Boeing vor Produktionsherausforderungen: Streik der Flugzeugbauer beeinträchtigt Projekte
Nach einem überwältigenden Votum von über 30.000 Mitgliedern der Gewerkschaft der Flugzeugbauer in Washington hat Boeing einen massiven Streik zu bewältigen. Dieser wird voraussichtlich erhebliche Auswirkungen auf die Arbeit an dem KC-46 Pegasus-Tankflugzeug haben, wie Brian West, Chief Financial Officer des Unternehmens, bekanntgab. West äußerte sich auf der Morgan Stanley Laguna Konferenz nur wenige Stunden, nachdem die Gewerkschaftsmitglieder einen Vertragsvorschlag vehement abgelehnt und einen Streik eingeleitet hatten. Diese Arbeitsunterbrechung wird die Produktionsraten des Tanker-Programms beeinträchtigen und damit den Kostendruck erhöhen, so West. Inwieweit die Produktion des KC-46 beeinflusst wird, ist momentan noch unklar, ebenso wie die Folgen für andere Verteidigungsprogramme von Boeing, zum Beispiel das P-8 Poseidon-Programm der US-Marine. Weder Boeing noch das Verteidigungsministerium haben bisher weitere Stellungnahmen zu den Auswirkungen des Streiks abgegeben. Boeing und die Führung der International Association of Machinists hatten zuvor eine vorläufige Vereinbarung über eine Gehaltserhöhung von 25 % über vier Jahre hinweg erzielt. Obwohl die Gewerkschaft dies als „den besten ausgehandelten Vertrag in unserer Geschichte“ bezeichnete, forderten die Mitglieder ursprünglich eine Erhöhung von 40 %, was zur Ablehnung führte. 94% der Gewerkschaftsmitglieder stimmten für die Ablehnung des Vertrags und 96% votierten für einen Streik. Die Unternehmensführung, enttäuscht über das Votum der Gewerkschaft, ist nun bemüht, eine Lösung zu finden. Boeing-CEO Kelly Ortberg führt direkte Gespräche mit den Arbeitern, um deren Anliegen zu verstehen und eine einvernehmliche Lösung zu erarbeiten. Ein längerer Streik könnte die Produktions- und Lieferkapazitäten Boeings erheblich beeinträchtigen und die Erholung des Unternehmens von zahlreichen Problemen, darunter die Sicherheitsmängel bei der Max-Serie, gefährden. Bereits zuvor war Boeing aufgrund von Qualitätsproblemen und Vorfällen, darunter ein aufsehenerregender Türzwischenfall in einem 737 Max-Flugzeug, in Schwierigkeiten geraten. Sollte der Streik nicht bald beigelegt werden, könnte dies weiteren Schaden für Boeing und den Verteidigungssektor bedeuten. Fitch Ratings mahnte, dass Boeing nur begrenzten Spielraum für einen Streik habe. Eine kurzfristige Unterbrechung von einer Woche würde das Kreditrating nicht wesentlich beeinflussen, aber ein längerer Streik könnte erhebliche betriebliche und finanzielle Folgen haben und das Risiko einer Herabstufung erhöhen. West zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass Boeing seine Finanzen und Schulden im Griff behalten und sein Investment-Grade-Rating bewahren könne. Er räumte jedoch ein, dass Boeing Defense, Space and Security sich immer noch in der Erholungsphase befinde und voraussichtlich Verluste im dritten Quartal schreiben werde. Diese seien unter anderem auf die Herausforderungen in den Programmen F-15EX Eagle II, T-7 Red Hawk und MQ-25 Stingray zurückzuführen, die alle mit erheblichen Mehrkosten zu kämpfen haben. Erst im November 2023 erhielt Boeing einen Auftrag der US-Luftwaffe über 2,3 Milliarden Dollar für den Bau von 15 weiteren KC-46-Tankflugzeugen. Doch die Kostenüberschreitungen des fixpreisgebundenen Vertrags summieren sich bereits auf über 7 Milliarden Dollar.