Bayer-Aktie bricht ein: Bayer gibt Gewinnwarnung aus - Schwacher Ausblick für 2021

"Um Bayer in einem anhaltend herausfordernden Marktumfeld weiter voranzubringen, hat der Vorstand beschlossen, zusätzliche operative Einsparungen in Höhe von mehr als 1,5 Milliarden Euro pro Jahr ab 2024 auf den Weg zu bringen", teilte der Pharma- und Agrarchemiekonzern am Mittwochabend mit. Das Leverkusener Unternehmen kämpft mit "erheblichem Gegenwind" durch die Corona-Pandemie, vor allem im Agrargeschäft. Wegen der eingetrübten Aussichten in der Sparte fällt eine milliardenschwere Sonderabschreibung an. Die bereits im August gesenkten Ziele für 2020 bestätigte Bayer zwar, rechnet im kommenden Jahr aber mit einem Ergebnisrückgang.

"Wir müssen unsere Kostenstrukturen an die veränderten Marktbedingungen anpassen und gleichzeitig Mittel für weitere Investitionen in Innovation und Wachstum bereitstellen", sagte Vorstandschef Werner Baumann. Das könnte auch zu weiteren Stellenstreichungen führen, nachdem Bayer bereits 2018 den Abbau von 12.000 Arbeitsplätzen beschlossen hatte. Zum Ende des ersten Halbjahres beschäftigte der Konzern rund 101.200 Mitarbeiter. An der Vereinbarung, bis Ende 2025 auf betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland zu verzichten, will Bayer festhalten. Die Details der Einsparungen würden derzeit im Detail erarbeitet und befänden sich noch in einem frühen Stadium.

Bei den einzelnen Sparten leidet insbesondere das Agrargeschäft Crop Science, das Bayer mit der Übernahme des US-Konzerns Monsanto deutlich ausgebaut hatte, unter der Pandemie. Dort seien die Auswirkungen "tiefgreifender" als zunächst erwartet. Als Gründe nannte Bayer niedrige Preise bei wichtigen Nutzpflanzen, intensiven Wettbewerb bei Soja und einen geringeren Biokraftstoffverbrauch. Hinzu kämen teils massive negative Währungseffekte etwa beim brasilianischen Real.

"Diese Situation wird sich voraussichtlich in nächster Zeit nicht ändern", erklärte Bayer. Daher werde von einer Sonderabschreibung auf Vermögenswerte des Agrargeschäfts im mittleren bis oberen einstelligen Milliarden-Euro-Bereich ausgegangen. Das Pharma-Geschäft dürfte dagegen 2021 vermutlich wieder wachsen. Dort seien zusätzliche Investitionen geplant. Das lange Zeit maue Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten habe sich "stark" entwickelt und dürfte schneller wachsen als die Konkurrenz. Selbst kleinere Zukäufe zieht Bayer in dem Bereich nun in Betracht.

Weitere Geschäfte und Marken auf dem Prüfstand

Neben den neuen Einsparungen, die zusätzlich zu den 2018 angekündigten jährlichen Ergebnisbeiträgen von 2,6 Milliarden Euro ab 2022 kommen, prüft Bayer die Möglichkeit, sich von "nicht-strategischen Geschäften oder Marken unterhalb der Divisionsebene" zu trennen. Der Konzern hat bereits einige Marken in der Sparte Consumer Health verkauft und sich in diesem Jahr vom Tiermedizin-Geschäft getrennt. Die Dividendenpolitik soll dagegen beibehalten werden: Weiter sollen jedes Jahr 30 bis 40 Prozent des bereinigten Ergebnisses je Aktie ausgeschüttet werden. Dabei würden die Ausschüttungen in den kommenden Jahren aber am unteren Ende der Spanne erwartet.

Das bereinigte Ergebnis je Aktie dürfte 2021 währungsbereinigt leicht unter dem Niveau des Vorjahres liegen. Den Umsatz erwartet Bayer in etwa auf dem Niveau des Jahres 2020. In diesem Jahr rechnet der Vorstand weiter mit einem währungsbereinigten Umsatzanstieg von bis zu einem Prozent auf 43 bis 44 Milliarden Euro, das bereinigte Ergebnis je Aktie soll auf 6,70 bis 6,90 Euro steigen. Bayer hatte im August für das zweite Quartal einen Rekordverlust wegen Rückstellungen für den Glyphosat-Vergleich in den USA bekanntgegeben und seine Ziele wegen der Corona-Krise gesenkt.

Bayer-Aktien im Rückwärtsgang

Erst die noch nicht bewältigten Glyphosat-Rechtskonflikte, jetzt ein mauer Ausblick für 2021: Die leidgeplagten Anleger von Bayer kommen nicht zur Ruhe. Die Aktien des Agrarchemie- und Pharmakonzerns waren im frühen XETRA-Handel am Donnerstag tief abgesackt und hatten sich damit auf dem niedrigsten Niveau seit März dem Tiefpunkt aus dem Corona-Crash bei 44,86 Euro genähert.

Bis zum Handelsschluss gaben die Bayer-Papiere noch 13,07 Prozent nach auf 46,34 Euro. Damit waren sie aber immer noch der mit Abstand schwächste Wert im moderat steigenden DAX.

Für das kommende Jahr rechnet Bayer beim währungsbereinigten Ergebnis je Aktie mit einem Rückgang, der Umsatz soll in etwa auf dem Niveau von 2020 liegen. Der Konzern erklärte, Wachstum und Barmittelfluss dürften 2021 voraussichtlich niedriger ausfallen als geplant und könnten nur zum Teil durch Einsparungen ausgeglichen werden.

Besonders in der Agrarbranche hätten sich in der Corona-Krise die Wachstumserwartungen reduziert, erläuterten die Leverkusener. Als generelle Belastungsfaktoren nannte der Konzern niedrigere Preise, einen intensiveren Wettbewerb, einen geringeren Biokraftstoffverbrauch sowie teilweise massive negative Währungseffekte wie beispielsweise beim Brasilianischen Real.

Als Reaktion auf die negativen Nachrichten strichen bereits mehrere Analysten ihre Kaufempfehlungen für die Bayer-Aktien und stampften ihre Kursziele deutlich ein. Viele Experten sehen die Ziele für das kommende Jahr deutlich unter den Markterwartungen. Zudem gebe es klare Einschnitte bei der Dividende.

Der Fachmann Stephen McGarry von der Investmentbank HSBC wies darauf hin, dass die Barmittel-Entwicklung ausgerechnet dann nachlasse, wenn Bayer im Pharmabereich mehr investieren sollte. Analyst Peter Verdult von der Citigroup resümierte, angesichts wohl deutlich sinkender Ergebnis- und Dividendenschätzungen habe sich die Anlageidee deutlich verschlechtert. Seine bisherige Kaufempfehlung habe auf der Bewertung und auf der Hoffnung einer nahenden Lösung im Glyphosat-Rechtsstreit basiert, doch er habe sich getäuscht. Die Sorgen bezüglich der langfristigen Wachstums- und Margenperspektiven dürften zunehmen.

Analyst Jean-Jaques Le Fur vom Investmenthaus Bryan Garnier warf derweil den Blick zurück auf den 7. Juni 2018. An diesem Tag hatte Bayer die Übernahme des US-Saatgutkonzerns Monsanto abgeschlossen. Seitdem hätten die Leverkusener mit schöner Regelmäßigkeit schlechte Nachrichten zu verkünden gehabt. Nun sei klar, dass das zum Zeitpunkt des Kaufs des US-Konzerns angestrebte Umsatzwachstum nicht erreicht werde.

Am Tag der Übernahme hatten die Bayer-Aktien noch bei rund 99 Euro notiert, nun stehen sie mehr als 50 Prozent tiefer. Mit dem Deal hatte sich der Konzern Rechtsstreitigkeiten um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat aufgehalst. Bayer würde die vielen US-Klagen am liebsten auf einen Schlag durch einen großen Vergleich aus der Welt schaffen. Zuletzt hat es Bayer zufolge bei den entsprechenden Verhandlungen auch deutliche Fortschritte gegeben.

Mit dem Kursrutsch an diesem Donnerstag hat sich derweil das charttechnische Bild noch weiter eingetrübt. Während der langfristige Trend bereits seit spätestens Anfang August nach unten zeigt, sind die Bayer-Papiere mittlerweile auch aus kurzfristigerer Sicht weit von der 21- und vor allem der 50-Tage-Durchschnittslinie entfernt. An beiden Kurven hatte sich der Bayer-Kurs im September noch im Großen und Ganzen entlang gehangelt.

FRANKFURT (Reuters / dpa-AFX)

Aktie im Fokus
[finanzen.net] · 01.10.2020 · 17:55 Uhr
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