Bitcoin im Parabelflug
Mittlerweile hat sich dies umgedreht. Die Preise an den anderen Kryptobörsen liegen über ein Prozent über denen bei Bitfinex. Der Kryptomarkt gab wieder einmal ein Beispiel für seine Unberechenbarkeit. Bitfinex hat kurzfristig einen großen Befreiungsschlag geschafft über die neue Wunderwaffe, ein Initial Exchange Offering (IEO). Dabei wurden neue LEO-Token an Großanleger im Gegenwert von 1 Milliarde USD platziert. Damit dürften die vor einer Woche hochgekochten Befürchtungen eines Liquiditätsengpasses bei Bitfinex zunächst einmal weggewischt sein. Unklar bleibt allerdings, ob die Probleme bei Bitfinex nun wirklich behoben oder nur kaschiert sind.
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Aber es gibt auch noch andere Gründe für den Parabelflug:
• Die lange erwartete Futures-Börse Bakkt, hinter der die Intercontinental Exchange steht, hat nun den lange erwarteten Starttermin bekanntgegeben. Im Juli soll eine erste Testphase beginnen. Es soll zwei Kontrakte geben: einer wird auf täglicher Basis und einer auf monatlicher Basis abgerechnet. Das Neue bei Bakkt ist die physische Belieferung der Kontrakte. D.h. die Händler werden bei Abwicklung den Basiswert und nicht das Baräquivalent erhalten.
• Die große Kryptobörse Binance, die am 7. Mai Opfer eines Hackerangriffs wurde, bei dem Bitcoin im Gegenwert von 40 Mio. USD entwendet wurden, lässt ab dem morgigen Dienstag wieder Ein- und Auszahlungen zu. Diese waren nach dem Hack aus Sicherheitsgründen für eine Woche gesperrt worden.
• Die Adaption macht nun wirklich Fortschritte. Auf der wichtigsten Kryptokonferenz, der von heute bis Mittwoch laufenden Consensus in New York, gab es Gerüchte, dass demnächst eBay den Bitcoin und andere Kryptowährungen als Zahlungsmittel akzeptieren könnte. Auch einige amerikanische Einzelhändler wie Whole Foods, Crate und Barrel nehmen nun Kryptowährungen als Zahlungsmittel an.
• Ein weiterer Grund für die zuletzt explosionsartige Entwicklung könnte eine Reaktion des Bitcoins auf die aktuellen wirtschaftspolitischen Turbulenzen sein, die sich am deutlichsten im gerade hochkochenden Handelskrieg zwischen den USA und China zeigen.
Beim Parabelflug kommt es nach dem steilen Anstieg zu einem Absturz und einem Gefühl der Schwerelosigkeit. Wann ist er bei Bitcoin erreicht? In der derzeitigen Situation ist das nicht prognostizierbar. Selbst ein kurzfristiges Erreichen der 10.000 USD-Marke erscheint nicht mehr unmöglich. Wichtig ist aber vor allem eines: Der Bärenmarkt ist vorbei. Der Anstieg der Preise in den fünfstelligen Bereich ist nur eine Frage der Zeit. Dass es nach solchen steilen Anstiegen immer wieder zu Turbulenzen und Abstürzen kommt, liegt ebenfalls in der Natur der Sache. Zwischenzeitliche Abstürze werden aber über den vorherigen Anstiegspunkten stoppen. Und könnten die Basis für weitere Parabeln bilden. Allerdings: Erstaunlich ist die derzeit sehr schwache relative Verfassung der Altcoins. Wenn man deren Preise zum Bitcoin betrachtet, notieren sie auf Jahrestiefstständen (z.B. Ethereum) oder sogar deutlich darunter (z.B. NEO). Diese Entwicklung schreibt nach einer Umkehr und diese wird auch kommen. Da sich derzeit aber alles auf den Bitcoin konzentriert, fällt ein Switch aktuell sehr schwer.
Gerd Weger schreibt seit 35 Jahren für verschiedene Publikationen Artikel zu Aktien und Derivaten. Dabei ging es meist um spekulative Anlagen in Wachstumsaktien und Optionsscheinen. Seit zwei Jahren liegt der Fokus auf dem Markt für Kryptowährungen. Seit April 2018 führt er ein Krypto-Musterdepot bei coin-stars.de und schreibt dazu regelmäßig einen Artikel in "€uro am Sonntag". Das Musterdepot hat sowohl den Bitcoin wie auch alle Kryptoindizes weit outperformt. Demnächst startet ein Realdepot auf verschiedene Kryptowährungen. Das Musterdepot wird publizistisch begleitet im Magazin "Börse Online" und auf boerse-online.de.
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