Blauzungenkrankheit breitet sich explosiv in Deutschland aus
Binnen der letzten zehn Monate hat sich der Erreger der Blauzungenkrankheit quasi im gesamten Bundesgebiet ausgebreitet. Nachdem am Freitag auch Sachsen erfasst wurde, bleibt Berlin das letzte Bundesland ohne dokumentierte Fälle bei Tieren, wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bekannt gab. In den letzten Wochen nahm die Ausbreitung fast tsunamiartige Ausmaße an: Im Juni zählte das FLI noch 13 betroffene Betriebe deutschlandweit, im folgenden Monat Juli stieg diese Zahl bereits auf über 1.200. Bis zum 23. August meldete das Bundesinstitut bereits mehr als 4.800 betroffene Tierhaltungen. Glücklicherweise ist der Erreger für den Menschen ungefährlich. Fleisch und Milchprodukte der betroffenen Tiere können bedenkenlos verzehrt werden. Ursächlich für die Epidemie ist das Serotyp BTV-3 des Blauzungenvirus, wie das FLI mitteilte. Experten erwarten im Verlauf des Jahres weitere Fälle und deutlich mehr betroffene Tierhaltungen. „Auf jeden Fall wird uns BTV-3 auch noch im kommenden Jahr beschäftigen“, so das Institut. Nach Angaben des Deutschen Bauernverbands gibt es in Deutschland rund 10,6 Millionen Rinder, davon etwa 3,7 Millionen Milchkühe. Die meisten Rinder befinden sich in Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein, wo über 75 Prozent des Gesamtbestands zu finden sind. In den Niederlanden trat die Variante erstmals im September 2023 auf und verbreitete sich rasch. Die erste Infektion in Deutschland wurde im Oktober 2023 bei einer Schafhaltung in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen. Das Blauzungenvirus wird durch spezifische Mücken übertragen und betrifft vor allem Schafe und Rinder, kann aber auch südamerikanische Kamelarten, Ziegen und Wild-Wiederkäuer infizieren.