft nicht nur Fragen zur sozialen Verantwortung des Unternehmens auf, sondern auch zur Rolle der Gewerkschaften in der heutigen Arbeitswelt.
Die Entscheidung, die Arbeitszeiten zu reduzieren, ohne den Schutz eines Tarifvertrags zu gewähren, könnte Signalwirkung für andere Unternehmen der Branche haben, die ebenfalls unter wirtschaftlichem Druck stehen.
Der größere Kontext: 7000 Stellenstreichungen weltweit
Die Arbeitszeitkürzung bei Bosch Engineering ist Teil eines größeren Plans, der weltweit 7000 Stellen betrifft. Besonders betroffen sind deutsche Standorte, darunter die Autozuliefersparte, die Werkzeugsparte und die Hausgeräte-Tochter BSH.
Diese Umstrukturierungen verdeutlichen die tiefgreifenden Veränderungen, mit denen die gesamte Branche konfrontiert ist. Angesichts der zunehmenden Digitalisierung, dem Wandel hin zur Elektromobilität und den anhaltenden Herausforderungen durch globale Lieferkettenprobleme, stehen Unternehmen wie Bosch vor der schwierigen Aufgabe, sich neu aufzustellen und ihre Strukturen an die sich wandelnden Marktbedingungen anzupassen.
Proteste und die Rolle der Arbeitnehmervertreter
Dass solche drastischen Maßnahmen nicht ohne Widerstand bleiben, zeigte sich bereits im März dieses Jahres, als rund 25.000 Bosch-Beschäftigte bundesweit gegen die Sparpläne des Konzerns protestierten.
Der Betriebsrat konnte durch Verhandlungen zwar eine Abmilderung der Maßnahmen erreichen, doch die aktuelle Entscheidung zur Arbeitszeitverkürzung zeigt, dass die Belastungen für die Mitarbeiter dennoch erheblich sind.
Die Frage bleibt, wie lange die Arbeitnehmervertreter solche Einschnitte noch mittragen können und welche weiteren Schritte notwendig sein werden, um die Interessen der Beschäftigten zu schützen.