Künstliche Intelligenz

Börsen kommen nach DeepSeek-Schock nur langsam in Tritt

28. Januar 2025, 15:07 Uhr · Quelle: dpa
Dass ein Start-up aus China sein KI-Modell günstig trainierte, löste einen Kursrutsch in den USA aus. Für Experten ist es aber ein Zeichen, dass man Künstliche Intelligenz schneller entwickeln kann.

New York (dpa) - Die internationalen Finanzmärkte erholen sich nur langsam von dem Schock, den eine neue KI-Software aus China ausgelöst hat. Panische Anleger hatten den Börsenwert des Chip-Konzerns Nvidia am Montag um fast 600 Milliarden Dollar einbrechen lassen, das entspricht einem Minus von rund 17 Prozent. Am Dienstag konnte der KI-Chipspezialist mit einem vorbörslichen Plus von rund drei Prozent zumindest den Negativ-Trend wieder umkehren.

Auch der Dax erholte sich am Dienstag von den Kursturbulenzen zu Wochenbeginn. bis zum Mittag um 0,62 Prozent auf 21.414,25 Punkte zu. Damit näherte sich das Börsenbarometer wieder etwas seinem erst am Freitag erreichten Rekordhoch von 21.520 Punkten. Siemens Energy, mit einem Minus von rund 18 Prozent noch einer der Verlierer am Montag, legte am Dienstag wieder um über sechs Prozent zu.

Auslöser des Börsenschocks am Montag war die Erkenntnis, dass Software mit Künstlicher Intelligenz möglicherweise mit viel weniger Rechenleistung - und damit auch Chips von Nvidia - trainiert werden kann als man bisher dachte. Denn das chinesische Start-up DeepSeek will sein neues KI-Modell mit Kosten von weniger als sechs Millionen Dollar und auf wenigen abgespeckten Nvidia-Chipsystemen angelernt haben.

Kalte Füße an der Wall Street

Ob das alles exakt so stimmt, weiß man nicht. So wurde in der Branche schon vor Wochen spekuliert, DeepSeek habe möglicherweise Zugriff auf mehr Nvidia-Chips als es angesichts der US-Ausfuhrbeschränkungen zugibt. Doch Investoren, die Nvidias Aktie in Erwartung eines zukünftigen Mega-Geschäfts in den vergangenen Monaten immer höher trieben, bekamen am Montag kalte Füße. US-Präsident Donald Trump sprach von einem Weckruf für amerikanische Unternehmen - und fand es zugleich «positiv», dass KI günstiger zu haben sein könne. 

Was können die USA mit besseren Chips schaffen?

Aber was bedeutet das alles nun für die Zukunft? Amerikanische Firmen übertrafen sich zuletzt mit Ankündigungen, wie viel Geld sie in KI-Infrastruktur stecken wollen. Allein der ChatGPT-Erfinder OpenAI und mehrere Partner versprachen, in den kommenden Jahren 500 Milliarden Dollar in Rechenzentren zu investieren. Beim Facebook-Konzern Meta stellte Gründer Mark Zuckerberg 60 Milliarden Dollar nur in diesem Jahr in Aussicht. Zeigt DeepSeek nun aber, dass man mit deutlich weniger Rechenpower auskommen wird?

US-Experten wollen es lieber andersherum sehen. Die Frage sei nicht, ob DeepSeek heutige Marktführer in den USA überholen könne, betonte etwa X. Eyeé von der KI-Beratungsfirma Malo Santo. Es gehe viel mehr darum, wie schnell man die Forschungsansätze der Chinesen umsetzen könne. «Wenn DeepSeek das mit alter Hardware entwickeln kann, was können wir dann mit neuerer Hardware schaffen?», fragte sie im US-Sender CNBC.

Zweifel an Kosten von DeepSeek

Die Tech-Industrie werde immer noch «eine Menge Chips brauchen», zeigte sich auch Branchenanalyst Stacy Rasgon überzeugt. «Es ist eindeutig eine Panik heute», betonte er mit Blick auf die Börsenreaktion. Zugleich zweifelte Rasgon die Angaben aus China an: «Sie haben das Modell nicht für fünf Millionen Dollar trainiert, das ist nicht passiert.»

Schon vergangene Woche sagte der Chef der KI-Firma Scale AI, Alexander Wang, nach seinen Informationen habe DeepSeek Zugriff auf 50.000 H100-Chipsysteme von Nvidia, könne aber wegen US-Ausfuhrbeschränkungen nicht darüber sprechen. Die US-Regierung erlaubt Nvidia, nach China nur Chips zu verkaufen, die weniger leistungsstark sind.

Chance für Deutschland

Bundesdigitalminister Volker Wissing (parteilos) konnte dem von DeepSeek ausgelösten Börsenbeben auch eine positive Seite abgewinnen: Der DeepSeek-Moment zeige, wie schnell und kostengünstig Künstliche Intelligenz ausgerollt werden könne, sagte Wissing im Deutschlandfunk. Er zeige auch, dass die KI-Maxime «Viel hilft viel» möglicherweise gar nicht mehr gültig sei.

Im globalen Wettbewerb komme es auf die Qualität im Bereich von Forschung und Entwicklung an. «Und die gute Nachricht ist, gerade da sind wir in Deutschland besonders gut im Rennen», betonte Wissing. Deutschland verfüge über sehr viele digitale Start-ups. «Wir sind eines der führenden Länder im Bereich von Forschung und Entwicklung von KI.»

Wer steckt hinter DeepSeek?

Die Firma wurde 2023 vom Hedge-Fonds-Manager Liang Wenfeng gegründet - und soll sich ein Paket von Nvidia-Chips gesichert haben. DeepSeek setzt auf Open-Source-Modelle, bei denen der Quellcode öffentlich einsehbar ist. Die Daten werden auf Servern in China gespeichert. Der chinesischen Regierung nicht genehme Informationen, etwa zum Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989, werden vom Chatbot unterschlagen. Dass DeepSeek auf Platz eins im US-App-Store für das iPhone aufstieg, hat deswegen angesichts des harten Vorgehens gegen Tiktok eine besondere Ironie.

Internet / Börse / Informationstechnologie / USA
28.01.2025 · 15:07 Uhr
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