Blinken und Lammy in Kiew: Gespräche über Waffen und geopolitische Strategien
US-Außenminister Antony Blinken und sein britischer Amtskollege David Lammy sind zu bedeutenden Gesprächen in Kiew eingetroffen, bei denen es unter anderem um die Aufhebung von Waffenbeschränkungen für die Ukraine geht. Lokale Medien zeigten die beiden Politiker gemeinsam bei ihrer Ankunft auf dem Bahnhof der ukrainischen Hauptstadt. Kiew fordert seit langem, US-amerikanische und britische Waffen gegen Ziele auf russischem Territorium einsetzen zu dürfen. Blinken und Lammy sollen dazu unter anderem mit Präsident Wolodymyr Selenskyj und dem neuen Außenminister Andrij Sybiha sprechen.
Am Vormittag traf Lammy zunächst den ukrainischen Regierungschef Denys Schmyhal. Dieser betonte auf Telegram, Großbritannien solle Schläge mit weitreichenden Waffen auf militärische Ziele in Russland erlauben. Auch die Stärkung der ukrainischen Flugabwehr war ein Thema des Treffens, bei dem sich Schmyhal für die bereits erhaltene Hilfe bedankte. Später wurden Blinken und Lammy gemeinsam von Sybiha in Empfang genommen.
Ein weiteres Highlight ihres Programms ist der Besuch der Krim-Plattform, an der auch der litauische Präsident Gitanas Nauseda, Kroatiens Ministerpräsident Andrej Plenkovic, Lettlands Regierungschefin Evika Silina und der Präsident des tschechischen Senats, Milos Vystrcil, teilnehmen. Im Vorfeld des Gipfels weihte Selenskyj ein Mahnmal für den Genozid am krimtatarischen Volk ein und erinnerte dabei an historische und jüngere Ereignisse wie die Deportation der Krimtataren 1944 und die Annexion der Krim durch Russland 2014.
Militärisch bleibt die Lage für Kiew schwierig, speziell im Gebiet Donezk, wo russische Truppen weiter vorrücken. Russische Bomber und Kampfjets greifen aus großer Entfernung ukrainische Stellungen und Infrastruktur an. Die Ukraine drängt darauf, die russische Luftwaffe auf eigenem Gebiet zu bekämpfen, was effizient nur mit US-amerikanischen und britischen Raketen möglich sei.
Der Kreml geht davon aus, dass der Ukraine dieser Einsatz gegen russisches Gebiet erlaubt wird. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, dass entsprechende Entscheidungen schon getroffen seien und warnt vor einer tiefergehenden Verstrickung des Westens in den Konflikt.
Inzwischen hat Moskaus Militär nach eigenen Angaben im Gebiet Kursk eine Gegenoffensive gestartet, um dort eingedrungene ukrainische Truppen zu vertreiben. Der Kommandeur der tschetschenischen Spezialeinheit Achmat, Generalmajor Apti Alaudinow, berichtete von der Vertreibung ukrainischer Streitkräfte und der Gefangennahme von Soldaten in der Region. Diese Angaben sind jedoch unabhängig nicht überprüfbar.
Die Ukraine war Anfang August überraschend in das Gebiet Kursk vorgestoßen und hatte mehr als 1000 Quadratkilometer erobert. Ziel war es, russische Truppen aus dem Donezk-Gebiet abzuziehen, ein Plan, der nach Ansicht von Militärbeobachtern nicht aufging. Kremlchef Wladimir Putin nannte die ukrainische Gegenoffensive eine Provokation und lehnt Verhandlungen zur Beendigung des Kriegs weiterhin ab.