Boeing steckt in Schwierigkeiten – wieder einmal
Der Flugzeugriese muss sich nicht nur mit Verzögerungen bei der Produktion und einer angeschlagenen Bilanz auseinandersetzen, sondern jetzt auch mit einem massiven Streik.
Seit Freitag sind rund 33.000 Mitglieder der größten Boeing-Gewerkschaft IAM (International Association of Machinists and Aerospace Workers) im Ausstand.
Das betrifft vor allem die Produktionsstätten im Raum Seattle, wo Boeing Modelle wie die 737 und den Langstreckenjet 777 fertigt. Beide Flugzeuge sind von zentraler Bedeutung für den Konzern, der bereits mit Lieferverzögerungen kämpft.
Doch die Antwort von Boeing lässt nicht lange auf sich warten: Einstellungsstopp, unbezahlte Beurlaubungen und strikte Sparmaßnahmen. In einer internen E-Mail erklärte Finanzchef Brian West, dass das Unternehmen angesichts des Streiks "das Geld zusammenhalten" müsse.
Business-Class-Reisen für das Management? Gestrichen. Gehaltserhöhungen im Zuge von Beförderungen? Vorerst ausgesetzt. Selbst die Teilnahme an Airshows wird eingeschränkt.
„Wir müssen das Geld zusammenhalten“
Der Streik trifft Boeing in einer heiklen Phase. Noch immer leidet der Konzern unter den Nachwirkungen der 737-Max-Krise, in der nach zwei tödlichen Abstürzen weltweit ein Flugverbot für das Modell verhängt wurde.
Die Folge: Produktionsstopps, milliardenschwere Entschädigungszahlungen und ein massiver Vertrauensverlust bei Kunden. Nun, da sich Boeing langsam von diesem Tiefschlag zu erholen scheint, kommt der Streik zur denkbar schlechtesten Zeit.
Vor allem die Fertigung der 737 ist stark betroffen. Boeing hinkt bereits jetzt hinter den Lieferplänen hinterher, und der Streik verschärft diese Lage weiter. Dabei sollte gerade die 737 die große Hoffnung für den Flugzeugbauer sein – als Erfolgsmodell in der Mittelstrecke ist sie für viele Airlines weltweit unverzichtbar.
Doch die Probleme bei Boeing reißen nicht ab: Im Januar gab es Berichte über Produktionsmängel, nachdem ein Rumpfteil einer neuen 737 kurz nach dem Start herausriss. Seitdem darf Boeing die Produktion des Modells nicht weiter ausbauen.
Verhandlungen mit der Gewerkschaft stocken
Für Boeing wird der Streik nicht nur teuer, sondern auch langwierig. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass eine Einigung mit der Gewerkschaft teuer wird. Ein erster Vorschlag, der eine Lohnerhöhung von 25 Prozent über vier Jahre vorsah, wurde von den Gewerkschaftsmitgliedern mit überwältigender Mehrheit abgelehnt – rund 95 Prozent stimmten dagegen.
Die Mitarbeiter fühlen sich übergangen, nachdem sie in den vergangenen Jahren Nullrunden hingenommen hatten, während die Lebenshaltungskosten in der Region weiter stiegen.
Die Verhandlungen zwischen Boeing und der Gewerkschaft sind festgefahren, und eine schnelle Lösung scheint nicht in Sicht. Doch je länger der Streik dauert, desto größer wird der Druck auf den Konzern. Schon 2008 kostete ein ähnlicher Streik Boeing rund zwei Milliarden Dollar. Ein erneuter, langanhaltender Ausstand könnte das Unternehmen in seiner ohnehin fragilen Lage noch weiter zurückwerfen.
Ein Konzern am Scheideweg
Boeing steht vor einer entscheidenden Phase. Der Konzern kämpft nicht nur mit internen Problemen, sondern auch mit einem sich verschärfenden globalen Wettbewerb.
Airbus, der größte Rivale von Boeing, konnte in den letzten Jahren aufholen und sich als Marktführer in mehreren Segmenten etablieren. Die Zukunft des Flugzeugbauers hängt nun davon ab, wie schnell er den Streik beenden und die Produktion wieder hochfahren kann.
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