Boeing ringt mit Herausforderungen: Arbeitsplatzabbau und Produktionsverzögerungen
Boeing gerät zunehmend unter Druck. Aufgrund eines unerwartet hohen Verlusts im dritten Quartal, ausgelöst durch einen Streik der Internationalen Vereinigung der Mechaniker und Luft- und Raumfahrtarbeiter im Raum Seattle, will das Unternehmen 10 Prozent seiner Belegschaft abbauen. Konzernchef Kelly Ortberg betonte, dass dieser Schritt notwendig sei, um die Personalstruktur den finanziellen Realitäten anzupassen. Insgesamt werden weltweit 17.000 Positionen gestrichen – betroffen sind alle Ebenen bis hin zu Führungskräften.
Ortberg kündigte zudem umfassende Sparmaßnahmen und Produktionsverzögerungen an. Der beinahe einen Monat andauernde Streik von 33.000 Arbeitern verschärft Boeings Herausforderungen, die von Sicherheitsmängeln im kommerziellen Luftfahrtgeschäft bis hin zu Rückschlägen beim Starliner-Raumfahrtprogramm reichen. Der Streik wird für eine Vor-Steuer-Belastung von 3 Milliarden Dollar in den kommerziellen Flugergebnissen verantwortlich gemacht, was Teil eines erwarteten Verlusts von 9,97 Dollar pro Aktie ist.
Trotz dieser Hürden erklärte Ortberg, dass Boeing strategische Entscheidungen für die Zukunft trifft, um die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Im Zuge der aktuellen Probleme wird die Auslieferung des 777X-Jets auf 2026 verschoben. Die Produktion des 767-Frachters soll 2027 mit Abschluss der aktuellen Aufträge eingestellt werden. Außerdem soll der Bereich Verteidigung und Raumfahrt stärker überwacht werden, da dort erhebliche neue Verluste drohen.
Der Kündigungswelle vorausgegangen ist ein Zwischenfall mit Alaska Airlines im Januar, der die US-Luftfahrtbehörde FAA dazu veranlasste, Boeings Produktionsprozesse schärfer zu kontrollieren. Dieser Vorfall und die damit verbundenen MAX-Geschichten führten zu einer derzeitigen Produktionseinstellung des MAX aufgrund des IAM-Streiks. Zudem wird vor einem Gericht in Texas über den Vorschlag eines strafrechtlichen Vergleichs des US-Justizministeriums verhandelt. Familien der MAX-Opfer sind gegen diesen Vergleich und fordern eine öffentliche strafrechtliche Verfolgung Boeings und ehemaliger leitender Angestellter.
Die Verhandlungen zwischen Boeing und der Gewerkschaft wurden nach zwei ergebnislosen Tagen ausgesetzt. Boeing beschuldigte die Gewerkschaft, unvernünftige Forderungen zu stellen, darunter eine Lohnerhöhung um 30 Prozent. Die Gewerkschaft reagierte mit der Ankündigung eines Streikaufmarsches in Seattle, bei dem ein starkes Signal an Boeing und die gesamte Branche gesendet werden soll.
Die Boeing-Aktie verzeichnete nachbörslich einen Rückgang um 1,9 Prozent.